Vor vierzehn Jahren ereignete sich in Heilbronn, am 25. April 2007, um 14:00 Uhr, ein brutales Verbrechen: Die sogenannten „NSU-Rechtsterroristen“ Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt hätten zwei jungen Bereitschaftspolizisten in die Köpfe geschossen, am hellichten Tag, auf dem belebten Festplatz namens Theresienwiese. Danach beraubten sie die Opfer. Niemand sah die beiden Männer, sie hinterließen auch keine DNA-Spuren. Die Opfer: Martin Arnold überlebte, dank einer Kopfbewegung traf das Projektil nicht sein Stammhirn, Michele Kiesewetter war sofort tot.
Am 04. November 2011 fanden thüringer Polizisten Böhnhardt und Mundlos in einem schmorenden Wohnmobil, zusammen mit den geraubten Dienstwaffen. In der gleichfalls verbrannten Wohnung von Beate Zschäpe tauchten die Tatwaffen auf. Wie im Wohnmobil stellten Ermittler in der Brandruine sogenannte “NSU-Bekennervideos” fest. In dem Comicfilm bekannte sich einzig Paulchen Panther als NSU-Vertreter zu diversen Vebrechen.
Aber welche Beweise liegen eigentlich vor, dass Böhnhardt, Mundlos und Zschäpe den Polizistenüberfall verübten? Welche Argumente werden dafür vom Mainstream vorgebracht? Was spricht dagegen?
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Bis „Selbstenttarnung“ kein Hinweis auf NSU-Trio
Ab November 2011 fokussierten sich die Ermittlungen auf das NSU-Trio. Der damalige baden-württemberger (bw) Innenminister Reinhold Gall (SPD) hätte laut des Journalisten Thomas Moser gesagt: „Die Ermittlungen waren nach dem 4.11.2011 darauf ausgerichtet, die Täterschaft von Mundlos und Böhnhardt nachzuweisen.“1 Die Umpolung der bisherigen Ermittlungen, die sich gegen die organisierte Kriminalität richteten, auf den National-Sozialistischen Untergrund (NSU) wurde durch folgende Aussage der Ermittlerin Sabine R. exemplarisch:
Sie legte einem Zeugen verschiedene Fotos von Rechtsextremisten vor, aber auch Fotos einer Person mit südländischen Aussehen (schwarze Haare, dunkle Hautfarbe). Die Frage war, welche Person dem beobachteten Mann am nähesten kam. Nachdem der Zeuge das Foto des südländisch aussehenden Mannes auswählte, wurde dem Hinweis nicht nachgegangen. Die Ermittlerin erklärte ihr Vorgehen den Abgeordneten damit, dass die Täter ja „in der Indizienlage“ Böhnhardt/Mundlos seien. „Also, ich kann das ja jetzt nicht anzweifeln und sagen: „Da gibt es eine dritte Person, die südländisch aussieht, und ihr habt die Falschen.“ Also, das würde ich jetzt hier nicht machen.“2 Sie kommentierte, dass viele ihrer früheren Ermittlungsergebnisse ab November 2011 „mit Verlaub, für den Mülleimer“3 gewesen seien.
Das Ergebnis der seit 2011 andauernden Ermittlungen ist trotz des massiven Aufwandes ernüchternd: Laut Thomas Moser sichtete das Bundeskriminalamt (BKA) die Faktenlage und kam zum Schluss, dass es nicht einmal dafür Nachweise gibt, dass Böhnhardt/Mundlos wenigstens in der Nähe des Tatorts waren: „ … keinen eindeutigen Nachweis erbringen, dass Böhnhardt und Mundlos am Tattag in unmittelbarer Tatortnähe Theresienwiese waren.“4
Auch der letzte Chef der Sonderkommission (Soko) Alex Mögelin sah keine „objektive Spuren“. Der Landtagsabgeordnete Jürgen Filius fragte ihn: „(…) Was hat man denn am Ort, auf der Theresienwiese, gefunden an, sage ich mal, Hinweisen, dass Mundlos und Böhnhardt dort waren? DNA-Spuren im Fahrzeug beispielsweise? Z. A. M.: Also, wenn Sie objektive Spuren meinen, …Abg. Jürgen Filius GRÜNE: Ja. Z. A. M.: … nichts.“5
Der grüne Bundestagsabgeordneter Wolfgang Wieland war Mitglied des ersten Untersuchungsausschuss (UA) des Bundestages. Er fasste die Beweislast gegen das NSU-Trio bei sämtlichen ihnen zur Last gelegten Verbrechen zusammen: „Wir hatten keine DNA-Spuren, die auf die Beiden hinweisen, wir hatten keine Fingerabdrücke an den Tatorten, ganz wenig Zeugenaussagen, die nicht sehr präzise waren.“6 Dementsprechend stimmt keines der heilbronner Phantombilder mit dem Aussehen des NSU-Trios überein.
