Gesundheitsminister Spahn für Generalstreik von Pflegepersonal, trotz “Jahrhundertpandemie”

Ich bin Mitglied im Telegram-Kanal “Pflege- und Krankenhauspersonal für Aufklärung”. Dort beschreiben Ärzte, Intensivpfleger und Pfleger teilweise ausbeuterische Zustände in Krankenhäusern und Alternheimen. Es geht zunehmend Personal ab, aufgrund der schlechten Arbeitsbedingungen und Bezahlung. Der Pflegenotstand ist seit Jahren bekannt und verschärft sich zunehmend.

Vor diesem Hintergrund erinnerte ich mich an eine joviale Rede von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn, die er zur Eröffnung des Deutschen Pflegetags am 13. Oktober 2021 hielt. Immer wieder beschwor Spahn die Pandemie und die Bedeutung der Kräfte. Trotzdem verweigerte er den Pflegekräften eine sofortige Direkthilfe seitens des Staates, um den Beruf attraktiver zu machen. Stattdessen machte er die Kräfte zum Teil selbst für ihre Probleme verantwortlich, weil sie gegenüber ihren Arbeitgeber nicht mehr Geld herausgeholt, sich nicht gewerkschaftlich organisiert hätten. Er betonte, dass er “meinetwegen auch das” einen “Generalstreik” befürworten würde. (youtube)

Wenn es Spahn ernst meint mit der Pandemie, warum tut er nicht alles, um die Abwanderung von Pflegekräften sofort zu stoppen und neues Personal zu rekrutieren? Redet so ein Gesundheitsminister während einer “Jahrhundertpandemie” (Zitat Spahn)?

2 Gedanken zu „Gesundheitsminister Spahn für Generalstreik von Pflegepersonal, trotz “Jahrhundertpandemie”“

  1. Die Regierenden im reichsten Land Europas können nicht im zweiten Winter hintereinander beklagen, man habe nicht genug Sachmittel („Betten“) und müsse die Bevölkerung daher erneut einsperren.

    Zumal über den letzten Winter hinweg Betten abgebaut wurden und Spahn selber dann im Frühjahr auf der Ministeriums-Homepage öffentlich prahlen ließ, man habe die Versorgung den ganzen Winter über im Griff gehabt. Das war kurz nachdem Lauterbach und Montgomery ihre Seifenblasen von der drohendne Triage rausgehauen und sich nach deren Platzen unsterblich blamiert hatten.

    Anders als Lieferengpässe für Sachmittel („Betten“), lassen sich Personallücken mit Geld frühestens mittelfristig beheben. Weil Spahn das weiß, schmeichelt er den Pflegekräften. Schmeicheln kostet ja nichts.

    Und eine echte Streik- bzw. Lohnerhöhungsgefahr aufgrund möglicher Streiks besteht ja kaum:
    „Altenpfleger sind als Berufsstand kaum organisiert“, berichtete 2017 das Ärzteblatt,
    https://www.aerzteblatt.de/nachrichten/87003/Altenpfleger-sind-als-Berufsstand-kaum-organisiert

    Spahn hat noch einen zweiten Grund zum Einschmeicheln:
    um die Toleranz gegenüber neuen Zumutungen (neudeutsch: „Resilienz“) zu erhöhen.

    Mit großen Überschriften erfahren wir von der Angst-Vision der Pflegeberufe:
    „Gekündigt oder entlassen – Corona-Impfpflicht in England: 50.000 Pflegekräften droht der Jobverlust“,
    https://www.fr.de/politik/corona-impfung-pflicht-england-covid-19-grossbritannien-50000-pflegekraeften-droht-jobverlust-news-91109299.html

    Gleich darunter, aber viel kleiner, liest man, dass auch die Gegenseite ihre Ängste hat:
    „In England droht ein Mangel an Fachkräften im Pflegebereich – weil eine vollständige Corona-Impfung jetzt Pflicht ist.“

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