Der Niedergang von Bündnis90/die Grünen

Mitte der 90er Jahre war ich bei der “grünen Jugend” in Bayern aktiv, etwas später studierte ich Umwelt- und Betriebswirtschaft am Umwelt Campus Birkenfeld. Daraus entstand mein Buch “nachhaltige Lebensfreude, Wege vom inneren zum äußeren Frieden”. Während meiner Studienzeit merkte und kritisierte ich bereits Parteifreunde: “Ihr wollt die Probleme doch nur mit Steuererhöhungen, Subventionen von grünen Technologien und Verboten lösen.” In Diskussionen kam heraus, dass manche Grüne ein sehr negatives Menschenbild haben (“Der Mensch ist zu blöd”). Inzwischen fühle ich mich von dieser Partei getäuscht und missbraucht. Woran mache ich den Niedergang fest?

Ich gehörte damals eher den sogenannten Realisten (“Realo”) – Flügel an, statt den sogenannten Fundamentalisten (“Fundi”). “Realos” plädierten für Kompromisse, damit die Partei an die Macht kommen könne, um dann die Welt zu retten. Es hörte sich vielversprechend an, die “Fundis” wurden ja auch von den Medien regelmäßig in die Pfanne gehauen. Langsam wurde aber die Machterzielung und der -erhalt zum Selbstzweck. Wir kritisierten mangelnde Erfolge in rot-grünen Regierungen, es wurden zuviele Kröten geschluckt.

Ein Beispiel war die Bombardierung von Serbien unter der rot-grünen Bundesregierung Schröder/Fischer, ein völkerrechtswidriger Angriffskrieg, den die “Realos” unterstützen. Es gab viel Streit. Damals konnte ich die Beweggründe noch irgendwie verstehen, Freiheit für den Kosovo. Damals interessierte ich mich nicht viel dafür. Wir waren die Guten. Dann kam es zum Angriffskrieg auf Afghanistan, den ich wegen der Terroranschläge des 11. Septembers noch irgendwie verstehen konnte. Dann kam die Bombardierung von Libyen, hier war die Begründung der Sturz eines brutalen Diktators. Heute gibt es dort Sklavenmärkte. Nichts verbesserte sich.

Im Jahr 2006 kam es allerdings zum Bruch: Durch Zufall schaute ich erst widerwillig (“Das sind doch alles blödsinnige Verschwörungstheorien”), dann interessiert, eine Dokumentation über die kontrollierte Sprengung von WTC 7. Inzwischen sind die Kriegslügen entlarvt, weswegen Millonen von Menschen im nahen Osten vom “Wertewesten” umgebracht wurden. Leider musste ich feststellen, dass die allermeisten Grünwähler, geschweige denn Parteifunktionäre, keinerlei Bereitschaft haben, sich mit Positionen auseinanderzusetzen, die außerhalb des medial zugelassenen Meinungsspektrums liegen.

Inzwischen gibt es den “Fundi”-Flügel nicht mehr, stattdessen sind die “Realos” an die Spitzen im Staat angekommen und verhalten sich genauso wie die damaligen Politiker, die wir damals kritisierten. Es wird kaltschnäuzig gelogen: Krieg wird als Frieden verkauft, Umweltzerstörung als Umweltschutz, Zensur als Meinungsfreiheit. Heute schießen ukrainische Nationalisten mit SS-Abzeichen, mit deutschen Panzern, auf Russen, genauso wie während des II. Weltkrieges. Es sind die Nachkommen der West-Ukrainer, die den deutschen Truppen halfen, 24 Millionen Russen umzubringen. Wie weit können Politiker in Lebenslügen aufgehen, um die Sicherheitsinteressen Russlands nicht erkennen zu wollen, nur um in den Medien gut dazustehen und wiedergewählt zu werden?

Es gibt keine grüne Grundwerte mehr, stattdessen sonnen sich die “Realos” im warmen Licht der Scheinwerfer. Es geht nur um Karrieren  und Selbstdarstellung. Mein Gott, was kritisierten wir junge Grüne, damals noch Revoluzzer, die Korruption im Staat und in den Medien. Wie kritisch sahen wir insbesondere die Außenpolitik der USA!

Das Böse existiert heute für die Grünen nur noch in Russland. Der eigene Schatten wird auf Putin projektiert. Es gelingt weder vielen grünen Wählern, noch den Politikern, über den eigenen Schatten zu springen, und sich den Missständen in unserem eigenen Staat zu stellen. Putin ist dabei die ideale Ausrede für das eigene Scheitern.

Bündnis90/die Grünen brach alle Versprechungen: Deutschland ist innen- wie außenpolitisch zunehmend im Unfrieden. Es gibt keine “bessere Welt”, von der ich damals träumte, im Gegenteil.