In den heilbronner Mordermittlungen tauchten bis Ende 2011 die Namen des NSU-Trios nirgends auf. Das bestätigte der heilbronner Staatsanwalt Christoph Meyer-Manoras: „… solange wir die Ermittlungen geführt haben – also bis zum 04.11.2011- habe ich weder den Namen Mundlos, Böhnhardt oder Zschäpe gehört“.7
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NSU-Trio hätte „Bilanzterrorismus“ begangen
Laut der Einschätzung von Staatsanwalt Meyer-Manoras hätten sich die “NSU-Terroristen” zu Lebzeiten nicht zu ihren Tat bekannt, weil sie noch ein „gutes Leben“8 führen wollten. Es würde sich hier um „die Besonderheit eines „Bilanzterrorismus“ handeln. „Und in dem Moment, wo es nicht mehr weitergeht, da hatten die von vornherein vor, sich umzubringen und dann als Bilanz ihre Taten der Öffentlichkeit vorzuführen, um einen möglichst großen Schrecken zu bewirken.“ Das „NSU-Trio“ wollte Nazigrößen wie Hitler „nacheifern und sich verbrennen.“ Daher die Brandlegung im Wohnmobil. Zschäpe hätte sich aber „nicht getraut“ und wäre aus der brennenden Wohnung geflohen.
Daraufhin wurde im bw UA Meyer-Manoras gefragt, warum die sogenannte “NSU-Mordserie” nach Heilbronn abbrach, und warum wurde gerade die Thüringerin Kiesewetter von den Thüringern Böhnhardt/Mundlos ermordet wurde, welches Tatmotiv gab es? Seine Antwort:
„Ja, darüber habe ich mir auch Gedanken gemacht. Und darauf weiß ich keine Antwort. Ist mir als Staatsanwalt, wenn ich die auf der Anklagebank habe, auch gänzlich wurscht. Mir ist es auch – – Ich muss auch sagen, diese ewige Fragerei nach dem Motiv, das ist mir bei Böhnhardt und Mundlos wirklich herzlich egal. Es ist jedenfalls unter keinen Umständen ein Motiv, das nicht verachtungswürdig ist, und da ist es mir egal, wie man das formuliert.“
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Keine DNA und Fingerabdrücke an gefundenen Tatorten und Tatwaffen
Gemäß der Untersuchungsergebnisse waren weder an den geraubten Dienst- noch an den Tatwaffen Fingerabdrücke des NSU-Trios, auch nicht an der Munition. Wie sieht es mit der DNA aus?
Im Wohnmobil lagen die Dienstwaffen der überfallenen Polizisten, neben den mit Kopfschüssen getöteten blutverschmierten Böhnhardt/Mundlos. Es ist also kein Wunder, dass ihr Blut an den Dienstwaffen klebte, Hautschuppen der Männer gab es dagegen keine.9 Es handelt sich also um einen mehr als zweifelhaften “Beweis“, dass sie noch zu Lebzeiten die Dienstwaffen berührten.
An den gefundenen Tatwaffen war keine DNA des NSU-Trios, sondern von anfangs unbekannten Personen. Am Abzug und Abzugsbügel der „Radom“, mit der MK erschossen wurde, befand sich die DNA der „unbekannten Person 1“ und ein Teilmuster der „unbekannten Person 4“. Ein weiteres DNA-Muster wurde einer berechtigten Person des LKA Sachsen zugeordnet. An der „Tokarev“-Schusswaffe, mit der auf MA geschossen wurde, gab es ebenfalls anonyme DNA.
