Bekir schreibt:
„Bisher können Ärzte anhand eines PCR-Ergebnisses nur schlecht erkennen, ob die Patienten aktuell infektiös sind oder nicht. Mit einem neuen Verfahren soll sich das bis Jahresende ändern, kündigt das Robert Koch-Institut an.“[1]
Lothar Wieler stellte gestern der Öffentlichkeit stolz sein RKI (die oberste deutsche Seuchenbehörde) als Vorkämpfer an der wissenschaftlichen Corona-Front dar: Zusammen mit dem Konsiliarlabor der Charité in Berlin habe man einen Standard entwickelt, um die Viruslast von Corona-Patienten zu unterscheiden. (…) Anhand dieses Standards können Labore den cycle-threshold-Wert, kurz Ct-Wert, der PCR „eichen“, .
Nanu – es ist doch jetzt schon fast ein Vierteljahr her (6.9.20), als die TAGESSCHAU [2] meldete, ein Aufsehen erregender Bericht der New York Times lege nahe, „dass bis zu 90 Prozent der PCR-Tests so hohe Ct-Werte zeigen, dass die Patienten kaum noch Viren hatten. Der Epidemiologe Michael Mina von der Harvard Universität plädiert deshalb dafür, den Ct-Grenzwert auf 30 festzulegen“ – was auch dieses des Atlantiks kein unbekannter Wert war: „Der Webseite des Robert Koch-Instituts zufolge lässt sich aus den Proben von Menschen mit einem Ct-Wert von mehr als 30 in Laborversuchen kein Virus mehr vermehren“. Auch auf diesem Blog hatten wir das Thema schon längst, [3].
Und was gab / gibt es da noch lange zu „eichen“?
In „CT“ steht das C (cycle – Zyklus) ganz banal für die Anzahl der „Runden“, die das Labor die Maschine laufen ließ bzw. lassen muss, um Virenmaterial zu finden. Laut damaligem Tagesschau-Bericht schlägt der Test bei Patienten mit viel Virusmaterial häufig schon nach 10 bis 15 CT-Runden an, während viele Labore bei viren-armen Probanden die ergebnislose Suche nicht nach 30 Runden abbrechen, sondern bis 37 oder 40 weiterlaufen lassen.
Gefehlt hatte schon damals nicht irgendein geheimnisvoller (Labor-)„Standard“, sondern ganz simpel die Weiterleitung des CT-Werts von den Laboren an die Gesundheitsämter. Präziser:
„Viele Gesundheitsämter“ hatten diesen Wert je nach Labor mal bekommen, mal nicht – und hatten dies widerspruchslos so hingenommen, weil das Abverlangen dieses Werts wohl einfach nicht „Standard“ gewesen war: „Das ist nicht vorgesehen“, teilte damals der Essener Virologe Dittmer mit.
Dessen Forderung nach (zusätzlichen) Standards hatte sich nicht an die Labore gerichtet, sondern an die Proben-Entnehmer: Weil in den USA Proben anscheinend häufig nicht tief genug im Rachen genommen werden, verdünne Speichel die Probe, was zu (fälschlich) höheren CT-Werten führen könne.
Ob Wielers Fachleute noch „bis Jahresende“ brauchen werden, weil sie emsig an verlängerten (Rachen-)Stäbchen arbeiten?
Oder wird hier das gezielt unterlassene Anordnen einfachster Qualitäts-Standards heimlich nachgeholt und dieser Vorgang bemäntelt, indem man ganz frech angeblich neue wissenschaftliche Erkenntnisse vortäuscht (und diese Fake-Erkenntnisse zur Wahrung der Meinungsführerschaft auch noch an die eigene Brust heftet)?
Der größte Skandal ist aber noch nicht einmal das Ignorieren von CT-Werten oberhalb 30, wodurch positiv getestete Menschen freiheits-beraubend in Quarantäne gezwungen wurden (und bisher noch werden), obwohl sie höchst wahrscheinlich nicht-infektiös sind – denn dies könnte man noch (einigermaßen) mit einer übergroßen Vorsicht rechtfertigen.
Der wirkliche Skandal besteht darin, dass die Gesundheitsämter auch keine Anweisung hatten, von den Laboren sich wenigstens die hoch-infektiösen Positiv-Getesteten (CT-Wert 10 bis 15) geben zu lassen – wo man doch angeblich so verzweifelt nach Superspreadern suchte und nach den mit diesen verknüpften (und noch unentdeckten) Hot Spots!
[1] https://www.hausarzt.digital/politik/pcr-soll-infektiositaet-bald-besser-einschaetzen-78463.html
[2] https://www.tagesschau.de/investigativ/ndr-wdr/gesundheitsaemter-corona-tests-101.html
[3] http://friedensblick.de/31003/positiver-coronatest-heisst-nicht-automatisch-erkrankung/