Frühling mit Vorfreude aufs Oktoberfest – in China möglich, bei uns nicht

Dass unsere zahlenblinde Bundesregierung noch nicht so richtig aufgewacht (neudeutsch: „woke“) ist, kann man am allerwenigsten den führenden Statistikern Deutschlands vorwerfen:
Sie wussten schon immer, dass man aussagekräftige Zahlen braucht, um richtig und schnell reagieren zu können und dadurch schnelle Erfolge zu erzielen. Und weil vom Beginn der Pandemie an Professoren wie Antes, Bosbach und andere fassungslos feststellten, dass die Regierenden keinen blassen Schimmer hatten, forderten sie schon vor einem Jahr und dann immer wieder mit klaren Worten ein systematisches Herangehen und ein umfangreiches Erfassen statistischer Daten. Vergeblich, man hörte nicht auf sie.

Medizinhistoriker Prof. Gerd Antes kritisierte jetzt im ZDF, es sei „von Anfang an versäumt“ versäumt worden, Berufsangaben und andere wichtige Daten von Infizierten zu erfassen. Das Problem sei die Dunkelziffer: „Wir wissen nicht, wo es passiert, wann es passiert“, [1] [2].

Wenigstens hat die aka-demische Anprangerung der pan-demischen Regierungs-Unprofessionaliät Einzug in die ZDF-Nachrichten und (via FDP) ins Parlament gehalten, in welchem man zuletzt nur noch eine willenlose Abnick-Instanz der Regierung zu erkennen glaubte.
Neben der Legislative will sich erstaunlicherweise auch die Judikative nicht mehr so dezent zurückhalten, wie man es von ihr gewohnt ist:
„Die Bundes-Notbremse sei verfassungswidrig, sagt der Präsident des Düsseldorfer Verwaltungsgerichts.
Zudem greift er Angela Merkel an und stellt ihr Verhältnis zum Rechtsstaat in Frage“:
„Wenn die Bundeskanzlerin es als Mehrwert sieht, dass die Verwaltungsgerichte ausgeschaltet werden, dann frage ich mich, was für ein Verständnis von Rechtsstaat sie hat“,
sagte Andreas Heusch beim Jahrespressegespräch des Düsseldorfer Verwaltungsgerichtes, [3].

Kaum aber fordert die FDP von der selbstherrlichen Merkel-Regierung einen auf Zahlen basierten „Weitblick“, da kommt schon der bayrische Löwe und populistische Neben-Kanzler Markus Söder um die Ecke und setzt an zu einem wohl „visionär“ gemeinten Sprung: In seinem entschlossenen Kampf gegen die Pandemie hat er jetzt (und damit wie schon letztes Jahr: sehr frühzeitig) auch das diesjährige Oktoberfest abgesagt, [4].

So „weitsichtig“ waren (und sind) die Chinesen 2020 (und vermutlich auch 2021) nicht: Ohne große Worte von Visionen handelten sie einfach entschlossen im Hier und Jetzt und kamen so erstaunlich schnell ans Ziel. Ihre Oktoberfeste fanden 2020 statt, in maskenloser Enge wie auch ihre sommerlichen Pool-Partys.
2021 steht vermutlich eine Wiederholung an. In China, dem Land der Morgenröte und der leckeren Frühlingsrolle, bleibt man also locker und lässt die Zukunft hoffnungsfroh „offen“ – deutsche Mächtige dagegen „diktieren“ trotz ersichtlicher Kompetenz-(und Zahlen-)Defizite ihrem Volk weit im voraus die deprimierenden Plan-Ziele für den Herbst?
Es wird immer anstrengender (oder spannender?) zu unterscheiden und zu begründen, wo denn jetzt die „offene Gesellschaft“ zu verorten ist und wo die „Diktatur“ …

Denn eigentlich dachten wir ja immer, „Langsamkeit“ sei ein Schimpfwort unwissender Neider, die unsere überlegene und Qualität schaffende „deutsche Gründlichkeit“ nicht zu schätzen wissen.
Auf die Produkte unserer Wirtschaft können wir in der Tat (noch) stolz sein. Mit Stuttgart 21, Berliner Flughafen und einer schleppenden Breitbandversorgung haben wir den entsprechenden Optimismus bei den „Regierungs-Produkten“ aber Stück für Stück verloren.

