So sind sie, die Verharmloser: leugnen die Katastrophe als ganzes und in allen relevanten Einzelfakten. Und berufen sich auf veraltete Erkenntnisse, die z.B. ein gewisser Christian Drosten am 22.01.2020 im Interview mit der Berliner Zeitung zum damals neuen und scheinbar (fast) nur auf China begrenzten Coronavirus von sich gegeben hatte: „Die Schwere wird überschätzt“, [1].
Eine bekannte Verharmloser-Seite [2] streute noch am 30.04.2021 folgende Verharmlosungen und Fake News unters Volk:
- Gute Patientenversorgung auch in der Corona-Pandemie stets gewährleistet.
- Die Analyse der Leistungsdaten aller deutschen Krankenhäuser zeigt, dass trotz der Aufforderung der Bundesregierung im Frühjahr 2020, planbare Leistungen zu verschieben, die stationäre Versorgung in Deutschland im ersten Pandemiejahr 2020 flächendeckend gewährleistet werden konnte.
- Nach einem Rückgang der Krankenhausfälle im Frühjahr um ca. 30 Prozent, wurden auf Jahressicht im Bereich der allgemeinen Krankenhäuser 13 Prozent und im Bereich der psychiatrischen Kliniken 11 Prozent weniger Fälle als im Vorjahr versorgt.
Im Jahresdurchschnitt waren vier Prozent aller Intensivbetten mit Corona-Patientinnen und -Patienten belegt. - Die Mitglieder des Beirats betonten, dass die Pandemie zu keinem Zeitpunkt die stationäre Versorgung an ihre Grenzen gebracht hat.
Eine umfassende Analyse zum Rückgang bestimmter Fallgruppen habe sogar ergeben, „dass das Inanspruchnahmeverhalten der Patientinnen und Patienten für den Rückgang der Behandlungsfälle eine deutlich größere Rolle gespielt hat als die aktive Absage von Behandlungen durch die Krankenhäuser.
In der Folge wurden weniger Bettenkapazitäten (67 Prozent) in Anspruch genommen.“
Keine Engpässe mit Warteschlangen, sondern ungenutzte Überkapazitäten – und verängstigte Patienten (womöglich von fiesen Propagandisten in Panik versetzt?) hätten sich also lediglich nicht getraut ins Krankenhaus zu gehen, wo unterbeschäftigtes Personal auf sie wartete?
Kein Wort zu den mehrfach exponentiell angestiegenen Fallzahlen, zu der gerade noch vermiedenen Triage auf den Intensivstationen!
Spätestens hier merkt jeder tüchtige Faktenchecker oder correctiv-Jünger: Das Lob ist falsch und beleidigt das bis an und über die Grenzen hinaus belastet gewesene medizinische Personal auf unerträglichste Weise!
Zeit also, diese Fake-News-Seite beim Namen zu nennen und als abschreckendes Beispiel an der Pranger zu stellen!
Es handelt sich um die Seite des … ähm … Gesundheitsministers …
O.k., er hatte ja selber ein schweres Jahr hinter sich mit der schwierigen Beschaffung von Masken, Tests und Impfstoffen. Da wird man ja wohl noch ein bisschen auf die guten Seiten des eigenen Wirkens hinweisen dürfen. Schließlich kann er nichts dafür, dass Italien eine viel besser zu den Szenarien von Event 201 passende (sprich: niedrige) Bettenzahl vorweisen konnte als er. Zwar kann er auch nichts für die hohe deutsche Bettenzahl (die hat er „geerbt“), aber die neoliberale Sparpolitik, die es für „italienische Zustände“ braucht, konnte sich in dem Land mit chronisch klammen Staatskassen halt auch schon seit Jahren austoben.
Die mussten nur noch ein paar dramatische Sargbilder hinzufügen und fertig – schon konnten sie den Anforderungen von Seehofers Panik-Papier gerecht werden.
In Wahrheit ist Jens Spahn vermutlich ein verkanntes Strategie-Genie. Von den 36 Strategemen [3] des General Tan Daoji († 436), die in China jedes Kind kennt, hat er bei seiner Bekämpfung der Corona-Verharmloser mindestens vier unter einen Hut gebracht:
- Das Brennholz heimlich unter dem Kessel wegnehmen
- Verrücktheit mimen, ohne das Gleichgewicht zu verlieren
- Dürre Bäume mit künstlichen Blüten schmücken
- Die Rolle des Gastes in die des Gastgebers umkehren
[1] https://www.berliner-zeitung.de/gesundheit-oekologie/coronavirus-berliner-virologe-die-schwere-wird-ueberschaetzt-li.5436
[2] https://www.bundesgesundheitsministerium.de/presse/pressemitteilungen/2021/2-quartal/corona-gutachten-beirat-bmg.html
[3] https://de.wikipedia.org/wiki/36_Strategeme