NSU-Opfer wurden vor Ermordung bedroht!

Fallanalytiker der Ceska-Morde berichteten, “dass nahezu alle Geschädigten Tage bis Monate vor der Tat von unbekannten Personen bedroht bzw. zumindest angegangen wurden. Bei einzelnen Opfern wurde durch nahestehende Personen nach solchen Besuchen eine gewisse Wesensveränderung beobachtet.” (Sonderkommission “Bosporus”) Knüpften die (angeblichen) Todesschützen Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos Kontakt zu den Erschossenen? Die damaligen Ermittlungen und der NSU-Prozess ergaben keinerlei Hinweise. Die Bundesanwaltschaft bleibt trotzdem dabei, dass das Trio die Taten aus rassistischen Gründen und Hass gegen Polizisten verübte und eine “Kleinstzelle” gewesen wäre. Die Opfer wären nur deshalb ausgewählt worden, weil sie Ausländer bzw. Polizisten gewesen wären. Sie schließt kategorisch aus, dass eine kriminelle Organisation bei der Auswahl beteiligt war. War also alles nur ein großer Zufall? 

Der erste Mordfall an dem Blumenhändler Enver Simsek ereignete sich am 09.09.2000. Eine Zeugin beobachtete …

“… unmittelbar vor der Tat, wo 500 Meter vom Tatort weg zwei Männer ganz massiv gestritten haben, und die Zeugin, die sich Wochen nach der Tat bei uns gemeldet hat, sagte: Zu 100 Prozent habe ich den Enver Simsek hier erkannt, der hier mit dem anderen Mann gestritten habe. – Der andere Mann wurde später bei rumänischen Lkws gesehen.” Bundestag, Herr Albert Vögeler

simsek-phantombildEs wurde folgendes Phantombild erstellt.

Ab Mai 2000 wurde Herr Simsek “nicht mehr wie gewohnt als lebenslustig, sondern nachdenklich und bedrückt beschrieben.” Er wollte seinen Blumengroßhandel “sogar unter dem tatsächlichen Wert” verkaufen und führte “konkrete Verkaufsverhandlungen”. (SOKO “Bosporus”)

Von einem Streit kurz vor der zweiten Hinrichtung an Abdurrahim Özüdoğru berichtete der “Spiegel”. So …

“… wollen Nachbarn einen Streit gehört haben. Zwei Männer mit osteuropäischem Akzent hätten eine Zahl gebrüllt. Und die Nachbarn dachten, da wolle jemand sein Auto verkaufen und man streite sich um den Preis.” (spiegel)

Laut der Zeugin hätten die verdächtigen Männer “gebrochenes Deutsch” gesprochen. Einige Tage später hörte die Zeugin Schüsse und beobachtete, wie sich einer der Männer vom Tatort entfernte. (NSU-leaks)

Phantombild:

oezudogru-phantombild

Auch beim dritten Mordfall Süleyman Tasköprü kam es zu einer Drohung, zwei Tage vor dem Mord am 27.07.2001. Tasköprü hätte mit drei Männern gestritten, in türkischer Sprache! Die Zeugin bezeichnete sie als “Türken”.

“Kummer dich darum, sieh zu, dass du das ranholst. Wir kommen wieder.” (Friedensblick)

 Phantombilder der Verdächtigen:

Taskoeprue-nsu-phantombild

Taskoeprue-nsu-phantombild2

Herr Tasköprü hatte sich “in den letzten Wochen vor der Tat – entgegen seinen sonstigen Gewohnheiten – mit dem Koran beschäftigt (…). (…) Weiterhin war aufgefallen, dass er niemanden aus der Familie im Laden sehen wollte. (…) Weiter sei er deutlich nervöser und unruhiger gewesen (…).” (SOKO “Bosporus”)

Am 29. August 2001 kam es zur vierten Hinrichtung, verübt an Habil Kılıç. Der leitende Ermittler Albert Vögeler berichtete dem Bundestag U-Ausschuss, dass 

“… Kilic zwei Tage vor dem Mord sich einem väterlichen Freund in der Großmarkthalle, bei dem er früher gearbeitet hatte, anvertraut hat und eben geäußert hat: “Papa, die türkischen Leute machen Ärger”. – Aufgrund solcher Wahrnehmungen war zu erwarten, dass eine mögliche kriminelle Organisation dahinter stehen sollte. Konkrete Beweise haben wir nicht gefunden.”

