NSU-Komplex: Mehr Fragen als Antworten, Teil 3

Wir müssen das Unmögliche denken: Bestand auch das Trio aus V-Leuten? Vor dem Untersuchungsausschuß in Berlin erklärte ein Quellenführer, daß Beate Zschäpe vom thüringer Verfassungsschutz angeworben werden sollte. Man habe dann aber darauf verzichtet. Auch dieser Zeuge war der letzte des Sitzungstages, der erst vor den Abgeordneten des Ausschusses Platz nahm, als fast alle Medienvertreter längst gegangen waren. Sicher ist weiterhin, daß Zschäpe an jenem 4. November 2011, als ihre Freunde in Eisenach ums Leben kamen, einen Anruf von einem Handy bekam, das auf das Innenministerium von Sachsen zugelassen war. Der Vorgang wird immer noch ermittelt. Und wer die Frau im Gerichtssaal in München erlebt, wundert sich über die scheinbare Unbekümmertheit und Ruhe der Angeklagten, die doch mit einer lebenslangen Haftstrafe rechnen muß. Ist das zur Schau getragen oder hat sie eine Versicherung? Allerdings gab es inzwischen auch Prozeßtage, die sie mitgenommen zu haben schienen. Vor allem, als die Mutter von Uwe Böhnhardt zwei Tage lang als Zeugin vor ihr saß. Eine ähnlich intensive Konfrontation mit ihrer eigenen Mutter blieb Zschäpe erspart, weil die von ihrem Zeugnisverweigerungsrecht Gebrauch machte.

Uwe Mundlos: Da sind die beiden Häkchen vor seinem Namen auf der V-Mann-Kandidatenliste der Geheimdienstanwerbungs-Aktion namens „Rennsteig“. Dazu gibt es ein korrespondierendes Dokument des MAD, – Militärischer Abschirmdienst, der Nachrichtendienst der Bundeswehr – nach dem Mundlos während seiner Bundeswehrzeit auf eine Mitarbeit angesprochen werden sollte. Auch das zerrte der Ausschuß in Berlin ans Licht. Laut einem thüringer Zielfahnder sollen schließlich auch die Eltern Mundlos davon ausgegangen sein, daß ihr Sohn ein Geheimdienst-Informant war.

Wo hört der Rechtsextremismus auf, wo fängt der Staat an? Und umgekehrt. Eine sehr ernste, geradezu dramatische Frage, vor der inzwischen manche kapitulieren.

Doch so erschreckend das alles ist: Es wären nicht die einzigen V-Leute, die Mörder geworden sind. 2008 tötete ein V-Mann aus Rheinland-Pfalz, der auf die sogenannte Sauerlandgruppe, Stichwort islamistischer Terror, angesetzt war, in Heppenheim drei Männer aus Georgien. Er sitzt eine lebenslange Haftstrafe ab. Die Hintergründe der Tat sind ungeklärt.

Um diese Dimension geht es. Und sie erklärt vielleicht, was nun seit dem November 2011 geschieht: Sicherheits- und Ermittlungsbehörden vertuschen in großem Stil die Hintergründe des NSU-Mordkomplexes. Hundertfach wurden Akten vernichtet, Akten wurden manipuliert, falsche Zeugen wurden in den Untersuchungsausschuß geschickt. Eine ganze Schicht staatlicher Funktionäre unterschlägt ihr Wissen gegenüber der Demokratie. Und wir haben das nächste Problem: wir sitzen in der Systemfalle, in der Ermittlungsfalle. Wer ermittelt gegen die Verfassungsschutzämter? Die Bundesanwaltschaft tut es nicht. Kann der Staat gegen sich selber ermitteln?