Im bw UA sagte Diplom Biologin „Sv. Z. Dr. E. S.“ aus. Sie war vom BKA als Sachverständige für DNA-Analyse eingesetzt. Laut ihr wäre später herausgekommen, dass die DNA-Muster an den Tatwaffen berechtigen Spurenlegern10 gehörten. Es könnte sich etwa um Ermittler handeln, die die Waffen gefunden hätten. Auch an Kiesewetters Handschellen befand sich keine Humanspuren des „NSU-Trios“, sondern DNA einer „berechtigen Person“. Um wem konkret es sich handelt, wurde der Zeugin nicht mitgeteilt, auch nicht inwieweit die Personen wirklich berechtigt waren.11
Im Juni 2016 fand ein Pilzsammler die Knochen des ermordeten 9-jährigen Mädchens Peggy, die 2001 in Lichtenberg verschwand. Die Spurensicherung fand einen Stofffetzen an ihren Überresten. Dort befand sich DNA von Uwe Böhnhardt! Dieser Fetzen stammte von einem Kopfhörer aus dem Wohnmobil, in dem Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos 2011 tot aufgefunden wurden. Die Behörden stehen vor einem Rätsel und spekulieren, dass der thüringer Spurensicherung eine versehentliche Spurenübertragung zweier Tatorte unterlief. Das heißt: An allen 29 NSU-Tatorten gab es keine DNA von Böhnhardt, aber er wäre trotzdem der Täter gewesen. An Peggys Leiche gab es zwar seine DNA, aber er wäre nicht der Täter gewesen. Uwe Böhnhardt gilt also nur dann als Täter, wenn keine DNA von ihm am Tatort gefunden wird.
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Die Jogginghose mit Blutstropfen Kiesewetters
Am 04. November hätte Beate Zschäpe gegen 15:30 ihre zwickauer Wohnung angezündet. In dem ausgebrannten „Katzenzimmer“ befand sich ein Kleiderschrank. In der Übersichtsaufnahme des Brandbereiches sind nur verkohlte Trümmerteile und Asche zu sehen.12 Darin soll sich eine vom Feuer unbeschädigte Jogginghose von Uwe Mundlos befunden haben, mit Blutstropfen der erschossenen Polizistin Kiesewetter! Die Tropfen wurden an die Hose „direkt angeschleudert“13. Der Nachweis, dass die Hose Mundlos gehörte, sind zwei gebrauchte Taschentücher mit seinen DNA-Fragmenten, die in Taschen der Hose steckten. Abgesehen davon konnte die Hose Mundlos nicht zugeordnet werden, obwohl sie keinen gewaschen Eindruck machte. Dr. Eva S.,Sachverständige für DNA-Analysen beim BKA: „Außer den Blutspuren, die wir der Frau K. zugeordnet haben, konnten wir keine wirklichen Zuordnungen treffen.“14 Die vereinzelten Blutstropfen wären mit klarer Kontur erkennbar gewesen. Das heißt, dass die Hose nach dem Überfall nicht gewaschen wurde. Ansonsten wären die Flecken nach dem Waschgang verblasst.
Nach meiner Interpretation dürfte die Hose zuerst intensiv gewaschen worden sein, bevor die Blutstropfen manuel angespritzt wurden. Anschließend dürften die genutzten Taschentücher in die Taschen gesteckt und die Hose dem NSU-Trio untergeschoben worden sein. Das würde heißen: Die Jogginghose wurde während des Überfalls nicht getragen.
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Rechtsextreme Vergangenheit des NSU-Trios
Es kann natürlich weiter mit dem Zschäpe-Geständnis entgegnet werden, dass Mundlos/Böhnhardt für die Verbrechen verantwortlich seien. Beate Zschäpe offenbarte jedoch in ihrer vorgelesenen Aussage vor Gericht kein Täterwissen, sondern wiederholte in vielen Punkten einfach die Anklageschrift. Mit ihren vielen widersprüchlichen Aussagen schuf sie überhaupt die Grundlage ihrer eigenen Verurteilung. Die Richter konnten zurecht annehmen, dass sie log.