Der Freund berichtete außerdem, dass Herr Kilic “zwei Tage vor dem Mord sehr bedrückt und niedergeschlagen” wirkte. (SOKO “Bosporus”)

Phantombild:

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Der fünfte Mord fand an Mehmet Turgut am 25.02.2004 statt. Es sind keine Drohungen gegen ihn bekannt, aber gegen seinen Chef A*. Es könnte sich also um eine Verwechslung gehandelt haben. Zeugen berichten über “Streitgespräche” mit “unbekannten Personen”.

“U. a. bemerkte ein Zeuge um den Jahreswechsel 2003/04 am Imbiss einen Streit zwischen A* und einer vermutlich türkischen Person. Nachdem sich die Person entfernt hatte, erwähnte A* gegenüber der Kundin: “Schulden, Schulden …” (SOKO “Bosporus”)

Siehe auch:

NSU: Rekonstruktion des Mordes an Mehmet Turgut

turgut-rostock-nsu

Dies setzt sich auch beim sechsten Mord an Ismail Yasar vom 09. Juni 2005 fort:

Am 03.05.05 beobachtete eine Zeugin einen Streit zwischen Herrn Yasar und drei Männern. “Der Streit war so heftig, dass die Zeugin zuerst die Polizei verständigen wollte, dann aber doch davon absah.” (SOKO “Bosporus”)

Etwa “zwei Wochen vor der Tat” traf ein Lieferant im Kiosk auf “zwei Männer und eine Frau”, die mit Herrn Yasar “in deutsch mit osteuropäischen Akzent” sprachen. Er beschreibt sie als “Russen” mit dunkler Hautfarbe”. (ebd)

“Kurz nach seinem Betreten verstummte das Gespräch und Yasar wirkte angespannt und verängstigt.”

Am 03.06.05 vormittags bemerkte ein Zeuge “einen Streit zwischen Yasar und einem jungen Mann.” Er bezeichnete die Situation als “richtigen Zoff”. Am selben Tag, gegen 20.15 Uhr, beobachtete ein weiterer Zeuge, wie “ein Mann eintrat und Ismail aufforderte, endlich mitzukommen. Ismail wirkte nervös und hatte zittrige Hände.” Draußen stand vor dem Kiosk ein “7er BMW mit verdunkelten hinteren Scheiben, auf der Strasse. Am Steuer saß ein Mann, der als “dunkler Südländer” beschrieben wird.” (ebd)

Es gab weitere beobachtete Drohungen. Einmal hörten Zeugen wie gesagt wurde “… du nimmst Ware und zahlst nicht… du hast so viele Schulden, jetzt musst du zahlen…” (ebd)

Phantombild

nsu-yasar

Es gibt in diesem Fall auch Phantombilder, die eine Ähnlichkeit mit Mundlos und Böhnhardt haben, siehe …

NSU: Böhnhardt, Mundlos waren nicht Mörder von İsmail Yaşar

Beim siebten Opfer Theodorous Boulgarides, erschossen am 15. Juni 2005,  wurde allein am Tattag eine bedrohliche Beobachtung gemacht:

Die Männer sassen auf der Bank vor dem Laden und stritten. Mit wilden Gesten redete der Fremde auf Theodorous Boulgarides ein. Es war das letzte Mal, daß der 41jährige Mitinhaber eines Schlüsseldienstes im Münchner Westend am vergangenen Mittwoch lebend gesehen wurde.(welt)

Eine Zeugin hörte folgenden Gesprächsfetzen mit:

“BOULGARIDES: … Ich kann das nicht bezahlen …
Gesprächspartner: … Du wirst schon sehen, was passiert …

Ein weiterer Zeuge bemerkte die Situation und gab folgende Beschreibung ab: “Mitte 30, schwarzes mittellanges Haar, dunkel gekleidet, gepflegte Erscheinung, Türke.” (SOKO “Bosporus”)

Phantombild des Verdächtigen.

Ein Angehöriger der Familie berichtete der Polizei, dass die Mutter einen Erpresserbrief erhielt, “vor ein paar Wochen”

“In diesem Schreiben wurden 5000 Euro gefordert, andernfalls würde jemand sterben. Herr V. hielt dieses Schreiben aber eher für einen Kinderscherz, sein Bruder hingegen habe die Sache aber ernster genommen.”