Wer waren die Mörder der Polizistin Kiesewetter in Heilbronn? Die Bundesanwaltschaft sagt: Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos – und nur sie. Die Ermittler beim Landeskriminalamt in Stuttgart dagegen sagen: Die Tat wurde von vier bis sechs Personen begangen. Hinzu kommt, daß keines der gut ein Dutzend Phantombilder von Heilbronn Mundlos oder Böhnhardt zeigt. Doch die Ermittler haben keine öffentliche Definitionsmacht. Ihr Votum bleibt verschwiegen. Die öffentliche Definitionsmacht liegt bei der politischen Behörde Bundesanwaltschaft. Und natürlich beim Innenminister. Im Sommer hat Reinhold Gall (SPD) ein 20-seitiges Papier zu Erkenntnissen über den NSU-Komplex vorgelegt, das viele Lücken und Fragwürdigkeiten aufweist. Interessant ist unter anderem folgendes Beispiel: Das Papier ist die Antwort auf eine Kleine Anfrage von Grünen Landtagsabgeordneten. Auf deren Frage: „Kam es nach dem Bekanntwerden des NSU zu einer Neubewertung der Akten und Ermittlungen im Mordfall der Polizistin Michèle Kiesewetter?“ – antwortet das Gall-Ministerium: „Mit Bekanntwerden des NSU wurde deutlich, dass es sich bei dem Trio um die mutmaßlichen Täter des Mordes und versuchten Mordes in Heilbronn handelt. Die Ermittlungen wurden in der Folge darauf gerichtet, diese Täterschaft nachzuweisen.“ Doch das heißt: Es wird seit dem 4. November 2011 praktisch nicht mehr ermittelt.

Ich habe keine Theorie, ich weiß zu wenig. Was ich habe, sind Fragen. Was wir tun, ist, Puzzlestücke zusammen zu tragen. Und inzwischen stellen sich ganz neue grundlegende Fragen: Wer war der NSU? War das Trio Teil einer größeren Organisation? Wenn: Was wollte die? Was bedeutet diese unheilige Allianz von Rechtsextremisten und Verfassungsschutz, die sichtbar geworden ist?

Wer war der NSU – oder besser: wer „ist“ der NSU? Denn der Komplex lebt. Wie sonst könnten 2012 und 2013 Akten verschwinden oder manipuliert werden?

Und es gibt einen neuen Todesfall. Am 16. September 2013 verbrannte der 21jährige Florian H. aus dem Kreis Heilbronn morgens um 9 Uhr in seinem Auto auf dem Cannstatter Wasen in Stuttgart. Er arbeitete eigentlich bei einer Baufirma im Remstal. Nachmittags um 17 Uhr hatte er einen Termin mit der NSU-Ermittlungsgruppe „Umfeld“ des Landeskriminalamtes, das auch in Bad Cannstatt sitzt. Nebenbei auch der Verfassungsschutz. Florian H., der sich in der rechten Szene bewegt hatte, war schon einmal im Januar 2012 vom LKA im Zusammenhang mit dem NSU-Komplex vernommen worden. Er soll Kolleginnen gesagt haben, er kenne die Polizistenmörder von Heilbronn. Laut Akten bestritt Florian H. das bei seiner Vernehmung dann. Aber er erwähnte ein gemeinsames Treffen von NSU und einer bisher unbekannten Gruppierung namens Neo-Schutz-Staffel, NSS, in Öhringen. Laut Ermittler habe das nicht belegt werden können. Doch der Sachverhalt wurde mit dem Abschlußbericht des NSU-Untersuchungsausschusses in Berlin Ende August 2013 erstmals öffentlich. Für die stuttgarter Polizei war der Tod Florian H.s Selbstmord. Die Ermittlungen wurden eingestellt. Die Eltern und die vier Geschwister sehen es anders. Sie schließen Selbstmord aus. Die Familie berichtet von mehreren seltsamen Defekten an ihren Autos in der Zeit davor. Der Leichnam wurde ohne Zutun der Familie eingeäschert. Sie will, daß weiterermittelt wird.

Der Wahnsinns-Komplex NSU ist von Journalisten, Anwälten und auch Ermittlern alleine nicht zu lösen. Nicht einmal vom Oberlandesgericht in München, das nur Akten, Zeugen und Beweise zuläßt, die etwas mit den fünf Angeklagten zu tun haben. Der NSU-Untersuchungsausschuß des Bundestages sollte fortgeführt und im Landtag in Stuttgart sollte einer eingerichtet werden. Der „Fall NSU“ gehört dringend auf die politische Ebene zurück und in die maximale Öffentlichkeit.

