Am 23.02.14 hielt der Linken-Politiker Bodo Ramelow in der Berliner Gedächtniskirche eine außergewöhnliche Gastpredigt. Außergewöhnlich, denn Kritik an der Zinswirtschaft ist äußerst rar gesät, auch unter Linken-Politikern.
Bodo Ramelow zitiert die Bibel und setzt sie in Bezug zur Realität. Damit zeigte er, dass eine gelebte Christus-Nachfolge unvereinbar mit dem kapitalistischen Unrechts-system ist. Bodo Ramelow entlarvt die Scheinheiligkeit und Schizophrenie der Partei mit “C” im Parteinamen, die sich für eine “marktkonforme Demokratie” einsetzt.
“So heißt es im zweiten Buch Mose, Kapitel 22, Vers 24:
„Wenn du Geld leihst einem aus meinem Volk, der arm ist bei dir, sollst du ihn nicht zu Schaden bringen und keinen Wucher an ihm treiben.“ (…)
Die Bibel sagt, wenn du jemandem Geld leihst und dieser Mensch arm ist, so gibt es eine Vorschrift, die da lautet: Du sollst keinen Wucher mit ihm treiben und ihn nicht zu Schaden bringen. Im modernen Bankwesen ohne moralische Wurzeln spielt ein solcher Lehrsatz keine Rolle.
Ganz im Gegenteil: Die modernen Zauberlehrlinge der heutigen Zeit ziehen sich zuerst die persönlichen Boni ab, stopfen sich die Taschen voll und es ist ihnen egal, wie oder welchen Schaden sie bei ihren eigenen Kunden anrichten. In solchen Fällen wird dann immer der Steuerzahler bemüht und die Staatenlenker haben vor den„systemischen Banken“ so viel Angst, dass sie ihnen jeden Schutzschirm gewähren ohne die moralische Frage nach Ursache und Wirkung überhaupt zu stellen. (…)
Welchen Sinn macht es, Schulden mit neuen Schulden abzuzahlen? Welchen Sinn macht es, den Leiher in eine immer größere Armut zu treiben, und daran gemessen ist es erstaunlich, wie modern das Alte Testament ist. (…)
Ich möchte deshalb im Rahmen der Reformationsgottesdienste mit Luther schließen, der einmal sagte:
“Wer arm sein will, sollte nicht reich sein. Will er aber reich sein, so greife mit der Hand an den Flug und such´s sich selbst aus der Erde. Es genügt, dass die Armen angemessen versorgt sind, so dass sie nicht Hungers sterben, noch erfrieren. Es schickt sich nicht, dass einer aufgrund der Arbeit des anderen müßig gehe, reich sei und gut lebe, während ein anderer übel lebt, wie jetzt der verkehrte Missbrauch ist. Denn St. Paulus sagt im 2. Brief an die Thessalonicher, Kapitel 3:
„Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen.“ Und „Es ist niemanden von Gottverordnet, von den Gütern der anderen zu leben.“
Die ganze Predigt kann auf der Internetseite von Bodo Ramelow gelesen werden.
Der Zins ist nicht das eigentliche Problem, sondern der Zwang. Ebenso wie der Euro nicht das eigentliche Problem ist, sonder der Zwang ihn zu benutzen. Wenn jeder selber frei entscheiden kann, und keine organisierte Staatsform mit Gewaltenmonopol, dann werden sich die Systeme durchsetzen die die Bürger freiwillig wollen. Der eine will vielleicht Sozialismus? Soll er haben. Der andere Turbokapitalismus? Soll er auch haben. Aber kein Zwang soll jemanden zwingen das eine oder andere System anzunehmen, oder für die Kosten, die das eine oder andere verursacht mitzuzahlen.