Sein Geschäftspartner, Wolfgang F., sagte aus, dass das Geld “unter der Donnersbergerbrücke übergeben werden sollte.” Herr Theodorous Boulgarides ging zur Polizei und begab sich “mit einem Polizeibeamten unter die Donnersbergerbrücke (…), es ist aber niemand gekommen.” 

Theodorous Boulgarides und Wolfgang F. übernahmen im März 2005 den Schlüsseldienst von einem Jugoslawen. Laut eines Nachbarn würde der “mittlerweile in Haft” sitzen. 

Achter Mord an Mehmet Kubasik, hingerichtet am 4.4.2006.

„Ein Zeuge gab einen Hinweis auf vier ausländische Männer, die am 02. April 2006 das spätere Opfer Mehmet Kubasik in seinem Kiosk bedroht hätten. In diesem Zusammenhang wies er auf zwei PKW hin, die mit eingeschalteter Warnblinkanlage vor dem Kiosk auf der rechten Seite Fahrbahn geparkt hätten.“ (Abschlussbericht, NRW-Untersuchungsausschuss, 2017)

Die Zeugin Alessandra A. ging am 03.04. zu seinem Kiosk. Es war seltsam für sie, dass die Eingangstür abgesperrt und die Gitterjalousie der Tür “zu einem Viertel heruntergelassen war”. Ansonsten wäre die Tür “immer offen” gewesen. Sie klopfte an das Fenster. Das spätere Mordopfer schaute “ganz langsam um die Ecke”, um sich “augenscheinlich zu vergewissern, wer denn geklingel habe.” Die Zeugin fragte Kubasik, “warum er so ängstlich” sei. 

“Der Verstorbene habe ihr daraufhin geantwortet, dass am vorherigen Abend (02.04.2006) “komische Leute” bei ihm Geschäft gewesen seien. Daher müsse das von jetzt an so sein.” (Sonderkommission “Bosporus”)

Phantombild eines Verdächtigen

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Auch beim neunten Mordopfer Yalit Yozgat gab es seltsame Beobachtungen. “2 Tage vor der Tat” beobachtete ein Zeuge im “Vorraum” des Internetcafe “Schlägertypen”. Es waren “3 Personen”, “die sich über “alte Zeiten”, “Knast” usw. unterhalten hätten. 

Der ebenfalls anwesende Yozgat hätte “sehr bekümmert” gewirkt, “die 3 Personen hingegen waren lustig.”

In der Teestube seines Vaters trafen sich 2001 verdächtige Männer getroffen, die festgenommen und verurteilt wurden. Genau in der Haftzeit von, pausierte auch die Ceska-Morderserie über “30 Monate”.

Hessen: Unglaubliche Wendung im Ceska-Mordfall Halit Yozgat?

Die damalige Sonderkommission “Cafe” wies darauf hin, dass …

“… bei den Ermittlungen zu den vorangegangenen Tötungsdelikten es immer wieder Zeugen gab, die ähnliche Beobachtungen gemacht haben. (…) Die Zeugen berichteten, dass einige der Opfer einen verängstigten, eingeschüchterten Eindruck hinterlassen haben.”

Eine Parallele zum Mord an der Polizistin Michele Kiesewetter. Auch sie hatte Kontakt mit Kriminellen und wurde vor ihrem Tod bedroht.

NSU-Mordserie: Auch Michele Kiesewetter wurde bedroht!

Alles nur Zufall?

Gegen eine zufällige Auswahl irgendeines Ausländers, wie von der Bundesanwaltschaft heute propagiert, spricht laut den damaligen Ceska-Ermittler, dass die Täter …

“… sich an einigen Tatorten ausgekannt (Ortskenntnis) und gleichzeitig haben sie mehr oder weniger konkretes Wissen zur Verfügbarkeit der jeweiligen Opfer gehabt.” (NSU-Abschlussbericht, Bundestag)

Dies trifft übrigens auch auf den Heilbronner Polizistenüberfall zu. Die Täter mussten Ortskenntnis gehabt haben, da Michele Kiesewetter und Martin Arnold an einem versteckt gelegenen Trafohäuschen überfallen wurden. Der Ort war kaum als “Pausenort” für Polizisten bekannt.

