Laut der Streifenpolizisten Uwe Seeland und Frank Mayer hätten sie 3 Schüsse gehört, als sie sich am 04.11.11 einem Wohnmobil in Stregda näherten. Der Ermittlungsbericht des damaligen Einsatzleiters Michael Menzel erwähnt jedoch nur zwei Schussgeräusche. Vor Ort hätten die Polizisten nur von zwei Schüssen berichtet, bezeugten führende Ermittler vor dem thüringer NSU-Untersuchungsausschuss. Erst als am 18.11. eine dritte Hülse im Wohnmobil gefunden wurde, wurde der dritte Schuss in die offizielle Darstellung aufgenommen. Doch fehlt bis heute das Projektil und der dazugehörige Schussdefekt. Dem dritten Schussgeräusch ist kein tatsächlich stattgefundener Schuss zuordbar. Das Geräusch muss also andere Gründe haben. Kann sich das Projektil im Kopf von Uwe Böhnhardt befinden, in dem sechs Munitionsstücke festgestellt wurden? Aber laut offizieller Darstellung hätte Mundlos Böhnhardt mit einer Pumgun in den Kopf geschossen.
Der Chef der Polizeidirektion Eisenach Thomas Gubert war kurz nach 12 Uhr am Tatort. Anhand der Funksprüche und Aussagen der Streifenpolizisten, ging er von zwei Schüssen aus. Der dritte Schuss kam “erst nach dem Einsatz” auf:
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Auch der Kriminalbeamte Michael Lotz bestätigte zwei Schüsse. Er erkundigte sich über die Anzahl der gehörten Schüsse vor Ort. Einer der Streifenpolizisten unterstrich seine Aussage sogar noch per Handzeichen, zwei Finger nach oben: “Zwei Schüsse”.
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Am 08.11. wurden die beiden Streifenbeamten wieder vernommen. Dort hätten sie zur Überraschung der Kollegen angefangen, von drei gehörten Schüssen zu berichten. Der Blogger “Lecorte” zitiert aus dem Vernehmungsprotokoll:
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Lotz betonte im U-Ausschuss, dass er am 08.11. “erstmals” hörte, “dass es drei Schüsse waren.”
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In den mir vorliegenden Polizeiakten finden sich bis zum 21.11. keine Hinweise auf ein drittes Schussgeräusch. Ausnahme ist das Vernehmungsprotokoll vom 08.11., welches mir jedoch nicht vorliegt.
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Eine google-Suche zeigt, dass Medien im Zeitraum 4.- bis 17.11. lediglich über zwei Schussgeräusche informierten!
Aufgrund der Aussagen zweier Anlieger kann mit großer Wahrscheinlichkeit jedoch davon ausgegangen werden, dass es tatsächlich 3 Schussgeräusche gab.
Am 17.11. übernahm das Bundeskriminalamt (BKA) die Ermittlungen.
Das Wohnmobil wurde laut Aussage der Spurensicherung in den zwei Tagen nach dem 04.11. von “vorne bis hinten” durchsucht und “besenrein“ gemacht. Sollten die Beweise für einen dritten Schuss nicht gefunden werden? Etwa eine abgefeuerte Hülse?
Am 18. November wird der Ermittler Thomas Ze. in das Wohnmobil geschickt, “um Blutspuren im Wohnmobil fotografisch zu dokumentieren und gegebenenfalls zu sichern.” Er findet eine abgefeuerte Hülse! Es stellte sich heraus, dass sie zu einer Maschinenpistole gehörte. Die Pistole wurde bereits am 05.11. auf der Sitzbank liegend sichergestellt, mit Ladehemmung, einer verklemmten Patrone im Lager.
Es ist schwer vorstellbar, wie sie von der Spurensicherung übersehen werden konnte: Sie soll sich in einer Spalte im Wohnmobil-Boden, unter Brandschutt bedeckt befunden haben.
“Diese Hülse wurde erst am 18.11.2011 durch die Tatortgruppe des TLKA bei der Durchsiebung des Brandschutts gefunden.”
Der Ermittler war bei weiteren dubiosen Nachfindungen beteiligt.
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Ab dem 19.11. suchen Ermittler nach “Schussbeschädigungen an den angrenzenden Wohnhäusern”.
