Ehe. Chefredakteur NY Times: Wir sind intellektuelle Prostituierte

Es ist lange her, dass ein hochrangiger Journalist selbstkritische Worte über den eigenen Berufsstand fand. John Swinton war im 19. Jahrhundert Chefredakteur der NY Times.

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Er nahm an einem Bankett teil, das ihm die Führer der Zeitungszunft ausrichteten. Als er die ehrenden Worte über die (angeblich) so unabhängige Presse hörte, erfasste ihn die heilige Wut. Seine drastische Antwort auf die (bis heute andauernde) Heuchelei: Wir sind intellektuelle Prostituierte!

“So etwas gibt es bis zum heutigen Tage nicht in der Weltgeschichte, auch nicht in Amerika: eine unabhängige Presse. Sie wissen das, und ich weiß das. Es gibt hier nicht einen unter Ihnen, der es wagt, seine ehrliche Meinung zu schreiben. Und wenn er es täte, wüsste er vorher bereits, dass sie niemals im Druck erschiene. Ich werde wöchentlich dafür bezahlt, dass ich meine ehrliche Meinung aus dem Blatt, mit dem ich verbunden bin, heraushalte. Andere von Ihnen erhalten ähnliche Bezahlung für ähnliche Dinge, und wenn Sie so verrückt wären, Ihre ehrliche Meinung zu schreiben, würden Sie umgehend auf der Straße landen, um sich einen neuen Job zu suchen. Wenn ich mir erlaubte, meine ehrliche Meinung in einer der Papierausgaben erscheinen zu lassen, dann würde ich binnen 24 Stunden meine Beschäftigung verlieren.

Das Geschäft der Journalisten ist, die Wahrheit zu zerstören, schlankweg zu lügen, die Wahrheit zu pervertieren, sie zu morden, zu Füßen des Mammons zu legen und sein Land und die menschliche Rasse zu verkaufen zum Zweck des täglichen Broterwerbs. Sie wissen das, und ich weiß das, also was soll das verrückte Lobreden auf eine freie Presse? Wir sind Werkzeuge und Vasallen von reichen Männern hinter der Szene. Wir sind Marionetten. Sie ziehen die Strippen, und wir tanzen an den Strippen. Unsere Talente, unsere Möglichkeiten und unsere Leben stehen allesamt im Eigentum anderer Männer. Wir sind intellektuelle Prostituierte.” (wiki)

3 Gedanken zu „Ehe. Chefredakteur NY Times: Wir sind intellektuelle Prostituierte“

  1. Es gilt heute auch noch. Und nicht nur Journalisten wissen es. Dank Internet. Und Comedy, wirklich zum Weinen und Lachen. Schon früher gab es keine Meinungsfreiheit, dafür aber Hofnarren.

  2. Ich gehe noch weiter in meinem Betrachten des heutigen Journalismus: Ein Wochenblatt oder eine Tageszeitung greift ein Thema auf, und alle, alle Medien ziehen nach. Und ich zitiere zu Recht, was ich vor vielen Jahren irgendwo gehört habe: “Der Journalismus ist eine Hure”.

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