Aufbauend auf den Ermittlungsergebnissen war das hypothetische Ergebnis der Ceska-Fallanalyse aus dem Jahr 2007:

„Alle neun Opfer hatten Kontakt zu einer Gruppierung, die ihren Lebensunterhalt mit kriminellen Aktivitäten bestreitet und innerhalb derer zudem ein rigider Ehrenkodex bzw. ein rigides inneres Gesetz besteht.” (ebd)

Bereits im Jahr 2005 berichtete “die welt” von einer “ersten heißen Spur”, die jedoch von der Polizei nicht bestätigt wurde. Die ersten sechs Mordopfer sollen …

“… Geschäftsbeziehungen zu einer in Istanbul ansässigen Handelsfirma gehabt haben, erfuhr die “Welt am Sonntag” aus hochrangigen Beamtenkreisen. Das Unternehmen soll sich als legal tarnen, aber europaweit mit Drogenschmuggel, Menschenhandel und dem Verschieben gestohlener Autos tätig sein.” (welt)

Infame Unterstellungen

Solche Ermittlungen wären “rassistisch geprägten, Verdachts- und Vorurteilsstrukturen” entsprungen (O-Ton Eva Högl, SPD-Obfrau NSU-Untersuchungsausschuss). Dieser Vorwurf stimmt nicht.  Die Ermittlungsrichtung wurde auch von der türkischen Polizei bestätigt.

“Im Zuge der Ermittlungen gegen die Täter der rechtsextremistischen Mordserie in Deutschland haben Polizei und Justiz im Jahr 2006 aus der Türkei Hinweise auf Verflechtungen in die organisierte Kriminalität erhalten.” (zeit)

Im Oktober 2007 berichtete die Zeitung “ZAMAN”, dass das türkische Landeskriminalamt einen Zusammenhang zwischen den Ceska-Morden und dem Drogenmillieu in Europa ausmachte.

“Dem Bericht zufolge wurden die 8 Opfer der “Döner-Morde” zu Verteilern im Drogenmillieu gezählt. Die Opfer sollen zudem Schutzgelder an die PKK in Europa und dem Familienclan in Diyarbakir gezahlt haben.” (turkishpress)

Der türkische Premierminister Recep Erdogan warnte kurz nach Bekanntwerden des “NSU”, die Taten “allein als das Werk von Rechtsextremisten zu betrachten” und empfiehlt Deutschland eine “Auseinandersetzung mit dem tiefen Staat”.

“Vielmehr sollte auch die Rolle staatlicher Stellen untersucht werden. Es habe sich herausgestellt, dass die Vorfälle in Deutschland nicht einfach nur rassistische Übergriffe waren, sagte er damals.(zeit)

Der tiefe Staat in Deutschland

Der damaligen Bundesminister Andreas von Bülow weist auf eine Verbindung zwischen dem “tiefen Staat” und organisierter Kriminalität hin. Geheimdienste und korrupte Drogenfahnder würden kräftig beim Drogen-Schmuggel mitverdienen; dafür würden sie den reibungslosen Transport in den Westen ermöglichen.

“Mit Sicherheit sind auch in Europa die Drogenwege so geschaltet, dass die Einnahmequellen der der CIA (…) nicht verschüttet werden. Befreundete Dienste stehen dabei hilfreich zu Seite.

So ließ das Bundeskriminalamt 1993 106 Kilogramm Kokain ins Land bringen, obwohl es hiefür keine Käufer gab. Die Beschlagnahme wurde als Erfolg des Amtes gewertet und dargestellt.

Das Bundeskriminalamt räumte 1995 ein, in Zusammenarbeit mit dem Zentralen Kriminalamt der Niederlande und der amerikanischen Drogenbehörde DEA 30 Tonnen Haschisch und Marihuana aus Pakistan über Deutschland in die Niederlande eingeführt zu haben. Zum Transport wurde eigens ein Schiff im Auftrag des BKA angeheuert. Die Operation sei zur Aufdeckung von Hintermännern erforderliche gewesen, meinte ein Sprecher des BKA.

Im Observatoire Géopolitique des Drogues rechnet man spaßeshalber bereits den Aufklärungsschmuggel des Bundeskriminalamtes in Hektar Anbaufläche für die Gewinnung von Hasch und Marihuana um, die in der Türkei, im Libanon und so weiter unter Vertrag genommen seien.

1995 verhandelte der Anbieter russischen Plutoniums mit dem bayerischen Landeskriminalamt über die kontrollierte Lieferung von zirka 500 Kilogramm Kokain. Im Laufe der Erörterung des Plutoniumdeals werden noch größere Mengen Kokain in kontrollierter Lieferung in Aussicht gestellt.

