In den USA werden Schwer-Kriminelle mit der Todesstrafe bestraft oder für lange Zeit weg-gesperrt. Die Haftbedingungen sind hart, Gewalt ist an der Tagungsordnung. Dagegen gibt es selbst in den USA Alternativen. Es gibt eine Pferdefarm, in der Häftlinge wilde Mustangs zähmen und starke Bindungen aufbauen lernen. In Norwegen gibt es eine Insel, in der die Haft an Urlaub erinnert. Es wird dort jedoch intensiv an den sozialen Kompetenzen gearbeitet, die Kriminellen sollen “frei von Hassgefühlen” werden. Der Erfolg ist stets eine niedrigere Rückfall-Quote der Häftlinge nach ihrer Entlassung als in “normalen” Gefängnissen.
Normal sind in den USA härteste Strafen bis hin zur Todesstrafe. Beispielsweise gilt in Kalifornien ein Strafgesetz, das dem Motto „Dreimal und du bist draußen“ folgt. Wer dreimal ein Gesetz bricht, so klein das Delikt auch sein mag (etwa Ladendiebstahl oder Autofahren ohne gültigen Führerschein), muss beim dritten Verstoß zwingend zu lebenslänglicher Haftstrafe verurteilt werden. Die Folge ist, dass 170.000 Kalifornier ein-sitzen. Bezogen auf die Bevölkerung sind das zehnmal so viele Gefangene wie in der Bundesrepublik. Kalifornien gibt inzwischen mehr Geld für Gefängnisse als für Bildung aus (Quelle: Die Zeit, Blitzkrieg gegen das Verbrechen, 03/2003)
Die Alternative zeigt das US-Gefängnis “Ehren-Ranch” (“Honor Farm”). Dort leben männliche Häftlinge in der Abgeschiedenheit der Weite Wyomings. Sie werden durch das Zähmen wilder Mustang-Pferde therapiert. Laut der Gefängnis”wärter” wäre der tägliche Kontakt mit den Pferden sehr hilfreich bei ihrer Rehabilitierung und späteren Resozialisierung. Das würde die wesentlich geringere Rückfallquote beweisen. Eine erfolgreiche Zähmung der Wildpferde würde Ehrlichkeit, Souveränität und Geduld fordern und die Straftäter grundlegend verändern:
“Schritt für Schritt werden die Pferde allmählich an den Kontakt zu Menschen gewöhnt. Dabei entstehen zwischen den misstrauischen, harten Männer und ihren eigenwilligen Schützlingen oft innige Beziehungen.” (Quelle: Arte)
Ähnlich gute Erfolge erzielt Norwegen mit seinem liberalen Strafvollzug. Auf einer Insel können Schwerverbrecher ihre letzten Jahre verbringen, wo sie intensiv an ein verantwortliches Leben hingeführt werden.
Verzeihen statt rächen
Der menschlichere Strafvollzug ist schwer zu erreichen, die Gesellschaft müsste bereit sein, den Tätern zu vergeben, und auf Rache zu verzichten. Es gibt Biographien, die Hoffnung machen, dass Menschen dies auch in ihrem eigenen Leben gelingt. Viktor Frankl gibt ein leuchtendes Beispiel:
Dr. Viktor Frankl (1905–1997) überlebte die Konzentrationslager Auschwitz und Dachau. Die Nazis raubten dem Begründer der Logotherapie, Familie und Heimat. In den Konzentrationslagern durchlebte er extremste Trostlosigkeit und Hoffnungslosigkeit. Genau dieses existentielle Vakuum stärkte jedoch seine Mitmenschlichkeit und seinen bedingungslosen Glauben, trotzdem „Ja zum Leben“ zu sagen, seinen Peinigern zu verzeihen. Nur so konnte Frankl den tagtäglichen Kampf ums Überleben und gegen die Nazi-Willkür durchstehen. Viktor Frankl:
„Menschliche Güte kann man bei allen Menschen finden, sie findet sich auch bei der Gruppe, deren pauschale Verurteilung doch gewiss sehr nahe liegt. Es überschneiden
sich eben die Grenzen! So einfach dürfen wir es uns nicht machen, dass wir erklären: Die einen sind Engel und die anderen Teufel.“
Quelle: Frankl, Viktor (1979): Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn, Piper Verlag, München/Zürich