Der zweite NSU-Untersuchungsausschuss befragte zwei Ermittler der Sonderkommission “Parkplatz”, die den Heilbronner Polizistenüberfall aufklären sollten. Während der Befragungen gaben sie detaillierte Einblicke in Ermittlungsanstrengungen, die ich bisher aus den 54 im Internet veröffentlichen Ermittlungsakten nicht kannte. Diese Aussagen stelle ich hiermit vor und diskutiere sie. Teil 7) Sonderkommission Parkplatz wertete Kreuztreffer nicht aus weiterlesen
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Teil 6) Auf sogenannter “NSU-Todesliste” steht kein einziger der Tatorte
Der zweite parlamentarische Untersuchungsausschuss des Bundestages war parteiübergreifend überzeugt, dass es ein bisher unbekanntes rechtsterroristisches Netzwerk gäbe. Auf diese Art erklärten sich die Bundestagsabgeordneten die sogenannte “Todesliste”, die im Brandschutt vor Beate Zschäpes Haus Mitte November 2011 gefunden wurde. Das Trio hätte unmöglich alleine hunderte (angebliche) Anschlagsziele auskundschaften können. Aber handelte es sich überhaupt immer um Anschlagsziele? Teil 6) Auf sogenannter “NSU-Todesliste” steht kein einziger der Tatorte weiterlesen
Teil 5) Andreas Temme telefonierte nur “vermutlich” “gegen 16:11” mit Informanten Benjamin Gärtner
Mit der sogenannten “Selbstenttarnung des NSU” Mitte November 2011 rückte die rechtsextreme Szene in den Mittelpunkt der Ermittlungen. Die Kasseler Polizei führte daher in diesem Zeitraum einen “Abgleich der Telefondaten” durch, mit folgenden Ergebnis:
Der hessische Geheimdienst-Agent Andreas Temme telefonierte mit seinem Informanten aus der rechten Szene, Benjamin Gärtner, um 16:11 von seinem Festnetzanschluss im Büro. Ein Bericht der Staatsanwaltschaft Kassel vom 04.01.2012 informiert:
“Neu bekannt wurde aufgrund einer erneuten Überprüfung der erhobenen Massendaten, dass vermutlich [geschwärzt] am Tattag gegen 16.11 ein weiteres Telefonat mit [geschwärzt] führte.” (Bundestag, Anlage 58 – MAT A OLG-1, Sachakten, Ordner 145, Band 6.6, Ordner 4, S. 1-19)
“Dieser Abgleich war zum Zeitpunkt der Einstellung des Verfahrens gegen [geschwärzt] noch nicht möglich, da die Massendaten zu diesem Zeitpunkt noch nicht zur Verfügung standen. Dieser Abgleich ergab ein Telefonat zum angegebenen Zeitpunkt zwischen dem Anschluss [geschwärzt] und einem Anschluss in der Außenstelle des Landesamtes für Verfassungsschutz.” (ebd)
Es gibt bei dieser Darstellung Ungereimtheiten, die auch der zweite parlamentarische NSU-Untersuchungsausschuss des Bundestages nicht aufklärte: Teil 5) Andreas Temme telefonierte nur “vermutlich” “gegen 16:11” mit Informanten Benjamin Gärtner weiterlesen
Hexenprozess gegen Beate Zschäpe findet ein Ende
Ich bin gespannt, inwieweit und ob Zschäpes “prozessualer Selbstmord” genützt wird, sie möglicherweise lebenslänglich einzusperren. Es können hier Kommentare zum Urteil veröffentlicht werden.
Beate Zschäpe verzichtete zuvor am 26.07.18 auf Herausgabe von Munitionsteilen. Welche damit gemeint sind, ist unbekannt. Im Gehirn von Uwe Böhnhardt wurden Munitionsteile gefunden, die nicht untersucht wurden.
Quelle: twitter
Teil 4) Steckt hinter NSU-Briefbombenattrappen der österreichische Briefbomber Franz Fuchs?