Am 21.11. erzählte BKA-Chef Jörg Ziercke den Bundestagsabgeordneten, dass Mundlos erst Böhnhardt erschoss, dann Feuer legte und sich schließlich selbst erschoss. Ziercke berief sich auf die Obuktion. Sie hätte ergeben, dass lediglich in Mundlos Lunge Brandruß war, er war also bei Brandbeginn noch am Leben. Das ist eine Lüge.
Am 21.11. steht in einem Vermerk des Bundeskriminalamts, dass von einer „Maschinenpistole“ „möglicherweise ein weiterer Schuss abgegeben“ worden sein könnte, auf die Polizisten!
Eine google-Suche im Zeitraum 04.11.-17.11 ergibt, dass es bis dato keine Medienbericht gab, dass Polizisten vom Wohnmobil aus beschossen worden wären. Stattdessen wird davon berichtet, dass Böhnhardt und Mundlos sich jeweils selbst erschossen hätten, Auskunft der Staatsanwaltschaft Meiningen.
Tauchte das dritte Schussgeräusch samt Hülse deshalb aus der Versenkung auf, weil sich inzwischen eine Erklärung ausgedacht wurde?
Traf Uwe Seeland schon in seiner Vernehmung am 08.11. die Aussage, dass der dritte Schuss Dachmaterial herausschoss? Im hinteren Teil befand sich tatsächlich ein Durchschuss im Dach. Die von “Lecorte” veröffentlichten Auszüge der Akte geben davon keine Auskunft. Im NSU-Ausschuss stützte Seelands Kollege Mayer dessen Beobachtung nicht, da er “sofort in Deckung gegangen” wäre, als er den dritten Schuss vernahm.
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Ab diesem Zeitpunkt ist auch die Aussage von Uwe Seeland dokumentiert, dass sich das erste Schussgeräusch akustisch von den anderen beiden abhob. Das erste Geräusch hätte “von einem kleineren Kaliber” gestammt. Der U-Ausschusses hatte jedoch einen Bericht vorliegen, in dem er auch angab, dass sich die drei Schüsse “gleich” angehört hätten!
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Das erste Schussgeräusch, das bislang der Pumpgun zugeordnet war, gehörte nun zur Maschinenpistole; das zweite und dritte Schussgeräusch zur Pumpgun.
Zwar wurden die beiden Pumpgun-Geschosse auch nicht gefunden, es existieren hier jedoch zwei Hülsen und zwei großflächige Kopfwunden, jeweils bei Böhnhardt und Mundlos. Dazu passen zwei Schussdefekte am Dach des Wohnmobils. Das Blutbild im Wohnmobil und die Körperlagen der Leichen sind jedoch nicht mit den Schussdefekten im Einklang zu bringen.
Der fehlende Schussdefekt
Am 21.11. rekonstruierte das BKA die Situation am Wohnmobil. Sie soll auf den Aussagen von Seeland und Mayer am 08.11. basieren:
“Die nachfolgend dargestellte Situationsbeschreibung stützt sich auf die Aussagen der Kräfte aus dem FuStW5.”
Die gestrichelte Flugbahn zeigt die Flugbahn des ersten Schusses. Das Projektil wäre seitlich aus dem Wohnmobil ausgetreten, wo die beiden Streifpolizisten standen (Pos. 2).
“Vor dem Wohnmobil angekommen (Pos. 2), vernahm POK MAYER, ein ,,Bewegungsgeräusch, als ob man ein Möbelstück rücken würde”. Unmittelbar darauf folgte ein von beiden Beamten wahrgenommener Schuss.”
Als Zeuge im NSU-Gerichtsprozess sagte Frank Mayer etwas anderes aus: Beim ersten Schussgeräusch wären sie nicht seitlich neben dem Wohnmobil gestanden, sondern “schräg zur A-Säule”. Das würde heißen, auf Höhe der Fahrerkabine. Vor Gericht bestätigte Uwe Seeland diese Ortsangabe.
Laut Darstellung des BKA hätte Seeland jedoch seinem Kollegen widersprochen: Sie wären beim ersten Schussgeräusch “fast auf Höhe des Seitenfenster” gestanden. In einem Luftbild, welches die örtliche Begebenheit darstellt, soll er mit einem Kreuz dort seinen damaligen Standort gekennzeichnet haben. Seeland widerspricht vor Gericht:
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Kein Projektil gefunden!
