Juristische und wissenschaftliche Zweifel an 2G und 2G+/BB
In Niedersachsen hat das Oberverwaltungsgericht die 2G-Regelung im Einzelhandel vorläufig außer Vollzug gesetzt, da sie nach den dortigen Gegebenheiten „derzeit keine notwendige Schutzmaßnahme“ sei, [1].
Die Landesregierung will sich nicht damit abfinden, sondern setzt in einer ersten (Trotz-)Reaktion darauf, dass die Läden unter Nutzung ihres Hausrechts die 2G-Praxis freiwillig fortführen. Würde sie die diskriminierende Testung Ungeimpfter ersetzen wollen durch eine allgemeine Testpflicht (von der im folgenden noch die Rede sein wird), dann könnte man diese Einstellung rechtlich nicht beanstanden. Aber so zeigt sie klar:
Nicht eine sinnvoll-systematische Viren-Suche (Testung) liegt ihr am Herzen, sondern ein schier zum Verfolgungswahn gewordener selektiver Schikanierungs-Trieb. Die Besessenheit, die sich hierin zeigt, ist so peinlich-entlarvend wie der offen gezeigte Missmut, dass Gerichte dieser Besessenheit entgegentreten.
Bei der 2G-plus-Regelung sollten in manchen Bundesländern Geimpfte mit einem Bonbon zum Boostern animiert werden, indem man (nur) die Geboosterten vom Test-Zwang wieder befreit, der mit dem „plus“ gerade eben eingeführt worden war.
Oberhalb der Unterklasse der Ungeimpften sollte so die Oberklasse der Geimpften geteilt werden in (irgendwie) Impfwillige einerseits und die jederzeit verlässlichen Hardcore-Abo-Impfer andererseits, die manche zum neuen Bürger-Ideal erheben wollen. Auch dieser Diskriminierungs-Variante (2G+ mit Booster-Bonus) droht nun Ungemach, nämlich durch das Auftauchen der Viren-Variante namens Omikron bzw. den großen Gefahren, die manche Wissenschaftler in ihr sehen.
„Diese Überlegungen haben sich mit Omikron komplett erledigt“, sagte nämlich Carsten Watzl, Generalsekretär der Deutschen Gesellschaft für Immunologie, [2].
Wenn Tests die neue (rechtliche) Hürde für ALLE werden müssen
– dann kann der Impf-Status nicht den Rang einer Hürde behalten
Wenn an brisanten Punkten Zutritt nur getesteten (also akut nachgewiesen virenfreien) Menschen gestattet werden kann, weil (angesichts Omikron) „Impfung allein“ nicht genügt – wozu taugt der Impf-Status dann überhaupt noch in Sachen (Nicht-)Zugang?
Doch nicht als rechtliche Hürde für Ungeimpfte, bloß um sie (weiterhin) für ihre Unbotmäßigkeit stigmatisieren zu können, d.h. sie (jetzt aber ohne echte epidemiologe Gründe) von ihren grundgesetzlich verbürgten Rechten abzuschneiden?
Manche haben sich aber ans Schikanieren und Beschimpfen des Ungeimpften schon so gewöhnt, dass sie es schwer haben werden, den „lieb gewonnenen“ Sündenbock aufzugeben und ihn wieder als gleichberechtigten Menschen zu betrachten, dessen Rechte nicht einfach bloß eingeschränkt werden dürfen, weil er eben „anders“ ist und man ihn weiterhin „kritisch“ beäugen will.
Omikron – Schrecken der Ungeimpften oder der Geimpften?
Liest man die Überschriften [3] [4], dann hat unser erlauchter Hof-Virologe Christian Drosten bereits sein vernichtendes Urteil gesprochen: Er „warnt Ungeimpfte vor schweren Krankheitsverläufen durch Omikron-Variante“.
Bei genauerer Lektüre ergibt sich jedoch zunächst einmal:
Omikron „scheint hochansteckend zu sein und laut ersten Laboranalysen zeigen Impfungen eine geringere Effizienz gegenüber Omikron als gegenüber Delta“, [5].
Gegenüber Delta ist die „Effizienz“ derzeit bekanntlich dabei, sich in Luft aufzulösen und laut Virologin Sandra Ciesek (Universitätsklinikum Frankfurt) zeigen Immunisierte eine um circa 40-fach reduzierte neutralisierende Wirkung der Antikörper im Vergleich zur Delta-Variante: Nur ein Vierzigstel der Antikörper kann Omikron unschädlich machen.