Die braune Vergangenheit der Drei in den 90er Jahren macht eine rechtsterroristische Verbrechensserie vorstellbar, jedoch verhielt sich das NSU-Trio in den 2000er Jahren freundlich gegenüber Menschen mit Immigrationshintergrund: Dem griechischen Betreibern der Taverne Thasso schenkten sie beispielsweise ihre Kühltruhe und machten ihm weitere kleinere Geschenke zur Geschäftseröffnung.15 Beate Zschäpe sang „dem türkischen Pizzabäcker um die Ecke ein Geburtstagsständchen.“16 Zu ihrem Nachbar Abdul waren sie immer freundlich. Seinen kleinen Sohn Tawab half einer der Männer, das Fahrrad in die Wohnung hochzutragen, „Er hat gelächelt und mir auf die Schulter geklopft“17. Beate Zschäpe warnte den Sohn ihrer Freudin Heike K., nicht in die rechte Szene abzugleiten: „Lass die Finger davon“, soll sie gesagt haben. „Das bringt nur Unglück.“18 Der Tenor der Medienberichte ist stets der gleiche: Diese Gesten hätten lediglich der Tarnung gedient, um eine bürgerliche Fassade vorzutäuschen. Das Trio hätte in Wahrheit ein Doppelleben geführt und aus Hass Ausländer und Polizisten angegriffen.
Fallstudie: War das “NSU-Wohnmobil“ im Raum Heilbronn unterwegs?
Nach dem Überfall schrieben Polizisten rings um den Tatort an 97 Kontrollpunkten 33.074 Kennzeichen auf. Die Soko-neu stellte 2010 fest, dass die Kennzeichen nur „unvollständig elektronisch erfasst und nur zum Teil in CRIME recherchierbar sind.“19 Der LKA-Ermittler Herbert T. schilderte, dass sie handbeschriebene Listen in Kartons aufgefunden hätten, „wie sie damals abgegeben wurden.“20 Daher erfolgte am 01. September 2010 der Auftrag, sie abzuarbeiten, und die Halter zu ermitteln. Sie machten die Notizen erstmal „recherierbar“, indem sie die Kennzeichen in eine Datenbank einspeisten.
Laut heutiger Darstellung wäre in einer Liste das Kennzeichen des “NSU-Wohnmobils“ an zwanzigster Stelle aufgeschrieben gewesen, „C-PW 87“. An der Kontrollstelle Oberstenfeld, etwa 30 Kilometer südlich von Heilbronn, notierten Polizisten gegen 14:30 das Kennzeichen. Der bw Ausschuss befragte den Ermittler des bw Landeskriminalamtes (LKA) Jürgen G. zum Sachverhalt, der sich wiefolgt äußerte:
Nachdem am 08. November 2011 im Brandschutt Mietverträge von ausgeliehenen Fahrzeugen gefunden wurden, ermittelte er ab dem 09. November in diesem Komplex. Er überprüfte die im Computer abgespeicherte Gesamtliste aller erfassten Kennzeichen. Dort gab es auch die „ermittelten Halterdaten der Fahrzeuge“21. Am 09. November entdeckte er in einem Unterordner eine fehlerhafte Erfassung von Kennzeichen. Es war ausgerechnet die Liste der Kontrollstelle aus Oberstenfeld betroffen. Die Liste wurde mit einem falschen Namen abgespeichert, weswegen ihre Daten bisland nicht übertragen wurden! Ausgerechnet dort befand sich das Kennzeichen des “NSU-Wohnmobiles“.
Eine weitere Kuriosität ist, dass der im Brandschutt gefundene Mietvertrag nur bis zum 19. April 2007 ging. Es gibt keine Unterlagen, die eine Verlängerung belegen. Die Wohnmobil-Vermieterin Christa H. bezeichnete den Vorhalt der Ermittler, es sei im Vertrag die Verlängerung der Mietdauer nicht eingetragen worden, als „Quatsch. Niemals“22. Ihr Sohn Alexander H. sagte als Zeuge im NSU-Prozess aus, dass er am Tattag „in der Ecke Heilbronn“23 war. Er wollte ein Wohnmobil besichtigen, bei welchem Kaufinteresse bestand.
Als Anmieter seines Wohnmobiles identifizierte er die Person, die „aus den Medien bekannt” sei. Dementsprechend sagte der LKA-Beamte Jürgen G. dem bw UA, dass Alexander H. Uwe Böhnhardt wiedererkannte.24 Bei der Lichtbildvorlage vor Gericht zeigte Alexander H. jedoch nicht auf das Foto von Uwe Böhnhardt. Stattdessen erkannte er Holger G., der auf einem Foto „mit Brille und veränderter Frisur“25 gezeigt wurde!