Ich fand im Wortprotokoll der 43. Sitzung des zweiten NSU-Untersuchungsausschusses des Bundestages eine unglaublich klingende Behauptung der linken Bundestagsabgeordneten Petra Pau. Laut ihr hätte Franz Fuchs einen Sprengstoff-Lieferanten gehabt, der ihr bekannt wäre. Franz Fuchs hätte laut offizieller österreichischer Darstellung als Einzeltäter von 1993 bis 1997 die österreichische Briefbombenserie verübt. Zum Zweiten hätte laut Pau dieser Lieferant Anfang der 2000er Jahre zeitweise in einer Wohngemeinschaft mit dem Lebensgefährten von Corinna G. gelebt. Corinna G. besuchte zwischen 2005 und Anfang 2006 bis zu drei Mal das kasseler Internetcafe, indem im April 2006 ein Ceska-Morde stattfand. Außerdem war sie in den 90er Jahren beim sogenannten “Thüringer Heimatschutz” dabei, als dort 1996/1997 Briefbomben-Attrappen auftauchten. Diese thüringer Attrappen sind laut Bundeskriminalamt aus ein und derselben Werkstatt mit den Briefbomben-Attrappen, die 1999 in Österreich verschickt wurden.
Teil 3) Stellte Internetflirt TanyMany Geheimdienst-Agenten Andreas Temme eine Falle?
Ich vermutete in einem früheren Artikel, dass der (damalige) hessische Geheimdienst-Beamte Andreas Temme “reingelegt” worden sein könnte. Betraten die Mörder das kasseler Internetcafe und erschossen den Betreiber Halit Yozgat just in dem Moment, als Temme mit seinem Auto wegfuhr?
Nach meiner Einschätzung hätte der Iraker Hamadi Sh. die ideale Beobachterposition gehabt, das Opfer auszuspähen und den passenden Moment zum Angriff per Telefongespräch mitzuteilen. Er telefonierte nur 3-4 Meter neben Yozgat, als er erschossen wurde. Just in dem Moment als Temme das Cafe verließ, startete sein zweiter Anruf.
Wurde Temme beschattet?
Benjamin Gärtner war einer der Informanten Temmes. Sie trafen sich einige Tage nach der Ermordung Yozgats. Gärtner schildert seinen Eindruck:
“Mir fällt jetzt noch ein, dass der Alex [Aliasname Temmes] bei diesem Treffen besonders nervös war, weil er sonst sein Jackett auszog und über den Stuhl hängte. Bei diesem Treffen hat er das nicht gemacht. … Außerdem hat er sich dauernd umgeschaut. Für mich hatte das den Eindruck, dass er sich beobachtet fühlte.” (Bundestag, erster NSU-Untersuchungsausschuss, Protokoll 27, S. 43)
Wurde Temme von Hamadi Sh. beschattet?
Um 16:50 betrat Temme das Cafe und begab sich in den hinteren Bereich an einen Computer. Vier Minuten später, um 16:54, startete Hamadi Sh. vorne, direkt neben der Theke, sein erstes Gespräch. Er beendete es just um 17:01, als Temme das Cafe verließ. Daraufhin fing Hamadi Sh. sein zweites Gespräch an.
In den Anlagen des zweiten NSU-Bundestags-Untersuchungsausschusses fand ich Material, welches ausgerechnet Hamadi Sh. weiter ins Zwielicht rückt – er informierte nachweislich die Ermittler falsch!
Zwei im Cafe im hinteren Bereich sitzende Zeugen hörten verdächtige Geräusche, aber erst nachdem Temme seinen Computer um 17:01 verließ. Zum Beispiel hörte eine Person ein “dumpfes Geräusch”, aber erst “2-3 Minuten” nachdem Temme seinen Platz verließ.
Ausgerechnet Hamadi Sh. will Schüsse kurz vor 16:54 gehört haben, als Temme noch im Internetcafe anwesend war. In einem Bericht der Staatsanwaltschaft Kassel steht, dass Hamadi Sh. …
“… unmittelbar zu Beginn seines Telefonates (um 16.54 Uhr) Knallgeräusche wahrgenommen habe. Kurz danach habe vermutlich eine Person das Internet Cafe verlassen.” (Anlage 40, S. 11)
Seine Darstellung ist falsch, denn zu Beginn des ersten Gespräches war Yozgat noch am Computer aktiv.