17 Gedanken zu „NSU-Komplex: Mehr Fragen als Antworten, Teil 3“

  1. Zitat Helmut Rannacher :
    “Ich bekenne mich zu den weißen Flecken. ”
    Eines meiner Lieblingszitate, falls der Komplex sich selbst noch keinen Namen gegeben haben sollte, ich wäre für diesen hier.

    Zu Florian H.:
    ” Bereits im Mai 2011 hatte Florian H. vor Arbeitskollegen gesagt, dass Rechtsextreme hinter der Bluttat steckten – Monate, bevor die NSU-Mordserie ans Tageslicht kam. ”
    http://www.swp.de/schwaebisch_hall/lokales/schwaebisch_hall/art1187763,2368902
    ” Laut Ermittlungsakte erfuhr die Soko am 22. November 2011 von den Hinweisen. Am 17. Januar 2012 wurde H. vom LKA erstmals vernommen – laut Protokoll ohne nennenswerte Ergebnisse. ”
    http://www.swp.de/ulm/nachrichten/suedwestumschau/Zeuge-im-Auto-verbrannt-Was-wusste-Florian-H-ueber-Heilbronner-Polizistenmord;art4319,2253398

  2. Danke für die andauernde Recherche, Herr Moser. Schön, von Ihnen wieder zu hören, nachdem Sie von Kontext so würdelos rausgekantet worden sind. In der Tat haben viele Akteure inzwischen eine Menge an Tatsachen und Zusammenhängen ans Tageslicht gebracht, die den “Sicherheitsbehörden” nicht genehm sind. Und da muss an den offenen Fragen weiter nachgehakt werden. Dazu ein paar Anmerkungen:
    Die unübersichtliche Spurenlage im Eisenacher Wohnmobil:
    Wo sind die Projektile/Munitionsreste? wohl offensichtlich nicht am Auffindungsort in Stregda. Die überzählige Hülse ließe sich noch damit erklären, dass die Winchester nach letztem Gebrauch nicht mehr repetiert wurde, vielleicht aus Transportsicherheitsgründen. Doch wieviele Durschusslöcher gibt es im Dach? Auch das angeblich (sehr spät) im Türrahmen gefundene Geschoss der Pleter- MPi weist eher auf eine Kampfsituation hin. Ob diese nur zwischen den beiden Uwes stattgefunden hat, oder ob weitere Personen beteiligt waren, wissen wir nicht. Auch der unverschmauchte “nagelneue” Rucksack mit der Beute des angeblich von den beiden begangenen vorhergehenden Banküberfalles, in dem erst Wochen später Bekenner- DVD’s gefunden werden, kann aus einem unverbrannten Spint im Wohnmobil stammen. Hat ein Ermittler halt da einfach herausgenommen,- und die Kollegen waren nach dem Fund des Geldes so davon eingenommen, daß sie die DVD’s schlicht übersehen haben. Die nicht auffindbaren Munitionsrückstände weisen ganz klar darauf hin, das die Uwes nicht am Auffindungsort des Wohnmobils starben.
    Das lässt mehrere Schlüsse zu.
    Fest steht aber, daß jemand das Wohnmobil nach Stregda gefahren haben muss.

    1. ” Die überzählige Hülse ließe sich noch damit erklären, dass die Winchester nach letztem Gebrauch nicht mehr repetiert wurde, vielleicht aus Transportsicherheitsgründen. ”
      Andersrum, die Winchester muss danach zumindest halb repetiert worden sein. Laut Ermittlern soll das gehen wenn sie aus 10cm Höhe auf den Boden fällt. Ich vermute mal es ist so gemeint das die Wucht des Rückstosses dazu führen kann das der Schlitten einmal Richtung Abzug/Griff rutscht.