In den Niederlanden importierte allein der Polizeidistrikt Haarlem 400 000 Kilogramm Weichdrogen und 400 Kilogramm Kokain, die hätten beschlagnahmt werden sollen, dann jedoch nicht mehr auffindbar waren.

Die V-Leute der Polizei bereicherten sich in Millionenhöhe. Ein Teil des Geldes wurde für Funkgeräte, Pkws der Polizei verwandt.” (Andreas von Bülow, “Im Namen des Staates”, S. 153)

Gab es eine “Zusammenarbeit” zwischen NSU-Netzwerk und organisierter Kriminalität?

… oder warum wird keine Verbindung zwischen den beiden Bereichen gemacht?

Im 21. März 2003 übermittelte der italienische Geheimdienst “AISI” dem Kölner Bundesamt für Verfassungsschutz eine Information. Es warnte vor einem Neonazi-Netzwerk, welches “kriminelle Aktivitäten” nachgehen könnte und fremdenfeindliche “exemplarische Aktionen” diskutierte.

“Dieses (Netzwerk) bilde eine ‚halb im Untergrund befindliche autonome Basis, losgelöst von offiziellen Verbindungen zu den einschlägig bekannten Bewegungen’ und sei in der Lage, mittels spontan gebildeter Zellen kriminellen Aktivitäten nachzugehen. (…) Aus dem AISI-Schreiben geht laut „Berliner Zeitung“ auch hervor, dass deutsche Neonazis insbesondere aus Bayern und Thüringen seit Jahren enge Beziehungen nach Italien pflegen. Der inhaftierte mutmaßliche NSU-Helfer Ralf Wohlleben etwa habe mehrfach an Treffen mit Gruppen wie „Skinhead Tirol Sektion Meran“ und „Veneto Fronte Skinheads“ in Italien teilgenommen und Geld übergeben „für die Unterstützung von Kameraden, die sich in Schwierigkeiten befinden“. (…)

2008 hätten zudem Südtiroler Skinhead-Gruppen dem AISI-Bericht zufolge bei einem Treffen mit deutschen Neonazis aus Bayern und Franken „über die Möglichkeit der Durchführung fremdenfeindlicher ‚exemplarischer Aktionen’ diskutiert und eine detaillierte Kartenauswertung vorgenommen, um Geschäfte (Kebaps und andere) ausfindig zu machen, die von außereuropäischen Staatsangehörigen geführt werden“. (ksta)

Bekannterweise hatte der damalige Verfassungsschützer Andreas Temme sowohl vier Informanten aus islamistischen Kreisen, wie auch einen aus dem rechtsextremen Bereich. Nach Temmes kurzzeitiger Festnahme wegen Mordverdachts an Halit Yozgat (neuntes und letztes Mordopfer), verhinderte der heutige hessische Ministerpräsidenten Volker Bouffier (CDU) deren Vernehmung, “um Ermittlungen in der islamistischen Szene nicht zu gefährden.” (FR).

Möglicherweise sind die bis heute geheim-gehaltenden Identitäten von Temmes islamistischen Informanten der Schlüssel zum Verständnis der Ceska-Morde. Ggf. könnte sich eine Verbindung zum ungeklärten Mord an der Polizistin Kiesewetter ergeben, die laut Focus als verdeckte Ermittlerin im Drogenmilieu aktiv gewesen wäre. Sie hatte auch Verbindungen zu Mitgliedern des Ku Klux Klans gehabt (Friedensblick). Wusste Kiesewetter zuviel?

Es erscheint jedoch kein politischer Wille dafür zu bestehen, tiefergehend die Version der Bundesanwaltschaft zu hinterfragen – quer über alle Parteigrenzen hinweg. Wollen Politiker Vertreter eines möglichen kriminellen “tiefen Staaten” sein – oder Volksvertreter?

18 Gedanken zu „NSU-Opfer wurden vor Ermordung bedroht!“

  1. Hallo,
    Guter Beitrag.
    Ich habe mit großem Interesse das erste Compact Magazin Extra gelesen.
    Dort wird detailliert alles beschrieben. Das Heft gibt es am Kiosk.
    Jürgen Elsässer hat da gut recherchiert und alles zusammen getragen.
    Die sogenannte NSU ist doch vom Verfassungsschutz aufgestellt worden.
    Welche Verfassung eigentlich?
    Grüße.