Wie kam es überhaupt zu dieser zweifelhaften „Idenifizierung“ Böhnhardts? Der damalige BKA-Chef Jörg Ziercke schilderte den „Ermittlungsangriff“ auf Alexander H. und seiner Mutter dem Innenausschuss des Bundestages: “Das Wohnmobil in Heilbronn. Sie hatten von Gerlach als Anmieter gesprochen. Es war im ersten „Angriff“ – in Anführungsstrichen; Ermittlungsangriff – so, dass eine Zeugin gesagt hat: Ja, ich erkenne ihn wieder. – Beim zweiten Mal hat sie gesagt: Ich bin nicht ganz sicher. – Beim dritten Mal hat der Sohn dann gesagt: Nein, das ist er nicht; das ist ein anderer, nämlich einer von den beiden, die jetzt ums Leben gekommen sind. – Dann hat sie sich mit einem Mal mit ihrem Sohn darauf verständigt: Ja, das ist ja der, der da jetzt ums Leben gekommen ist.”26
Spielten bei diesem veränderten Aussagen eine Rolle, dass bei den Zeugen am 22. Dezember eine Hausdurchsuchung stattfand und sie massiv unter Druck gesetzt wurden? Ende Fallstudie.
Ungeklärte Ungereimtheiten
Das Oberlandesgericht vernahm auch den Autovermieter Mario K., der 2011 zwei Wohnmobile an Böhnhardt ausgeliehen hätte. Er identifizierte gleichfalls Holger Gerlach, nicht Böhnhardt.27 Auch das am 05. November 2011 vom Vermieter erstellte Phantombild hat keine Ähnlichkeit mit Uwe Böhnhardt.
Während der Befragung des bw LKA-Ermittlers Klaus B. wies der Bundestagsabgeordnete Armin Schuster (CDU) auf einen Zeugen hin, der einen blauen Audi südlich der TW gesehen hatte. NSU-Ermittler zeigten ihm Bilder von verschiedenen Männer u. a. aus dem Umfeld des NSU-Trios. Er stellte „eine starke Ähnlichkeit“28 des Audi-Fahrers zu einem der abgebildeten Männern fest. Das Problem für die Bundestagsabgeordneten war allerdings, dass sie „nicht richtig erkennen“ konnten, „wer das ist. Aus den Akten könnte man den Eindruck gewinnen, es handelt sich um Holger Gerlach.“ Klaus B. dementierte: „Kann ich nicht nachvollziehen.“
1Telepolis, “Umpolung”, 09.08.15, Thomas Moser, online: https://www.heise.de/tp/features/Polizistenmord-von-Heilbronn-Umpolung-3374722.html – Gall war von Mai 2011 bis Mai 2016 bw Innenminister.
2Landtag Baden-Württemberg, NSU-UA, 25. Sitzung, 24.07.15, S. 144
3Landtag Baden-Württemberg, NSU-UA, Abschlussbericht, 20.12.18, S. 866
4Online-Portal Telepolis, „Polizistenmord von Heilbronn: “Umpolung”, 09.08.15, Thomas Moser, https://www.heise.de/tp/features/Polizistenmord-von-Heilbronn-Umpolung-3374722.html
5Landtag, Baden-Württemberg, NSU-UA, 19. Sitzung am 22.05.15, S. 120
6ZDF, Frontal 21, „Die Waffe des Terrortrios NSU aus Zwickau“, 25.09.12
7Bundestag, NSU-UA, 29. Sitzung, 13.09.12, S. 72
8Landtag Baden-Württemberg, NSU-UA, 25. Sitzung, 24.07.15, S. 80 ff.