      ” Doch wieviele Durschusslöcher gibt es im Dach? ”
      –Auf den Fotos vom Wohnmobil sind jedoch – das war bislang unbekannt – zwei Löcher im Fahrzeugdach zu erkennen, die von Geschossen herrühren. …Wenn das Loch aber von diesem Schuss stammt, dann müsste Mundlos von unten her aufseinen Freund geschossen haben.–
      http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.ermittlungsakten-nsu-ermittlung-begann-mit-panne-page1.1e136813-0ddd-436b-9e2c-ebb7dbaa963d.html

      ” Hat ein Ermittler halt da einfach herausgenommen,- und die Kollegen waren nach dem Fund des Geldes so davon eingenommen, daß sie die DVD’s schlicht übersehen haben. ”
      Das ist schon ziemlich Slapstickmässig, man muss nur wohlwollend das Gewohnheitstier geben und eine ganz normale Doppelpanne annehmen. Dümmer-als-die-Polizei-erlaubt muss mal wieder den Platz räumen, für nichts-ist-unmöglich. Ich finde die Ermittler sollten sich wenigstens dieMühe machen zu versuchen das zu erklären…

      ” Die nicht auffindbaren Munitionsrückstände weisen ganz klar darauf hin, das die Uwes nicht am Auffindungsort des Wohnmobils starben. ”
      Ich denke man kann da als Laie schlecht sagen wie die Chancen stehen das die Munition, die durchs Dach geflogen ist, gefunden wird. Die fliegt normalerweise immerhin ein paarhundert Meter.

      1. “Ich denke man kann da als Laie schlecht sagen wie die Chancen stehen das die Munition, die durchs Dach geflogen ist, gefunden wird. Die fliegt normalerweise immerhin ein paarhundert Meter.”

        Ich glaube, dazu hatte ich mich schon mal ausgelassen:

        Flintenlaufgeschoss, Kaliber 18mm
        http://www.brenneke-munition.de/cms/classic3.html?&L=1%3B

        Zum Vergleich AK 47: 7,62mm,
        http://thumbs.dreamstime.com/z/ak47-gewehr-munition-6336039.jpg

        Die Querschnittfläche des Flintenlaufgeschosses ist 5 mal so groß wie das der AK 47.
        AK47 verschießt spitze Stahlmantelgeschosse, während die Brenneke-Munition flach und weich ist.
        Die Anfangsgeschwindigkeit der AK-47 Geschosse ist 715m/s, beim Brenneke 400…500m/s.
        Die militärische Munition ist dafür konstruiert, dass die auch leichte Panzerungen durchschlägt. Die Flintenaufgeschosse sind dafür gedacht, Tiere zu töten; sonst nichts.

        Wenn ein militärisches Geschoss durch einen Körper geht, hat es unter Umständen immer noch so viel Energie, ein paarhundert Meter weit zu fliegen. Das ist beim Brenneke ausgeschlossen. Die Geschosse bauen die Energie im Körper ab. Sofern die überhaupt den Körper durchdringen, sollten die an der Wand des Wohnwagens hängenbleiben. Und wenn sie diese durchschlagen, müssen irgendwo in der Nähe rumliegen.

        1. Ich denke das ist übertrieben. Ich habe da keine praktischen Erfahrungen, aber auf youtube kann man sich ansehen was die Flintenlaufgeschosse so zerlegen, ich habe auch schon was über Schussverletzungen gelesen. Auf kurze Distanz sind die mit das übelste, sie fliegen natürlich nicht so weit wie Gewehrkugeln, aber es sind auch keine Volleybälle. Und das Wohnmobil ist nicht gepanzert, das würde nicht mal vor Pistolen Schutz bieten.

          1. ” aber auf youtube kann man sich ansehen was die Flintenlaufgeschosse so zerlegen, ich habe auch schon was über Schussverletzungen gelesen”

            Eben. Das ist der Unterschied zu militärischen Geschossen. Die Flintenlaufgeschosse verursachen schwerste Verletzungen. Weil die ihre Energie vollständig oder jedenfalls zum größten Teil im Körper abbauen. Einen “sauberen Durchschuss” gibt es nicht mit dem Brenneke.
            Die Wohnwagenwände sind nicht besonders solide, das ist klar. Aber das Projektil hat schon den größten Teil der Energie im Körper verloren. Und nun noch einen Teil an der Wohnwagenwand. Das fliegt nicht mehr weit, das kann man auf jeden Fall finden.

          2. Würde ja reichen wenn es die Brenneckes noch schaffen aufs nächste Hausdach zu hüpfen.

            yep
            Dann müssten die in der Dachrinne liegen.

