CORRECTIV als Wächter des offiziellen Narrativs

CORRECTIV ist ein 2014 gegründeter Verein, der vom Mainstream als Faktenchecker-Portal bejubelt wird und in dieser Funktion folglich unter allgemeinem Wohlwollen seit 2017 für Facebook offiziell tätig wird. Kritische Journalisten teilen diese Begeisterung allerdings nicht, [1].

In Sachen Corona kann das Portal jedenfalls bestens zeigen, was (nicht) in ihm steckt. Letzte Woche knöpfte man sich dort einen Blog und dessen angebliche fünf Behauptungen vor, die allesamt „falsch oder irreführend“ seien, [2]. Zur vierten Behauptung („88 Prozent der beatmeten Patienten sterben, weil Beatmung die falsche Behandlung sei“) erfahren wir:

„Die 88 Prozent beziehen sich also lediglich auf diejenigen 320 Personen, die zum Ende des Betrachtungszeitraums entweder gestorben (282 Personen, 88 Prozent) oder gesund entlassen worden waren (38 Personen, 12 Prozent). Die Behauptung, dass 88 Prozent aller beatmeten Patienten sterben, lässt sich demnach aus den Studienergebnisse nicht ableiten. Auch in der Studie selbst ist die Todesrate unter allen beatmeten Patienten nicht mit 88 Prozent, sondern mit 24,5 Prozent angegeben.“

Angeführt als Beleg hierfür wird u.a. die Tagesschau vom 29.04.2020, [3], der in die gleiche Richtung ging, allerdings etwas genauer erläuterte, dass bis 4. April von 1.151 beatmeten Patienten 282 (=24,5 %) verstorben waren, dagegen nur 38 (=3,3 %) nicht mehr beatmungspflichtig waren.

831 Patienten (=72,2 %) mussten jedoch weiter beatmet werden – und man weiß, dass die Gefahr zu sterben und bleibende schwere Schäden abzubekommen, mit der Dauer der Beatmung steigt!

Weil das „Ende des Betrachtungszeitraums“ schon am 4. April war, dürften bis zum Bericht der Tagesschau am 29. April folglich von den 831 weiter maschinell Beatmeten noch sehr viele verstorben sein, was die Tagesschau indirekt auch andeutet, denn im gleichen Bericht sie erwähnt eine Studie zu Coronavirus-Patienten im weniger betroffenen Georgia. Dort wurde (im Kontrast zu New York City) „eine weitaus geringere Sterblichkeitsrate bei Patienten an Beatmungsgeräten festgestellt – nämlich knapp 30 Prozent“.

Dass die Tagesschau im turbulenten April drei Wochen nach Ende der zitierten Studie noch kein Fallzahlen-Update aus New York bekommen konnte, muss man wohl hinnehmen.

Wenn aber das angebliche Recherche-Portal CORREKTIV weitere zwei Monate später immer noch keine aktuelleren Zahlen hat und dennoch belehrend andere Stimmen zum Schweigen bringen will, dann sollte es nicht vollmundig einfach „88 %“ durch „24,5 %“ ersetzen, sondern lieber etwas kleinlauter zugeben, dass selbst die zitierte Tagesschau vom 29. April für New York von einer (=vom künftigen Ende her gesehenen) „weitaus höheren Sterblichkeitsrate bei Patienten an Beatmungsgeräten“ ausgeht als die 30 %, die damals für Georgia errechnet worden waren.

Auch in Sachen Ursachen-Analyse kann CORRECTIV nicht gerade glänzen; es zitiert einen Medizinprofessor und Koautoren der Studie: „Ein Hauptfaktor für die Mortalität scheint die Belastung des Gesundheitssystems zu sein“. Mangelte es den überfordeten Notfallmedizinern nur an Zeit und Ressourcen? Oder fehlte es an Wissen, um die richtige Entscheidung treffen zu können zwischenr invasiver Intubation (=per Beatmungsmaschine an norkotisierten Patienten) einerseits oder einer schonenderen und ggf. einzig richtigen Sauerstoffmaske andererseits?