9Vgl. Landtag Baden-Württemberg, NSU-UA, 37. Sitzung am 07.12.15, S. 186. Sv. Z. Dr. E. S. „Also, ich muss dazu sagen, die Spuren, die wir da zum Teil untersucht haben, da hatte sich herausgestellt, dass es sich dabei um Blut handelte.“
10Vgl. Landtag Baden-Württemberg, NSU-UA, 37. Sitzung am 07.12.15, S. 185: „Als Ergebnis hatten wir in vier Spuren Muster bzw. Teilmuster von zunächst unbekannten Spurenlegern. Die hatten wir als P 1, P 3 und P 4 im Untersuchungsbericht bezeichnet. Mittlerweile haben sich aber alle drei Personen als berechtigte Spurenleger herausgestellt.“ In ihrer ersten Befragung am 02.10.15, 28. Sitzung, S. 68, wusste die DNA-Expertin noch nichts über die berechtigen Spurenleger: „Z. Dr. E. S.:Ja. –Ich muss noch mal dazusagen: In meiner Vorbereitunghabe ich mich jetzt speziell auf das Gutachten vom 15.08.2012 vorbereitet. Die anderen Gutachten habe ich jetzt nicht mitgebracht. (…) Ich müsste aber noch mal wissen, um welche Waffen es sich da genau handelt. Abg. Jürgen FiliusGRÜNE: Die Radom und die Tokarev. Z. Dr. E. S.: Die wurden meiner Erinnerung nach in der ausgebrannten Wohnung festgestellt, und die waren in einem sehr schlechten Zustand aufgrund dieser Brandeinwirkung, und wir hatten da, glaube ich, gar keine verwertbaren Spuren festgestellt.“
11ebd, S. 181, Sv. Z. Dr. E. S.: „Inwieweit diese Personen berechtigt waren, darüber liegen mir jetzt keine Informationen vor. Auch die Berechtigtenproben untersuchen wir anonymisiert. Ob das jetzt Polizeibeamte waren oder –ich sage mal –Personen, die ––oder Feuerwehrleute, die vielleicht eingesetzt waren, oder sonstige Personen, die berechtigten Umgang hatten, das weiß ich jetzt nicht.“
12Vgl. BKA, NSU-Ermittlungsordner „Bd 4-2-2 Brandbericht Zwickau Anl7 LiBi-Mappe Bd 1“, S. 27
13NSU-Nebenklage, „Geglättete Ermittlungen“, 22.01.14 online: https://www.nsu-nebenklage.de/blog/tag/kiesewetter/
14Landtag Baden-Württemberg, UA, 28. Sitzung, 02.10.15, S. 60
15Taz, „Die netten Mörder von Platz M80“, 06.04.12, online: http://www.taz.de/!5096627/
16Tagesschau, „Sie hatte die Jungs im Griff”, 08.11.12, online: www.tagesschau.de/inland/zschaepeportraet100.html
17FR, „Ein ganz normales Leben in Zwickau“, 09.02.12, online: www.fr-online.de/politik/neonazi-zelle-zwickau-wie-die-neonazis-unbeachtet-durchs-leben-gingen,1472596,11584036.html
18Süddeutsche, „Zschäpe hielt die sozialen Kontakte“, 20.02.12, online: https://www.sueddeutsche.de/politik/vom-unauffaelligen-leben-der-nsu-mitglieder-ganz-nette-sympathische-hoefliche-leute-1.1288416-2
19O. 34, S. 327
20Landtag Baden-Württemberg, NSU-UA, 29. Sitzung, 16.10.15, S. 183
21Landtag Baden-Württemberg, NSU-UA, Abschlussbericht, 28.04.16, S. 194
22Generalbundesanwaltschaft, Sachakte Komplex Fahrzeuganmietungen“, S. 232
23NSU-watch, 54. Verhandlungstag, 12.11.13
24Landtag Baden-Württemberg, NSU-UA, 29. Sitzung, 16.10.15, S. 104: „Die C. H. und ihr Sohn A. wurden am 14.11. von Beamten des Regionalen Einsatzabschnitts Sachsen und des BKA vernommen. Im Rahmen einer Wahllichtbildvorlage konnten beide den Uwe Böhnhardt als sogenannten „Kunden“ H. G. identifizieren.“
25NSU-watch, 54. Verhandlungstag, 12.10.13, online: https://www.nsu-watch.info/2013/11/protokoll-54-verhandlungstag-12-november-2013/: „Dann wird H. ein Bogen mit Lichtbildern vorgelegt, als Nummer 2 ist der Angeklagte Holger G. mit Brille und veränderter Frisur zu sehen. H. sagt, dieser Herr sei bei ihm gewesen.“
26Bundestag, Innenausschuss, 58. Sitzung, 21.11.11, S. 36
27NSU-watch, 54. Verhandlungstag, 12.11.13, online: https://www.nsu-watch.info/2013/11/protokoll-54-verhandlungstag-12-november-2013/: „Mit der Nummer 7 ist der Angeklagte Holger G. zu sehen. K. sagt, er erkenne das Bild 7, könne aber nicht mehr hundertprozentig sagen, dass die Übergabe mit ihm erfolgte.“
28Bundestag, NSU-UA, 35. Sitzung, 20.10.16, S. 95 ff
“mit gefangen mit gefangen”, deshalb ist es heutzutage/seit ungefähr 2008, so gefährlich sich generell in irgendeiner form politisch zu äußern, weil selbst meine meinung hier auf irgendwelchen webseiten, ausreichen würde um mir eine strafttat unterzujübeln, d.h. internet/google=geheimdienst, deshalb ist das deutsche volk auch klugerweise unpolitisch geworden, weil sie genau wissen wie das perverse system tickt und was alles passieren kann, wenn man sich als normal denkender mensch zu erkennen gibt, das system erzwingt unterordnung/gehorsam/sklaventum aber wenn dann alle unpolitische zombies sind ist der geheimdienst auch überflüssig und die jetzt noch privilegierten schnüffler werden auch zu sklaven degradiert
korrektur, der spruch lautet natürlich: ” mit gefangen mit gehangen”
Da passt m.M.n. ein anderer Spruch viel besser, der auch auf etliche andere Fälle anwendbar ist :” Wenn wir nicht den kriegen, der es war, war es der, den wir gekriegt haben”.