  3. Hallo Herr Krüger,
    das Rätsel um die Patronenhülse werden wir hier nicht lösen können. Die Möglichkeiten dazu sind hinreichend dargelegt.
    Die Anzahl der Durchschusslöcher im Dach habe ich tatsächlich nie letztgültig geklärt veröffentlicht lesen können.
    Sollten es wirklich zwei sein, verdichtet sich die Annahme einer Kampfsituation.
    Tja, wenn Ermittler es versauen, den Tatort so zu sichern, wie es erforderlich ist, passieren möglicherweise solche Fehler wie mit dem Rucksack. Shit happens.
    Ich glaube das aber eher nicht.
    Munition oder Reste davon hätten auf jeden Fall gefunden werden müssen AUSSERHALB DES WOHNMOBILS. Das war aber nicht der Fall. Trotz intensiver Suche.
    Da suchte einige Zeit später ja nicht mehr die Polizei Eisenach/Gotha, sondern das BKA.
    Gefunden wurde aber nichts.

    1. Mal davon ausgehend es ist so wie Förster es beschreibt, dann müsste Böhnhardt ja seinen Kopf zur Seite gelehnt haben, sich zur Seite gebeugt haben, Mundlos kniet unter ihm, schiesst Böhnhardt in die Schläfe, wobei bei dem relativen Nahschuss der Lauf diese nicht berührt. Ich würde dann erwarten das so einiges von Böhnhardts Blut auf Mundlos zu finden wäre, aber dafür gibt es anscheinend keine Anzeichen.
      Man kann sich für einzelne Aspekte wohlwollend Erklärungen selbst zusammenbasteln( versuche ich auch regelmässig ), aber wenn man diese dann zusammenfügt sieht es oft merkwürdig aus.
      Wenn der Rucksack in einem Schrank war, dann müsste es ja eigentlich ein Übersichtsfoto davon geben. Geld und Waffen liegen sowieso im Wohnmobil rum, warum sollten sich die Ermittler bei Rucksack deswegen so aufgeregt sein-bevor sie ihn öffnen ?

      1. Das sind natürlich die richtigen Fragen. Nach Andreas Försters Artikel bekommt man unweigerlich den Eindruck eines sowohl verschlampten als auch manipulierten Tatorts. Es scheint nichts zu stimmen. Lage der Leichen, Schusswinkel, Dachdurchschüsse, Verletzungen, fehlende Munition und Blutspritzer, keine Fingerabdrücke, nicht ermittelte DNA Spuren anderer Personen – aber reichlich Beweisstücke wie nagelneuer Rucksack mit vorheriger Beute und verspätet aufgefundenen Bekenner DVD’s, fingerabdrucklose Waffen, obwohl die Uwes keine Handschuhe trugen und nicht zuletzt Beutewaffen des Polizistenanschlags von Heilbronn. Stinkt alles zum Himmel angesichts der schlichten Überlegung, welche angeblich so erfahrenen Bankräuber wohl so bescheuert sein könnten, all diese belastenden Dinge zu einem Bankraub mitzuschleppen. Dinge, die sie mit einem Mord in Verbindung bringen würden. Ausserdem: wenn tatsächlich der Polizeifunk abgehört wurde, hätte ja nicht nur die Alternative Kampf oder Hochgeschwindigkeits Mord/Brandlegung/Selbstmord (20 sek.) bestanden. Der natürliche Antrieb in dieser Situation wäre doch wohl eher die Flucht. Die Siedlung Stregda wird von drei Buslinien komplett umfahren. Klamotten zum Umziehen waren im Wohnmobil vorhanden. Also: Alles zurücklassen, in zwei verschiedene Richtungen unauffällig zu Fuß zum Bus in wenigen Minuten, Gerlach- Papiere entsorgen, am Busbahnhof den nächsten Fernbus nach Bad Salzungen nehmen, Gerlach anrufen, dass er sich ein paar Tage von zu Hause fernhalten soll, und Abends den Zug nach Dresden nehmen, um in Zwickau auszusteigen. Alles Verdächtige ausräumen und am Folgetag (Samstag) ab zum Flughafen Berlin. Ferienflieger nach Ägypten und dann auf zu den hilfswilligen Kameraden nach Südafrika. Mit bundesweiter Fahndung nach Sparkassenräubern ist an einem Wochenende wohl kaum zu rechnen. Sollten solch abgebrühte und bestens vernetzte Killer und Bankräuber wirklich keinen Plan B haben? Interessant am Rande: Auch wenn der Richter im Prozess im entscheidenden Moment nicht nachhakte ergeben die Zeugenaussagen mE ganz klar, dass am 14. Oktober tatsächlich Holger Gerlach selbst das Fahrzeug angemietet hat, auch wenn Böhnhard es dann am 25. abholte. Und siehe da: Gerlach war in der ersten November- Woche mit seiner Familie zu einem Kurzurlaub in Amsterdam. Zum Slapstick: es ist durchaus geboten, sich der Gefahr voreiliger Schlüsse und daraus resultierender möglicher Verschwörungstheorien bewusst zu bleiben. Deshalb ist es auch ok, sich wohlwollende Schlüsse zusammenzubasteln, die Nachlässigkeit, Strunzdummheit und auch Zufälle mit einbeziehen. Aber hey, es kann auch so sein wie im Cartoon mit der Schaafherde: Der Schäfer ist links im Bild, die Schaafherde in der Mitte und der Schäferhund rechts am Rand. Sagt ein Schaaf zu den anderen: “ey, pssst, und ich sag’s Euch: der Typ und der Hund, – die arbeiten zusammen!” Darauf die anderen zu ihm: “Ach Du immer mit deinen Verschwörungstheorien !!!”