Die schleppende Beschaffung von Masken, Tests und Impfstoffen – man hat genug darüber gelesen, wie Jens Spahn auf der deutschen Ebene und Ursula von der Leyen auf der europäischen alles verbockt hatten, was sich nur verbocken ließ. Zusätzliche Unterstützung in ihrer Verzögerungs-Arbeit erhielten sie von korrupten Abgeordneten, die nach Mafia-Manier die Lieferanten unter sich aufteilten, um aus jedem vorm Abschluss des Liefer-Deals noch gemütlich erkleckliche Bakschisch-Zahlungen rauszupressen.

Aber das Gedächtnis des Volkes ist kurz und die Höflinge der Regierung, die immer so erbost schäumen gegen „alternative Fakten“ seitens unbotmäßiger Bürger, sind in Wirklichkeit selber ganz gut darin, lästige durch alternative Fakten zu ersetzen. So werden jetzt, zur Tarnung der pannenreichen „Leyen“ Uschi, Angie und Jens, die „wahren“ und teuflisch professionellen Bremser und Saboteure dem Volk vorgestellt: Nein, nicht AstraZeneca tötet vormals gesunde Krankenschwestern – es sind die bösen Russen und Chinesen, die uns das einreden wollen „mit Versuchen der Desinformation und Manipulation, um das Vertrauen in vom Westen hergestellte Impfstoffe, EU-Institutionen und westliche / europäische Impfstrategien zu untergraben“, [5].

Warum teilt uns dann aber der gleiche Artikel mit, dass Israel über 60 Prozent Erst-Geimpfte hat, die EU und Deutschland aber nicht mal 30 Prozent?
Sind die Israelis resistenter gegen Feind-Propaganda als wir dummen Europäer?
Und sind etwa die stramm westlich orientierten Japaner, die zusätzlich immer noch territoriale Händel mit China und Russland haben, völlig der Feind-Propaganda verfallen?

RT-DE meint, Japans Impfskeptiker verspürten keinen Anreiz, die eigene Gesundheit aufs Spiel zu setzen:
„In Japan ist bislang weniger als ein Prozent der Bevölkerung gegen das Coronavirus geimpft worden, obwohl die EU den Export von 52,3 Millionen Euro Impfdosen nach Japan genehmigte.
Ein Grund ist die tief sitzende Impfskepsis durch unerwünschte Nebenwirkungen in der Vergangenheit“, [6].
RT-DE ist natürlich ein „Feindsender“ – allerdings zitiert er zwei Quellen aus der Japan Times.

„Tiefe Impfquoten“: Auch eine Schweizer Zeitung fragt staunend, „Warum China, Russland und Indien trotz eigener Impfstoffe zurückfallen“ und findet ganz ähnlich wie RT-DE,
„das liegt einerseits am Vertrauen, andererseits an anderen tödlichen Krankheiten“, [7].
Die Propaganda-Vorwürfe stehen also auf schwachen Beinen, denn falls Russen und Chinesen wirklich Impf-Skepsis verbreiten, dann wäre ihnen das jedenfalls in ihren eigenen Ländern besser gelungen als anderswo.

[1] https://www.nachdenkseiten.de/?p=72114#h01

[2] https://www.zdf.de/nachrichten/heute-journal/bisher-konsequent-versaeumt-worden-100.html

[3] https://rp-online.de/nrw/landespolitik/verwaltungsgericht-duesseldorf-deutliche-kritik-an-merkel_aid-57704339

[4] https://www.merkur.de/bayern/oktoberfest-wiesn-2021-absage-corona-soeder-reiter-muenchen-bayern-aus-pandemie-live-90485380.html

[5] https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/russland-und-china-gegen-eu-impfstoffe-kampagne-mit-fake-news-17317955.html

[6] https://de.rt.com/asien/116648-japans-impfskeptiker-kein-anreiz-eigene-gesundheit-aufs-spiel-zu-setzen/

[7] https://www.tagesanzeiger.ch/warum-china-russland-und-indien-trotz-eigener-impfstoffe-zurueckfallen-246760424168

Ein Gedanke zu „Frühling mit Vorfreude aufs Oktoberfest – in China möglich, bei uns nicht“

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