Hierzu Drosten – schwach tröstend, aber (selber) stark überzeugt: Dies bedeute nicht dass die Impfung 40-mal weniger schützt. Der reale Immunitätsverlust sei viel geringer. „Das Einzige, was man wirklich mit Sicherheit sagen kann: Es ist besser, wenn man geimpft ist. Es ist noch besser, wenn man geboostert ist“
Die WHO will sich mangels Daten noch nicht festlegen, ob (und für wen) eine Ansteckung mit der neuen Variante zu schwereren Krankheitsverläufen führt. Anders der Mediziner Roman Wölfel vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München im Dlf:
Die Daten aus Südafrika zeigten, dass viele der Patientinnen und Patienten offenbar zum wiederholten Mal an Covid-19 erkrankt waren. „Und bei diesen Personen war der [Omikron-] Krankheitsverlauf zu anderen Varianten und anderen Erstinfektionen sehr mild.“
Südafrikaner – „zum wiederholten Mal an Covid-19 erkrankt“
… will uns Wölfel von einem besonders krankheitsanfälligen Völkchen berichten? Nein – hinter dieser Umschreibung verbirgt sich, dass Südafrika eine sehr niedrige Impfquote hat und daher die bisherigen Corona-Wellen die Chance hatten, das ungeimpfte Volk auf natürliche Weise – und sehr gründlich – zu immunisieren.
Letzteres räumt sogar Christian Drosten ein [3]:
„Auf Basis der ersten Zahlen geht der Virologe Christian Drosten davon aus, dass die neue Coronavirus-Variante Omikron den Übergang aus einer pandemischen in eine endemische Situation markieren könnte – zumindest im Süden Afrikas.“
Man höre und staune, auch der große Impf-Befürworter gibt also zu:
Die Südafrikaner stehen gegenüber Omikron besser da als wir, WEIL sie im wesentlichen ungeimpft sind (und nicht etwa, obwohl sie ungeimpft sind).
Man weiß nicht, wie lange der bekanntlich etwas wirre und wechselhafte Professor sich an diese Aussage erinnern wird, aber es gibt natürlich noch keine endgültigen Omikron-Wahrheiten.
Omikron – echtes oder aufgebauschtes Schreckenspotenzial?
Virologe Alexander Kekulé hat auf seinem MDR-Podcast darüber nachgedacht, was der Grund für die milden Verläufe bei Omikron sein könnte. Er schaut dabei nicht so sehr auf die Eigenschaften der Südafrikaner, sondern auf die des Virus: Anders als andere Erkältungsviren kann Sars-Cov-2 nämlich neben den oberen Atemwegen sich auch auf die unteren (Lunge) stürzen, wo bekanntlich die schweren Verläufe verortet werden.
Aber vielleicht ist gerade die Omikron-Mutation so gestrickt, dass sie sich mit den oberen Atemwegen begnügt und genau deshalb schwere Verläufe ausbleiben?
So etwas kann nur einem echten Virologen einfallen; notorische P(l)andemiker wie Drosten können nichts damit anfangen – da fehlt einfach der notwendige Panikfaktor. Wer soll sich vor so einem halb-garen Virus noch ängstigen und schnell zum Impfen laufen?
Hier zeigt sich sehr schön das Dilemma des Christian Drosten:
Will er Omikron zum Schreckgespenst aufhübschen, dann muss er dessen (unbestreitbare) Harmlosigkeit in Südafrika zur dortigen Spezialität erklären. Tut er aber dies, dann lenkt er den Blick auf die Besonderheit der Südafrikaner, die deren Standortvorteil ist:
die sehr niedrigere Impfquote.
Unausgeprochen sagt er uns also: Liebe Deutsche, nachdem wir euch erfolgreich angefixt und hoch-gequotet haben, seid ihr jetzt endgültig Impf-Junkies und könnt euch nicht mehr so einfach aus der nächsten Impf-Runde ausklinken, wie die Südafrikaner das noch können!
Gibt es bald den 4. (und 5.?) Pieks, speziell für Omikron?
Ein bekanntes Großmaul äußert sich derzeit vorsichtig, was aber kein Entwarnungs-Zeichen ist, sondern – ganz im Gegenteil – uns vorsichtig machen sollte hinsichtlich seiner anstehenden Pläne. FOCUS zu Minister Lauterbachs Ansage von vor zwei Tagen:
Möglicherweise könne es eine spezielle Omikron-Impfung geben. „Aber das ist aktuell noch nicht sicher.“ Für diese Möglichkeit sei aber auch die 80-Millionen-Lieferung gekauft worden, so der Minister, [6].
Was gekauft ist, muss auch verbraucht werden – das war schon die Devise seines Vorgängers Spahn. Da kann die Variante heißen wie sie will und das mRNA-Lob („schnell an neue Varianten anpassbar“) noch so innig – Biontech liefert bisher immer noch die Brühe gegen das ursprüngliche Wuhan-Virus (Lauterbach konnte also noch nichts anderes kaufen) und die muss eben weg.