6 Gedanken zu „Der Niedergang von Bündnis90/die Grünen“

  1. Ja, leider ist eigentlich nie Frieden. Als jemand der in den 80 er in einen Panzergrenadierbattalion war, bin ich Waffengegner, weil ich weiß welche Wirkungs selbst leichte Waffen haben. Und viele Grüne, die wahrscheinlich keinen Wehrdienst geleistet haben, dafür, echt gaga.
    Letzen Sommen traf ich auf den Soldenfriedhof Souda (Kreta) einen britischen Soldaten, auch dieser sah die jetzige Entwicklung mit Sorge. Komisch Soldaten sind gegen Krieg und Kriegsdienstverweigerer dafür.

  2. Auch wenn es eine Phrase ist: “Macht korrumpiert”, in dem Fall der “Grünen” scheint sie zu stimmen. Verzichtete man anfänglich nur auf die Forderung des Austrittes aus der Nato, um mitregieren zu können, so stimmten die “Grünen” bald danach schon für eine Beteiligung an den Angriffskriegen gegen Jugoslawien und Afghanistan. Der ex Außenminister Fischer kritisierte dann gar eine CDU-Regierung, daß sie nicht an der Bombardierung Libyens sich beteiligt habe und jetzt begeistert man sich an dem Natokrieg gegen Rußland so sehr,daß die Grünen-Außenministerin Rußland den Krieg erklärte.: Aus einer Friedenspartei wurde eine radicale Kriegspartei!

    1. Mich fasziniert die Fähigkeit des Menschen, sich selbst zu belügen, um sich weiter im Spiegel sehen zu können. Ich glaube, dass die große Mehrheit der Politiker “nicht weiß, was sie macht” und überzeugt ist, “Wir sind die Guten”. Dabei überlegen sie nicht selbst, sie reagieren nur auf “äußere Reize” in ihrer Filterblase. Gerade bei meinen damaligen “Parteifreunden” ist die Transformation unglaublich. Wir waren doch mal NATO-kritisch, wir waren doch mal (so wie Wolfgang Wodarg heute noch) zur Pharmalobby kritisch eingestellt gewesen, jetzt plädieren die meisten grünen Spitzenpolitiker für eine “Impfpflicht” eines neuartigen genbasierten Stoffes. Gentechnik im Futter in der Tiernahrung gefährlich, injektiert in den menschlichen Körper kein Problem.
      Perfektioniert wird die Lebenslüge damit, dass Widerspruch als rechtsradikal und Verschwörungstheorie diffamiert wird. Der Kritiker wird auf persönlicher Ebene diffamiert, damit man sich nicht mit den Argumenten befassen muss. Fadenscheinigen “Faktenverdreher-Füchse” der Medien wird bereitwilligst geglaubt.
      Ich frage mich, was bei einem Fackelmarsch ukrainischer Bandera-Anhänger mit SS-Symbolen in Berlin passieren würde. Würde die sogenannte “Antifa” was machen oder werden dann die Grünen und Linke sagen? Kein Problem, Putin ist schuld.

      “Nützliche Rechtsextreme” – Linken-Politiker würdigt Asow-Kämpfer als Verteidiger der Ukraine
      29 Mär. 2022 https://de.rt.com/europa/134907-nutzliche-rechtsextereme-linken-politiker-wuerdigt-asow-kaempfer-verteidiger-ukraine/
      Inzwischen ist Fabio De Masi aus der Linke ausgetreten.

  3. Lieber Georg Lehle,
    vielen, vielen Dank. Ich finde alles sehr gut, was du schreibst.
    Natürlich finde ich auch den “Niedergang von Bündnis 90/ die Grünen” , den du geschrieben hast, ebenso herrlich.

  4. Auf der Internetseite “Free 21” ist ein Artikel erschienen, dessen Aussage ich bestätigen kann:
    https://free21.org/wie-wurde-aus-den-gruenen-eine-partei-der-kriegstreiber/
    Die Gruppe um Joschka Fischer legte eine 180 Grad – Wende unter der Regierung Schröder hin. Damit konnten die grünen Opportunisten “Karrieren” machen, ihre Widersacher verließen die Partei. Die Partei sicherte sich mit der Wende eine gute mediale Berichterstattung, die zu immer besseren Wahlergebnissen führte. Ich denke, dass sich die heutige grüne Wählerschaft zum Großteil aus opportunistischen Wählern zusammensetzt, die ohne große eigene Inhalte einfach dem mainstream folgen. Interessant wird werden, wie Umweltschützer wie Toni Hofreiter die jetzige Wende innerlich verkraften, weniger Umweltschutz “wegen Putin” leider notwendig?

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