  2. Du suchtest eine Quelle für die “70.000” Euro im Haus?
    Es waren 75.000 Euro, wie DIE ZEIT am 30. November 2012 schrieb:

    “75.000 Euro Bargeld ließ sie im Haus zurück.”
    http://www.zeit.de/2012/23/DOS-Zschaepe

    Die FDP schrieb aber zum NSU-Untersuchungsausschuss eine Zusammenfassung, wonach es 190.315 Euro in der Wohnung gab:

    Zitat:
    o die Geldfunde in der ausgebrannten Wohnung in der Frühlingsstraße in Höhe von mindestens 190.315 Euro
    (MAT_A_GBA-4-3 (DVD), Vorl. SA 12, S. 426, 509)
    S. 67
    http://www.hartfrid-wolff.de/files/hwolff/uploads/files/stellungnahme_fdp_zu_nsu-ausschuss.pdf

    16.Oktober 2013, 47.Prozesstag:
    In der Frühlingsstraße in Zwickau, Zuhause beim #nsu, fanden die Ermittler bloß 390 Euro aus Überfällen.
    https://twitter.com/zeitonline/nsu-prozess

    Die Differenz von 189.925 Euro (190.315 Euro minus 390 Euro) stammt also nicht aus Überfällen.
    Mögliche Herkunft des Geldes:
    – Das Geld von den Banküberfällen wurde “gewaschen”
    – Lohn für Auftragsmorde
    – Lohn für V-Mann-Tätigkeiten
    – Erpresst von den Opfern
    – Spenden von Blood & Honour

  3. Das ist problematisch wenn sie durchgängig alte Artikel verwenden, in denen Angaben gemacht werden die als widerlegt gelten. Kalter Kaffe nochmal aufgebrüht, aber er schmeckt deshalb nicht besser. Sie zitieren einen “welt”-Artikel vom 19.06.05, ” …Das Unternehmen soll sich als legal tarnen, aber europaweit mit Drogenschmuggel, Menschenhandel und dem Verschieben gestohlener Autos tätig sein. ” Original im nächsten Satz heisst es im Artikel ” Offiziell bestätigt die Polizei dies noch nicht. “. Das lassen sie aber weg. Warum ? Sie stellen das als Tatsache hin. Jetzt, heute.
    Die Berichterstattung damals, die sie wieder aufleben lassen, hatte auch dazu geführt das entsprechende Hinweise eingegangen sind, die dann in diese Kerbe hauen sollten. In mindestens einem Fall kam einer von einem Häftling, der sich Hafterleichterung als Hinweisgeber erhoffte. Das wird dann erst Jahre später überprüft, stellt sich als Erfindung raus. Solche “Spuren” gab es.
    Aber es gab wohl auch Ermittlungen nach rechts, sie müssen näher dran gewesen sein als zugegeben wird, vielleicht weil dann erst recht die Frage ist wieso die kriminalisierung der Opfer die Berichterstattung dominierte. 2006 gab es eine Fallanalyse der BAO Bosporus die auf rassistische Täter schliessen liess. Laut der Sachverständigen im bayerischen NSU-UA, Andrea Röpke, soll der “Wolle”-Unterstützer Oliver-Gerd R. 2006 ins Visier der BAO Bosporus-Fahnder geraten sein. 2007 will ein bayerischer Kripo-Hauptkommissar auf einer Besprechung mit der BAO Bosporus vom NSU gehört haben. In dem Jahr hatte auch der Patenonkel von Michele Kiesewetter eine Verbindung zur Ceska-Mordserie gesehen.
    Interessant ist da auch die Befragung des Zeugen Blumenröther durch RA Narin, Narin hatte Einsicht in Akten der BAO Bosporus.
    http://www.nsu-watch.info/2013/10/protokoll-46-verhandlungstag-15-oktober-2013/
    Auf einer Notiz eines Ermittlers soll ” Beachte auch Bombenanschlag Köln ” gestanden haben. Sogar ein Mafiosi kommt da vor. Der soll sich mit einem Bekannten von Martin Wiese und Norman Bordin, der ein paar Tage nach dem Mord an Theodoros Boulgarides 2005 am Tatort aufgefallen ist( der Bekannte ), unterhalten haben. Die Worte ” jetzt sind es 8 ” und ” Mord ” sollen gefallen sein.
    Irgendwas fehlt da also noch, aber ich denke nicht das man das rauskriegt indem man Blindgänger von anno dazumal wiederaufbereitet.
    ( darauf das der letzte Kunde(?) von Boulgarides Ähnlichkeit mit dem Heilbronner Phantom Nr.9 hat hatte ich schon mal hingewiesen : https://www.facebook.com/photo.php?fbid=151505371723136&l=84a7935080 )