MfG
der spruch hilft dir aber nicht zum überleben, es sei denn es geht dir nur um die wahrheit/recht, dann wirst als märtyrer in die geschichte eingehen—auf diese selbstverarschung kann ich gerne verzichten
Da gehts ja auch nicht ums Überleben sondern darum eine alte Wahrheit der staatlichen Unterdrückungsapparate ( wo auch immer die sein mögen ) zu karikieren, und wenn Dir der Spruch nicht zusagt – na ja dann halt nicht. Ich geh dann zum Schmunzeln mal in den Keller…
MfG
Es waren doch Beamte der DEA vor Ort die die Täter gesehen und sogar identifiziert haben (right-wing operatives). Und diese Aussagen sind möglicherweise im Rahmen des “Prozessmanagements” hinter den Kulissen in den Prozess gegen den NSU eingeflossen. In dem Buch von Hans-Joachim Tiedge “Der Überläufer – eine Lebensbeichte” beschreibt der Autor (zur Stasi übergelaufener Verfassungschützer) ein solches “Prozessmanagement” im Rahmen eines Gerichtsprozesses. Tiedge trat dabei als Cover-Zeuge für einen anderen Observationsbeamten auf.
Die Uwes kommen also doch wieder als Mittäter ins Spiel.
Ob es ein gezieltes Ablenkungstelefonat mit Kiesewetter gab, wurde nie geklärt. Damit wären auch die Anrufer mit im NSU/VS-Boot. Interessant auch, dass beim Kiesewetter-Mord Temme nicht in eine Funkzelle der Umgebung eingelogt war.
„An allen 29 NSU-Tatorten gab es keine DNA von Böhnhardt, aber er sei trotzdem der Täter gewesen. An Peggys Leiche gab es zwar seine DNA, aber er sei nicht der Täter gewesen.“
Da muss auch bei den (sonst so unbestechlich kritischen?) Ermittlern (oder ihren Chefs?) der dringende Wunsch der Vater des Gedankens gewesen sein. Man fragt sich, wo bleiben die Profiler, wenn man sie mal braucht? Die bei weniger brisanten Morden im TV mit wichtiger Miene gerne mal den Halbgott mimen? Aber die müssen natürlich am Ende des Monats auch ihre Miete bezahlen und wollen nicht „vom Halbgott zum Volldepp“ werden, wie das frustrierte Klinikärzte bei einem Warnstreik mal ausdrückten.
Abweichende „Ergebnisse“ trotz entgegenstehender harter Fakten gab es auch bei einem anderen bekannten Kriminalfall:
Verena Becker ist von zierlicher Gestalt und könnte unter all den in Frage kommenden RAF-Leuten am ehesten (bzw. als einzige?) die schießende und ebenfalls zierliche Person gewesen sein, die beim Buback-Mord 1977 auf dem Beifahrersitz des Tat-Motorrads saß.
Als sie wenige Monate später an der Grenze verhaftet wurde, fand man u.a. einen am Motorrad fehlenden Schraubenzieher bei ihr. Vor allem aber hatte die (an der Grenze sehr schießwütige) Dame die Tatwaffe vom Buback-Mord bei sich – woraus die Behörden messerscharf schlossen, sie könne nicht Schützin auf dem Motorrad gewesen sein.