Nach dem Hülsenfund am 18.11 suchten am 19., 20. und 24.11. Ermittler nach „Schussbeschädigungen an den angrenzenden Wohnhäusern“. Das Projektil sollte seitlich aus dem Seitenfenster ausgetreten sein und müsste gegen eine Hauswand geprallt sein.
Dazu passend fanden Ermittler zwar einen kreisrunden Schaden am Hausputz, an der gegenüberliegenden Wand, jedoch kein Projektil!
Zwar wird “an einer gegenüberliegenden Hauswand (…) eine kreisrunde Beschädigung festgestellt”, jedoch verläuft die “Spurensuche mit dem Metallsuchgeräten der TEE nach einem möglichen Projektil (…) negativ.”
Trotz dieser negativen Suche, verkündeten Ziercke und Menzel weiter die Geschichte eines Angriffs auf die zwei Streifenpolizisten:
Am 28.11. wird berichtet, dass laut Menzel die zwei Streifenpolizisten vom Wohnmobil aus beschossen worden wären. Es wurde „sofort auf uns geschossen“, „mit einer MPi“.
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Laut Bild.de hätte Menzel sogar davon gesprochen, dass Böhnhardt und Mundlos „ein Blutbad“ hätten anrichten wollten, jedoch „versagte ihre MPi.“
Noch Anfang Dezember 2011 erzählte Ziercke Medienvertretern, dass es zwar keinen Durchschuss durch die Wohnmobil-Wände gäbe, doch wurde …
“… bei dem nachfolgenden Feuer eines der Plastikfenster so beschädigt, dass nicht mehr zu erkennen ist, ob es zuvor von einem Schuss durchlöchert worden war.” (TA)
Bis heute fehlt das Projektil und Schussdefekt des dritten Schusses!
Im Februar 2012 fanden Ermittler schließlich einen Teil des Projektils. Es lag auf dem Fahrersitz und wurde aus der Maschinenpistole abgefeuert! Auch im Kopf von Uwe Böhnhardt wurden Projektilteile gefunden. Sie wurden jedoch nicht untersucht, zu welcher Waffe die Teile passen.
Die Streifenpolizisten sagten aus, dass in der A-Säule des Wohnmobils ein Projektil eingeschlagen wäre! Das hätten ihnen Kollegen während eines Treffens mit dem thüringer Innenminister gesagt.
Sie dementierten jedoch, dass sie aus dem Inneren des Wohnmobils beschossen worden wären. Beispielsweise bemerkten sie nicht Bewegungen in der Fahrerkabine, Mündungsfeuer und auch nicht den angeblichen Einschlag des Projektils in der A-Säule oder Hauswand.
“Rausgeschossen wurde ja nicht. Es ist ja kein Schuss von drinnen nach draußen gekommen”, so der Zeuge. Im Nachhinein sei dann sowas erzählt worden, nach dem man das Fahrzeug auseinandernahm.
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Auch der Blogger “Lecorte” schreibt, dass das Projektil der Maschinenpistole “in der Tür” steckenblieb.
“(…) (Maschinenpistole, Projektil bleibt in der Tür stecken)”
Diese Behauptungen sind jedoch die einzigen Hinweise. Im Gegenteil, in den Akten steht ausdrücklich, dass kein dritter Schussdefekt im Wohnmobil gefunden werden konnte:
“Das Wohnmobil wird am 22.11.2011 in das TLKA verbracht. Eine eingehende Spurensuche nach einem weiteren Schussdefekt im Wohnmobil verläuft negativ.”
An Abzug und Abzugbügel der Maschinenpistole befand sich dafür unbekannte DNA. Es gab Zellen von “mind. 3 Personen; innen U.B.1977 und U.M.1973 als Mitverursacher nicht auszuschließen.”
Es wäre notwendig, die Projektilteile aus Böhnhardts Kopf dahingehend zu analysieren, zu welcher Waffe sie passen. Falls sie zur Maschinenpistole gehören, dann müssten die Geschehnisse im Wohnmobil neugeschrieben werden.
Die Augenzeugen-Berichte, dreier Schussgeräusche, und das daraus abgeleitete Szenario (Angriff auf Streifenpolizisten, Mord an Böhnhardt, Selbstmord Mundlos) passen schon heute nicht zu dem Spurenbild im Wohnmobil.