    [gelösche, private Frage per email bitte]

      1. Sie können sich ja erstmal die Arbeit machen und belegen was das nun für eine kriminelle Organisation gewesen sein soll mit der alle Opfer Kontakt gehabt haben sollen. Im Welt-Artikel blieb es ja offensichtlich bei dieser hartnäckigen Andeutung. Kann man diese Fallanalyse( die dann wohl Vorfahrt gegenüber dem Profiler hatte, obwohl die dann ja relativ dicht dran gewesen sein müssen ) die sie erwähnen irgendwo einsehen, oder benötigt man dafür einen heissen Draht zum Eisenbahnbetriebsfeld Darmstadt(ebd) ? Sie können ja auch keine konkreten Angaben machen, es bleibt sieben Jahre später bei so einer allgemein gehaltenen Beschreibung, und das nie was bei diesem Ansatz rauskam ist doch bekannt.
        Wenn sie die gelöschte Frage lieber per e-Mail beantworten( wieso auch immer ) können sie das ja machen, gestellt habe ich die ja schon.

        1. Noch mal zu der Fallanalyse von 2007, da wurden ja als Merkmale der Opfer auch Glücksspiel und Geldprobleme genannt. Auf der nächsten Seite( 577 in der Vorabversion ) wird dann der Fallanalytiker Haßmann zitiert : “Und wir haben eine falsche Motivstruktur herausgearbeitet. Aber das passiert beim Arbeiten mit Wahrscheinlichkei-ten und Hypothesen.”. Das sind keine Ermittlungsergebnisse, sondern der Profiler liefert Ansätze, hier die gleichen wie bisher, die Wahrsagerin hatte sich ja auch schon dahingehend geäussert, und die wurden dann bis zuletzt(bis 2008 von der BAO Bosporus) nochmal abgearbeitet, wobei eben bewährterweise nichts rauskam. Auf der gleichen Seite( 577 ) beginnt auch noch die FBI-Analyse, auch von 2007, und deren Hypothese ist auch als Tatsachenbehauptung formuliert( wobei die mal richtig lagen, aber dann ignoriert wurden ).
          Das Drogen-/Glücksspielthema wurde also ewig durchgekaut, ohne Ergebnis, nun wollen sie das allein dieses zerkaut sein bewirken soll das noch was dran ist.

          1. Danke, ich habe Ihre beiden Kritikpunkte im Artikel eingebaut und ihn damit verbessert.

            Die Haßmann-Hypothese war nicht im luftleeren Raum verankert sondern baute auf Ermittlungsergebnissen auf, die im Abschlussbericht ja auch wiedergegeben wurden, auch nicht auf Wahrsagerei. Haßmann sieht deshalb auch heute noch keinen Fehler, auch wenn er jetzt sagt, seine Hypothese hätte sich als falsch herausgestellt.

            Die andere Fallanalyse von Horn mit ihrer Hypothese von rechtsextremen Tätern, mit Einwirkung von Geheimdiensten, steht für mich nicht 180 Grad gegen die von Haßmann.

            Ein großes Problem sehe ich in der Unfähigkeit, beide Analysen zu verbinden.

  4. Zitat:
    In einer Notiz stehe, so Dilman, dass ein Kollege in einer Besprechung gesagt habe, dass auf dem Grabstein “Yunus” stehe. Das bestätigt Se.
    http://www.nsu-watch.info/2013/10/protokoll-49-verhandlungstag-23-oktober-2013/

    Das ist aber falsch, denn laut ARD-Doku vom 12.12.2011 “Acht Türken, ein Grieche und eine Polizistin – Die Opfer der Rechtsterroristen” sieht man bei Zeitindex 12m 18s den Grabstein und da steht eindeutig “Mehmet” drauf. Yunus Turgut steht daneben und zeigt “seinen” Ausweis, auf dem Mehmet Turgut steht.

    Auf seinem Grabstein steht auch ein falsches Todesdatum (15.02.2004 statt 25.02.2004).