Biontech-Chef Şahin würde nicht protestieren, wenn die veralteten Vorräte weggeschüttet werden (zurücknehmen muss er ja nichts). Wenn sie aber noch schnell als 4. Impfung (alias Booster 2 alias Omikron 1) zum Einsatz kommen, dann kann er er im Frühjahr frische Ware (dann auch gern als chemisches Update) verkaufen:
5. Impfung (alias Booster 3 alias Omikron 2).
Salomonisch hält er sich alle Marketing-Optionen offen:
„Ich glaube, dass wir ab einem bestimmten Zeitpunkt einen neuen Impfstoff gegen diese neue Variante brauchen werden.“ Denn Omikron könne sich zu einer sogenannten Antikörper-Escape-Variante entwickeln, die „möglicherweise in der Lage ist, geimpfte Personen zu infizieren“ – aber bitte keine Angst vor der alten Impfstoff-Version: Vor schweren Verläufen würden die aktuellen Impfungen auch bei der Omikron-Variante weiterhin gut schützen, [7].
Damit sich die hysterischen Nachfrage-Wellen nicht unübersehbar überlappen, macht er den weisen Vorschlag, die Impf-Frequenz zu erhöhen. Genauer: er hat das Wirksamkeits-Versprechen („bis zum neunten Monat sehr hoch“) vom 21. November bereits nach wenigen Wochen („wegen Omikron“) auf drei Monate reduziert, [8].
Prof. Carsten Watzl und Prof. Christine Falk von der Deutschen Gesellschaft für Immunologie protestieren zwar:
Aus immunologischer Sicht seien „vier Monate das Minimum“, denn die Impfung müsse im Körper des Impflings erst „reifen“ [9].
Aber das sind Beamte ohne jeden Sinn fürs Geschäft und ohne Verständnis, dass der frisch gebackene Milliardär Şahin an den Produktionsstandorten seines Saftes zur Sicherung des Cash Flow die Kommunen bereits um eine Gewerbesteuer-Ermäßigung angehen musste.
4 Wochen statt 4 Monate Impfabstand: Hat sich NRW-Minister nur verhört – oder zu früh aus dem Nähkästchen geplaudert?
„NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann (CDU) ging mit einer Verkürzung der Booster-Frist in die Gesundheitsminister-Konferenz am Dienstag. Nordrhein-Westfalen erlaubte ab sofort, dass alle Erwachsenen schon vier Wochen nach der zweiten Dosis eine Auffrischimpfung erhalten, wie Laumanns Sprecher unserer Redaktion sagte. Doch einen Tag später ruderte das Ministerium zurück“, [10].
Zunächst sprach man von einem „kommunikativen Desaster“ und es kam eine Klarstellung aus dem NRW-Gesundheitsministerium:
Die „verwirrende vier-Wochen-Frist“ soll nur in medizinischen Ausnahmefällen gelten, ansonsten gelte wieder (wie in den anderen Bundesländern) der 5-Monats-Abstand als „Regelfall“, [11].
So ganz vollständig war die „Rückkehr“ zur Herde allerdings nicht:
Bei kommunalen Impfstellen oder in Impfzentren seien impfwillige Personen „nicht zurückzuweisen“, wenn ein Mindestabstand von vier Monaten erreicht ist, so der Wortlaut des neuen Erlasses.
Der Wille zum Verkürzen ist also durchaus noch vorhanden, aber die Warnungen der Deutschen Gesellschaft für Immunologie zu umgehen, gilt derzeit wohl noch als zu heikel. Nachdem auf die STIKO wiederholt Druck ausgeübt worden war, will die Politik nicht unnötig erneut ihre Missachtung der Wissenschaft zeigen, wo sie deren Vorgaben doch angeblich so eifrig-bemüht erfüllen und dem Volk schmackhaft machen will.
Als offiziellen Grund des Zurück-Ruderns betont man jetzt:
Ärzte kritisieren die bundesweit drohende Impfstoff-Knappheit, daher soll jetzt auch in NRW ein Abstand von fünf Monaten wieder der Regelfall sein, [12].
Die Ärzte mögen ja an ihr Argument glauben, aber „Knappheit“ ist bei Impfstoffen ein äußerst relativer Begriff: Wir haben viel zuviel Moderna, was weg muss (Verfalldatum Februar), was aber wir nicht an die Generation unter 30 verspritzen können – und viele der Älteren sind skeptisch-zögerlich gegenüber Moderna.
Biontech sei dagegen knapp – oder lässt man dies die Impf-Willigen nur so lange glauben, bis die verschmähten Moderna-Ladenhüter aufgebracht sind?