“Bezüglich dieser Zeitangabe ist aber festzustellen, dass 50 Sekunden nach Beginn des ersten Telefonats von [geschwärzt], d.h. um 16.54.51 Uhr noch eine Action am PC des Getöteten (Aufruf einer Internetseite) erfolgte.” (Anlage 58, S. 5)
Außerdem gibt es eine Zeugin, die Yozgat um 16:57 lebendig hinter dem Schreibtisch sitzen gesehen hat:
“Im Nachhinein konnte noch die Zeugin [geschwärzt] ermittelt werden. Sie (…) führte anschließend von ihrem Handy aus mehrere Telefonate. Eines dieser Telefonate führte sie in Höhe vom Internet Cafe. Sie wollte das Cafe betreten, um eine Telefonkarte zu kaufen, unterließ dies aber, weil das zu “schmuddelig” auf sie wirkte. Durch die Schaufensterscheibe konnte sie einen Mann hinter dem Schreibtisch sitzen sehen. (…) Feststellungen ergaben, dass das besagte Telefonat der [geschwärzt] um 16.57 Uhr geführt wurde.” (Anlage 40, S. 7)
Die Falschauskunft könnte dazu gedient haben, eine genaue Rekonstruktion der Tat zu vereiteln. Tatsächlich nahm die Sonderkommission einzig aufgrund der Aussage von Hamadi Sh. an, dass der Mord auch schon um 16:54 sich ereignet haben könnte. Des Weiteren nahm sie an, dass der Mörder nur ein kleines Zeitfenster von 40 Sekunden gehabt hätte, um nach 17:01 Yozgat unbemerkt zu erschießen. Hamadi Sh. sagte nämlich aus, dass er nach Beendigung seines zweiten Telefongespräches um 17:03:26 die Telefonkabine verließ und keine verdächtigen Beobachtungen machte. Er hätte Halit Yozgat vergebens bis zum Eintreffen dessen Vaters um 17:05 gesucht.
Warum ging Temme ins Internetcafe?
Temme stempelte sich gegen 16:45 von seiner Arbeitsstelle beim Amt für “Verfassungsschutz” aus und sass seltsamerweise schon ein paar Minuten später im Internetcafe hinter einem Computer.
„Ich habe mich gegen 16:45 Uhr [im Büro] ausgestempelt. Um 16:50 Uhr hab ich mich [am PC im Internetcafe] eingeloggt und um 17:00 Uhr wieder ausgeloggt.“ (Zeugenaussage Temmes im NSU-Prozess, Wortprotokoll von Jürgen Pohl)
Nach Temmes Darstellung hätte er sich dort aus privaten Gründen aufgehalten, um mit einer Frau im Internet zu flirten.
… oder um Halit Yozgat zu ermorden?
Dies ist abwegig, denn Temmes Verhalten wäre sehr unvorsichtig gewesen. Er wäre mit der Waffe ins Cafe gegangen und hätte dort mit ihr erstmal 11 Minuten verbracht. Er war jedoch im Internetcafe seit Jahren persönlich bekannt und hätte daher damit rechnen müssen, gesehen und erkannt zu werden! Dann surfte er laut der polizeilichen Auswertung im Internet auf der Flirtseite „iLove.de“, wo er mit seiner Handynummer registriert war. Auf diese Weise konnte er von der Polizei auch aufgespürt werden.
Wer könnte Temme in die Falle gelockt haben?
Die Mörder hätten im Vorfeld wissen müssen, dass Temme ins Cafe fahren würde. Es ist unbekannt, ob er seinen Besuch jemand im Vorfeld mitteilte. Er chattete jedoch im Flirtportal laut Polizeiauswertung ab 16:50 mit der bis heute unbekannten „TanyMany”, für die sich seltsamerweise niemand interessiert. Dabei wäre sie eine wichtige Zeugin, da sie sich offenbar mit Temme verabredete. Die weitere Frage ist, warum die beiden schon nach 11 Minuten ihren Austausch wieder beendeten.
Die Bundestagsabgeordneten des zweiten NSU-Untersuchungsausschusses ignorierten die Möglichkeit, dass Temme in eine Falle gegangen ist. Es ist davon auszugehen, dass auch der hessische NSU-Ausschuss dementsprechend ungenügend untersuchte und den Sachverhalt nicht beleuchtete oder gar aufklärte.