    Quelle:
    ARD-Doku vom 12.12.2011 “Acht Türken, ein Grieche und eine Polizistin – Die Opfer der Rechtsterroristen”
    Zeitindex 12m 18s

    Screenshots:

    Grabstein:
    http://i.imgur.com/xDGrIh9.jpg
    http://imgur.com/xDGrIh9

    Ausweis:
    http://i.imgur.com/hI96vUs.jpg
    http://imgur.com/hI96vUs

    Wieso kann man also vor Gericht einfach so faktenfrei behaupten, auf dem Grabstein stehe “Yunus” drauf?

    1. Das Geburtsdatum scheint auch nicht zu stimmen, auf dem Ausweis sieht man 02.1977.
      Das auf dem Grabstein angegebene Geburtsdatum 01.01.1977 ist ein deutlicher Hinweis, daß es sich um ein Mitglied der kurdischen Bevölkerung handelt. Die türkischen Behörden haben überwiegend 01.01. oder 31.12. bei Kurden in den Pass eingetragen. So als Stigma, wie ein Stern an der Kleidung. Ich vermute daher, dass der gezeigte Pass einer Echtheitsprüfung wohl nicht besteht.

  5. Danke für den Artikel. Er könnte noch zusätzliche Fundierung erhalten durch den Hinweis auf die neuen Fakten bei Aust/ Laabs, die zum Beispiel das Opfer Simsek in einem recht schwierigen Licht erscheinen lassen.

  6. Hier geht es um den Kölner Anschlag in der Probsteigasse auf die Tochter des Ladeinhabers Mashia Malayeri.

    “Masliyas Bruder mutmaßt, dass Zuhälter etwas mit der Attacke zu tun haben könnten. Schließlich war er gerade dabei, seine Freundin aus der Rotlichtszene herauszukaufen”
    Das Zwickauer Terror Trio S. 110

    “Hinter dem Anschlag auf die deutsch-iranische Familie vermutet die Polizei zunächst ein Racheakt aus dem Zuhältermilieu.”
    Buch die Zelle S. 146 elektr. Ausgabe

    “Als Tatverdächtiger wurde schließlich J. T., vorläufig festgenommen, den der Bruder der Verletzten, A. M., belastet hatte. A. M. gab an, dass T. ihn wegen Schulden bedroht habe. Dabei habe T. auch Bedrohungen gegen über der Familie des A. M. geäußert.”

    PUA-Bericht S. 663 http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/146/1714600.pdf

    XVI. J. T.

    “Zum Feststellungsteil, hat sich J. T. über einen Rechtsanwalt wie folgt geäußert: „Unser Mandant hatte seinerzeit eine offene Geldforderung gegen den ‚A.M.‘, über die es zwischen den Parteien zunächst zu einer verbalen Auseinandersetzung im Rahmen einer zufälligen abendlichen Begegnung gekommen ist. Sodann wurde der ‚A.M.‘, der von zwei weiteren Personen begleitet wurde, handgreiflich gegen unseren Mandanten, so dass in weiterer Folge die Polizei hinzugezogen werden musste.”
    PUA-Bericht S. 150 http://dip21.bundestag.de/dip21/btd/17/146/1714600.pdf

  7. “Den Ermittlungsakten zufolge, die dem “Kölner Stadt-Anzeiger” in Auszügen vorliegen, sowie nach Angaben aus dem Ausschuss ermittelte die Polizei nach dem Anschlag rund 22 Monate verdeckt gegen Familienmitglieder des Salon-Inhabers. Der Laden sei Treffpunkt der Türsteher- und Rotlicht-Szene gewesen, stellte die Kölner Polizei 2005 fest. Aus der umliegenden türkisch-kurdischen Geschäftsszene seien Schutzgeldforderungen bekannt. Der Friseur selbst habe angeblich “höhere Summen beim Glücksspiel verloren”. Die verdeckte Ermittlung wurde mit mangelnder Aussagebereitschaft der Friseur-Bekannten und -Verwandten begründet.” http://www.ksta.de/politik/keupstrassen-attentat-jahrelang-in-falsche-richtung-ermittelt,15187246,16540538.html

  8. Georg, die Menschen wurden nicht hingerichtet. “Hinrichtung” assoziiert zur Legalität. Das ist hier nicht so.
    Die Menschen wurden ermordet.

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