Denn Geschäftsmann Şahin würde (Moderna zuliebe?) bestimmt nicht so auffallend schnell und krass sein (bisheriges Top-)Produkt schlecht reden, wenn sein Update nicht längst ganz vorbildlich bereitstünde – wie damals, als es zur Monatsmitte in China den weltweit allerersten Corona-Toten gab:
„Als im Januar 2020 die ersten Informationen über das Virus sowie dessen genetische Sequenz bekannt wurden, begannen wir bei BioNTech mit der Entwicklung eines Impfstoffs“, erklärt Prof. Şahin, [13].
Neues Virus, neue Panik – neuer Sachzwang für neue Mini-Frist?
Omikron wird uns die nächsten Wochen intensiv beschäftigen.
Aus vier Monaten Impfabstand könnten doch noch ganz schnell vier Wochen werden, wenn findige bzw. willige Wissenschaftler feststellen werden: Omikron hat so viele Mutationen, dass es als völlig eigenständiges Virus betrachtet werden muss, das eine neue (Basis-)Impfung benötige, ohne Rücksicht auf bereits erfolgte Impfungen.
Das wäre auch die Lösung für die bisher von den reichen Ländern gehorteten Impfstoffe, die die Afrikaner (mangels Geld) bisher nicht kaufen konnten – jedoch (zum großen Kummer des großen Bill) auch gar nicht kaufen wollten. Es ist nämlich Weihnachtszeit, die Herzen gehen auf und sogar Muslim Erdogan will den Weihnachtsmann spielen:
Es sei eine Schande, dass nur sechs Prozent der afrikanischen Bevölkerung ein Vakzin erhalten hätten, sagt Staatspräsident Erdogan. Sein Land will nun 15 Millionen Dosen des selbst entwickelten Corona-Impfstoffs „Turkovac“ an Afrika zu spenden, [14].
Fazit:
Wer sich jetzt oder in nächster Zeit erst-impfen oder boostern lässt, gilt vielleicht schon wenige Wochen später wieder als Ungeimpfter. Jedenfalls dann, wenn er noch den „alten“ Impfstoff bekommt, während u.U. bereits längst die Vorbereitungen für ein Ausrollen des Turbo-Update-Impfstoffs laufen, mit dem das Omikron-Monster bekämpft werden soll.
Dieser neue Impfstoff dürfte – nach zwei Jahren Pandemie-Einübung – dann weg gehen wie warme Semmeln, so dass die Themen Impfpflicht und Impf-Apartheid (vorerst?) enden könnten.
[1] https://oberverwaltungsgericht.niedersachsen.de/aktuelles/presseinformationen/vorlaufige-ausservollzugsetzung-der-2-g-regelung-im-einzelhandel-207054.html
[2] https://www.zeit.de/gesundheit/2021-12/testpflicht-booster-impfung-omikron
[3] https://www.ndr.de/nachrichten/info/Drosten-im-Corona-Podcast-Risiko-fuer-Ungeimpfte-koennte-mit-Omikron-steigen,coronavirusupdate224.html
[4] https://www.stern.de/gesundheit/omikron–drosten-warnt-ungeimpfte-vor-schweren-krankheitsverlaeufen-31396554.html
[5] https://www.deutschlandfunk.de/omikron-neue-coronavirus-variante-b-1-1-529-100.html
[6] https://www.focus.de/politik/deutschland/brauchen-wir-bald-den-vierten-pieks-lauterbach-bringt-spezielle-omikron-impfung-ins-spiel_id_25706110.html
[7] https://www.merkur.de/welt/omikron-corona-biontech-impfstoff-wirkung-ugur-sahin-vakzin-neu-schutz-schwerer-zr-91157698.html
[8] https://friedensblick.de/32921/noch-minister-spahn-halbjaehrliches-boostern-kommt/#comment-10722
[9] https://www.pharmazeutische-zeitung.de/booster-nach-einem-monat-laut-immunologen-nicht-sinnvoll-130257/
[10] https://rp-online.de/nrw/panorama/corona-impfung-nrw-booster-doch-nicht-schon-nach-vier-wochen-moeglich_aid-64615209
[11] https://www1.wdr.de/nachrichten/landespolitik/laumann-klarstellung-zum-boostern-nach-vier-wochen-100.html
[12] https://rp-online.de/panorama/coronavirus/corona-impfstoff-wird-knapp-nrw-rudert-beim-boostern-zurueck_aid-64640353
[13] https://ec.europa.eu/info/strategy/recovery-plan-europe/recovery-coronavirus-success-stories/health/vaccines-and-fight-against-coronavirus_de
[14] https://www.diepresse.com/6075901/turkei-will-corona-impfstoff-turkovac-an-afrika-spenden