Heute kam es zu einem Schlagabtausch zwischen FDP-Obmann Hartfrid Wolff und Verfassungsschutz-Chef Fromm: Wolff fragte,”ob der Geheimdienst darüber nachgedacht hatte, ein NSU-Mitglied anzuwerben? Fromm verneinte. “Davon wisse er nichts.” Dann präsentierte jedoch Wolff Fromm eine Geheimakte des Verfassungsschutzes: Es soll dort ein Anwerbeversuch “einer in Katzen vernarrten Frau geschildert sein, die viel mit ihrer Oma machte – eine Beschreibung, die auf Zschäpe passen würde.” (Welt) Außerdem sei sie Aktivistin beim Thüringer Heimatschutz (THS) mit Verbindungen zum Führungskader (stern). Auch dass würde passen, da Böhnhardt und Mundlos stellvertretende Leiter der Jenaer Sektion des THS waren, sie zählten “zum harten Kern des THS.” (Welt).
Der Vorsitzende des Untersuchungs-Ausschuss Edathy dementierte noch am gleichen Tag scharf: “Diese Spekulation entbehrt jeder Grundlage”, denn keine der insgesamt 49 Personen, die in den einschlägigen Akten des Bundesverfassungsschutzes auftauchten, habe in Jena gelebt und “keine einzige dieser 49 Personen trug den Namen Beate Zschäpe”. (welt)
Am gleichen Tag dementierte sogar Bundesinnenminister Friedrich höchstpersönlich:
“Das ist eine Falschmeldung.” (Zeit)!
Offenbar hat Wolff eine Akte, die dem Ausschuss nicht vom Verfassungsschutz während ihres Besuchs am 04.07. präsentiert wurde. Es soll sich um eine Werbeakte handeln, in der mehr als 40 Fälle beschrieben werden, “in denen der Verfassungsschutz Kontakt zu Mitgliedern der rechten Szene suchte.” Zufälligerweise sind genau drei Alias-Namen geschwärzt. “Auch die dazugehörigen Fotos sind – nicht wie bei den restlichen Fällen – mit einem Balken versehen, sondern komplett geschwärzt.” (stern)
Laut Edathy hätte jedoch eine Prüfung der ungeschwärzten Akten, die offenbar während des Besuchs beim Verfassungsschutz ausgewertet wurden, ergeben:
“Es gebe eine andere Frau, die dieser Beschreibung entspreche.” (stern).
Jedoch würde auch der zeitliche Rahmen auf Zschäpe hindeuten:
“Wie stern.de berichtet hatte, war dem Anwerbegespräch mit der Katzenliebhaberin eine ausgiebige Observation der Frau vorausgegangen. Anfang 1997, rund ein Jahr bevor Zschäpe gemeinsam mit Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt abtauchte, kam es zur “Ansprache”, wie es im Geheimdienstjargon heißt. Spezialisten des Bundesamtes für Verfassungsschutz sagten zu der jungen Katzenliebhaberin, man mache sich Sorgen um die Gewaltentwicklung in Thüringen. Ob es nach der Ansprache zu einem weiteren Treffen kam, geht aus der Akte nicht hervor.” (stern)
Die offizielle Darstellung ist sehr unwahrscheinlich, da im Thüringer Heimatschutz in erster Linie Männer waren. Damit sinkt die Wahrscheinlichkeit, da die Menge der möglichen Doppelgängerinnen abnimmt!
Gute, wichtige Arbeit, die Du hier leistest, dazu noch ansprechend gestaltet. Danke!
“Offenbar verfügt Wolff eine Akte, die dem Ausschuss nicht vom Verfassungsschutz während ihres Besuchs am 04.07. präsentiert wurde”.
Wäre nicht zu erwarten gewesen, daß er diese Quelle den anderen UA-Mitgliedern zugänglich macht?