        1. Also, ob die Chancen auf Flucht so gut waren weiss ich nicht, und den Gerlach-Ausweis hätten sie ja für den Flieger gebraucht.
          Das mit dem Wohnmobil sieht ziemlich dick aufgetragen aus, die Uwes haben ja echt an alles gedacht.
          ” eines sowohl verschlampten als auch manipulierten Tatorts ”
          Genau genommen den eines verschlampt manipulierten Tatorts.
          Meine 2 cent dazu : Die Waffen und Masken die bei den beiden letzten Überfällen verwendet wurden werden relativ spät erwähnt/präsentiert, ausserdem ist das mit dem dritten Mann nicht ganz geklärt.

  4. Mein halber cent dazu:
    Einen Gerlach BPA Ausweis haben sie nie gehabt. Aber einen Reisepass, der ihnen eine Ausreise ermöglicht hätte. Das wäre für Böhnhardt an egal welchem Flughafen am Samstag schon sehr riskant gewesen, hätte aber vielleicht noch klappen können. Für Mundlos wäre es auf den Namen Burghardt völlig gefahrlos gewesen. Der dritte Mann: Tja, mehrfach gesehen, aber offiziell nicht bestätigt. Also gilt bisher die Version der Bundesanwaltschaft: hat es nicht gegeben. So die Staatsversion. Wer sind wir, uns dem zu widersretzen?

    1. Korrektur:
      Sorry. natürlich meinte ich widersetzen.Wer soll das denn sonst tun? Aber das soll nur zeigen, dass wir mehr werden müssen, die die offizielle Version in Frage stellen. Wir wissen noch nicht, ob das am Ende so wird wie die gescheiterte Aufklärung des Kennedy- Attentats. Es gibt interessierte Leute, die dahinter kommen wollen. Die Leute werden von den Mainstream- Medien bewusst getäuscht. Die sitzen auf dem Schoß der Dienste und bangen um ihre Geschäftsbeziehungen.

  5. Die drei zusammenfassenden Texte von Thomas Moser sind das beste, was ich bisher zum Thema gefunden habe. Ich habe sie auf meinem Blog verlinkt:
    http://blog.initiativgruppe.de/2014/01/17/nsu-das-kiesewetter-ratsel/

    Aufmerksam werde ich verfolgen, wie ihr hier die Sache weiter analysiert.

    Frage: Kennt ihr Tomas Lecorte? Er bestreitet die Verbindung von NSU und Verfassungsschutz und schöpft dabei durchaus kompetent aus den Ermittlungsergebnissen der Polizei. http://www.lecorte.de/

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