CORRECTIV zitiert hierzu die Deutsche Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP), die (nomen est omen – Verbindungen zur Geräte-Industrie?) so rein gar nichts an maschineller Beatmung problematisch findet, sondern in einem Positionspapier am 21. April stur daran festhielt, Beatmung sei „eine lebensrettende Maßnahme für Menschen mit einer sehr schweren COVID-19-Erkrankung“. Dabei hätte CORRECTIV auf der Tagesschau-Seite einfach nur einen Tag weiterrücken müssen, wo am 30. April [4] schon mit einer deutlich kritischeren Schlagzeile aufgemacht wurde: „Beatmung bei Covid-19 – Mehr Schaden als Nutzen?“
Dort stellt sich nicht nur das große Unwissen der New Yorker Corona-Notärzte zum Thema „Beatmungsmaschine oder Sauerstoffmaske?“ heraus, sondern auch der in Deutschland seit Jahren herrschende und unverständlicherweise nicht gelöste Glaubenskrieg zwischen Anästhesisten (möglichst frühzeitige Intubation) und Lungenärzten (möglichst späte bzw. gar keine Intubation).

Dissens im Mainstream: kein Thema für CORRECTIV, wo man nur Mainstream-Dissidenten suchen, finden und bekämpfen will. Einmal mehr erweist sich CORRECTIV als Wächter des offiziellen Narrativs, der dem Volk gezielt ein paar (wahre aber unwichtige) Knochen vorwirft, um zu verhindern, dass es den viel schwerwiegenderen „Braten der Wahrheit“ riecht, den das herrschende Narrativ um jeden Preis zudecken will.

… geschrieben von “bekir”

[1] https://www.nachdenkseiten.de/?p=36631
[2] https://correctiv.org/faktencheck/2020/06/18/coronavirus-blog-verbreitet-irrefuehrende-behauptungen-ueber-die-angebliche-heilkraft-von-chlordioxid
[3] http://archive.is/gYm2J#selection-1215.429-1215.441
[4] https://www.tagesschau.de/investigativ/monitor/beatmung-101.html

Ein Gedanke zu „CORRECTIV als Wächter des offiziellen Narrativs“

  1. Wie viele Prozent der beatmeten Patienten starben nun letztlich?

    Ein FAZ-Artikel von letzter Woche gibt eine Übersicht über alle stationär behandelten Covid-19-Patienten:
    „Bei Patienten mit Beatmung lag die Sterblichkeit bei 53 Prozent, bei denen ohne Beatmung bei 16 Prozent. Insgesamt wurden 17 Prozent der Patienten beatmet. (…) Auch bei den beatmeten Patienten verstarben vor allem die Älteren, bei den Patienten über 80 waren es sogar 72 Prozent.“
    https://www.faz.net/aktuell/politik/inland/wann-die-corona-sterblichkeitsrate-steigt-jeder-fuenfte-stirbt-16881502.html

    Mit dem Hinweis auf die altbekannte Tatsache, die schweren und damit krankenhauspflichtigen Fälle „seien vor allem ältere und gesundheitlich schon beeinträchtigte Menschen gewesen“ kann man jedenfalls für die wichtigste „Corona-Zielgruppe“ der 80-jährigen Menschen sagen, dass ein Anhängen an die Beatmungsmaschine für sie so gut wie ein Todesurteil war.

    Mit dem Geschäftsführer des wissenschaftlichen Instituts der AOK zieht die FAZ eine gewagte Schlussfolgerung:
    „Die hohen Sterblichkeitsraten zeigten, dass in den Kliniken relativ viele Patienten mit einem schweren Krankheitsverlauf behandelt worden seien.“

    Kein Gedanke wird daran verschwendet, ob man hier nicht etwa Ursache und Wirkung verwechselt – bzw. Therapie und Krankheit. War die invasive Behandlung wirklich die richtige?

    War es vielleicht eher umgekehrt wie in New York, wo viele völlig unnötig gerade an der invasiven Behandlung starben? Auch dort erkannte man nämlich erst langsam, dass eine Sauerstoff-Maske nicht nur einfacher, billiger und schonender, sondern bei vielen die einzig richtige Beatmungs-Variante gewesen wäre, während unter den Beatmungs-Maschinen sedierte Menschen wie die Fliegen wegstarben.

    Solche Unterscheidungen macht die Corona-Studie laut FAZ aber nicht – alle Corona-Patienten, die (invasiv) beatmet WURDEN, sind dort lapidar „Corona-Patienten, die beatmet WERDEN MUSSTEN“.

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