Teil 2) Leiter Kripo Zwickau Bernd Hoffmann: Tatwaffen Heilbronner Polizistenüberfall erst am 09.11. gefunden
In bzw. an Zschäpes zwickauer Wohnung sicherte am 05. und 06.11.11 der sächsische Polizist Frank Lenk drei Schusswaffen, die jedoch laut ihm (angeblich) ohne Dokumentation vor Ort einfach abtransportiert worden wären. Damit hätte die Polizei gegen elementare Gebote der Beweismittel-Sicherung verstoßen. Was könnte hinter dieser Ungereimtheit stecken?
Der Abschlussbericht des zweiten NSU-Untersuchungsausschusses des Bundestages legte sich fest, dass eine der Tatwaffen des Heilbronner Polizistenüberfalls am 05.11.11 in Zschäpes Wohnung gefunden worden wäre, am 06.11.11 die zweite im Schutthaufen vor ihrer Wohnung.
Dabei spricht die Aussage des hochrangigen zwickauer Polizisten Bernd Hoffmann gegen diese Darstellung, laut ihm wären elf Waffen allesamt erst am 09.11. sichergestellt worden! Seine Darstellung würde die Ungereimtheiten in den Akten erklären, zum Beispiel die logischen Brüche in den Durchnummerierung (W1-W11) der Waffen.
Handelt es bei der fehlenden Dokumentation der Beweismittel-Sicherung nur um eine Schutzbehauptung? Will der entscheidene Zeuge Frank Lenk damit vertuschen, dass er am 05.-06.11. noch gar keine Waffen gefunden hatte?
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Teil 1) Analyse von Dokumenten des zweiten NSU-Untersuchungsausschusses des Bundestages
Der Bundestag setzte Ende 2015 einen zweiten Untersuchungsausschuss ein, der 2017 seinen Abschlussbericht veröffentlichte. 2018 veröffentlichte der Bundestag im Internet 94 Anlagen, etwa Ermittlungsakten des Bundeskriminalamtes (BKA) und Wortprotokolle der Ausschuss-Sitzungen, die ein Licht auf die Arbeit des Parlaments werfen. Es wurde klar:
Obwohl die Abgeordneten über den Verdacht der Beweismittel-Manipulation in Wohnmobil und Zwickauer Wohnung detailliert informiert wurden, auch über den Verdacht der Ermordung der (angeblichen) NSU-Haupttäter Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, war es nie die Absicht des Ausschusses, das Konstrukt “NSU” grundsätzlich in Frage zu stellen. Vielmehr verstanden die Abgeordneten ihre Arbeit darin, vielbeschworenen “Verschwörungstheorien” die Grundlage zu entziehen. Teil 1) Analyse von Dokumenten des zweiten NSU-Untersuchungsausschusses des Bundestages weiterlesen
Gefährdete erschossene Polizistin Michele Kiesewetter US-Interessen?
Dieser Artikel analysiert einen Tag (05.04.2007) im Leben der erschossenen Polizistin Michele Kiesewetter. Dadurch kommen Ungereimtheiten zum Vorschein, die bis heute ungeklärt sind. Die Frage ist, ob eine Verbindung zu ihrer Ermordung am 25.04.2007 besteht.
Zuerst wird die Faktenlage anhand der im Internet veröffentlichten Ermittlungsakten dargestellt, siehe Ordner 6 hier, Ordner 1 hier, Ordner 9 hier. Darauf aufbauend hinterfrage ich die Aussagen einzelner Polizeibeamter und stelle die Ungereimtheiten heraus. Dann spekuliere ich über mögliche Hintergründe und Verbindungen. Gefährdete erschossene Polizistin Michele Kiesewetter US-Interessen? weiterlesen
Überwachte Polizei Kiesewetters Handy aufgrund Bedrohungslage?
Der Artikel analysiert die Unterschiede zwischen den Daten auf Kiesewetters Handyspeicher und des t-mobile-Verbindungsnachweises. Darauf aufbauend werden zwei mögliche Szenarium vorgestellt, was der Hintergrund gewesen sein könnte.
Als Erstes werden jedoch die Fakten vorgestellt: Folgende 12 Punkte sind aus polizeilichen Ermittlungsordnern entnommen, Ordner 6 kann hier eingesehen werden, Ordner 1 (hier), Ordner 9 (hier). Überwachte Polizei Kiesewetters Handy aufgrund Bedrohungslage? weiterlesen