Denn gemäß einem (dem dummen Volk vermutlich nicht zugänglichen) Expertenwissen über die RAF – Stichwort Profiler – wisse man, dass diese gewieften Verbrecher Waffen in ihren Reihen kreisen lassen, vor allem nach erfolgter Tat, um eben Spuren zum konkreten Schützen zu verwischen.
Dass die selbstbewusste „Ballerina“ sich vielleicht mal eine kleine Ausnahme gegönnt haben könnte, schien man nicht in Erwägung zu ziehen.
Hatten die RAF-Outlaws eine verlässliche, fast beamtenhafte Prinzipientreue? Selbst bei nicht-ideologischen, rein technischen Angelegenheiten? Oder projezierten Beamte einfach nur ihre eigenen Eigenschaften auf den Gegner? Auch das wäre eine schöne Frage für „profilierungssüchtige“ Profiler.
Das Banden-Mitglied, das mit der Waffe erwischt wird, kann nicht Benutzer der Waffe gewesen sein: Wenn ich mich richtig erinnere, hatte der Sohn des ermordeten Buback beanstandet, dass dieses angebliche und 1977 völlig unhinterfragte Täterverhalten im November 2011 nicht im geringsten in Erwägung gezogen wurde, ganz im Gegenteil.
Zum einen lagen bei der Serienmord-Ceska zwischen Nutzung und Auffindung nicht nur wenige Monate (=wie bei der Tatwaffe Buback / Becker), sondern immerhin etliche Jahre, was für sich alleine schon ein Indiz sein könnte, sie sei auch durch viele Hände gegangen.
Zum anderen wurde sie zwar im Brandschutt „gefunden“ und Wohnwagen wie Wohnung wurden den Uwes zugeordnet.
Dort waren allerdings viele Gegenstände zu finden, ein wahres „Museums-Depot“. Der Betreiber eines Gemälde-Museums ist aber bekanntlich nur selten der „Hersteller“ der Gemälde, sondern eben nur ihr leidenschaftlicher Sammler.
Und den Trophäen- bzw. Devotionalien-Charakter der Funde haben die Behörden ja selbst oft genug betont. Zwar wollten sie bestimmt nicht die mutmaßlichen (End-)Besitzer zu bloßen Sammlern herabstufen – sie hatten aber alle Hände voll damit zu tun, die unsinnig großen Beweisberge zu erklären (am unsinnigsten Ort – der eigenen Wohnung).
Und vor allem mussten sie den Verdacht abwehren, jemand könnte die Beweismittel portmortal dort abgekippt haben – ein Verdacht, der durch das „Nach-Finden“ und den (trotz Brandes) guten Erhaltungszustand zahlreicher Asservate genährt wurde.
DNA gab es 2011 an der angeschmort aufgefundenen Ceska natürlich ebenfalls nicht zu finden. Umso mehr liegt derVerdacht nahe, das Peggy-Intermezzo 2016 könnte eine Inszenierung gewesen sein, um (zumindest für den damals noch laufenden NSU-Prozess) die Botschaft zu senden:
Nach 15 Jahren im Waldboden sieht alles nach Böhnhardt aus. Also brauchen wir keine DNA, die ist eh nicht zuverlässig.
Eine große Anomalie fand Kay-Uwe Hegr heraus:
“Das „Problem“ ist, dass sowohl der Fingerabdruck von Zschäpe als auch der Fingerabdruck von Böhnhardt entweder auf den zuletzt untersuchten (Ass 56) bzw. auf den zuletzt mit der Post verschickten Asservaten (Ass 27) zu finden sind. Es gibt insgesamt 277 Asservate in direktem Zusammenhang mit der NSU-DVD (DVDs, Briefumschläge, Briefmarken, Drehbuch, DVD-Hüllen), aber Böhnhardt und Zschäpe tauchen nur einmal ausgerechnet an den zuletzt untersuchten bzw. zuletzt verschickten Spurenträgern auf. Das ist schon ein beachtlicher Zufall, zumal das Trio Ass. 27 nicht verschickt haben kann. Also nicht die berühmte „Nachfindung“ sondern hier eine „Nachsendung“.
http://friedensblick.de/25819/bundestag-untersuchungsausschuss-und-zschaepes-angeblicher-fingerabdruck-an-nsu-film/