Phantombilder läßt die Polizei zeichnen, um mit ihrer Hilfe mögliche Täter festzunehmen. Direkt nach dem Polizistenmord in Heilbronn am 25. April 2007 und noch bis zum Jahr 2011 ließen die Ermittler aufgrund von Zeugenaussagen insgesamt 14 Phantombilder fertigen, die entweder weitere Zeugen am Tatort oder mögliche Täter des Anschlages darstellen. Polizistenmord Heilbronn
Auch Martin A., der Polizeibeamte, der schwer verletzt überlebte, trug ein Phantombild zu den Ermittlungen bei. Er sah einen der Täter im Rückspiegel kommen, als er und seine Kollegin Michèle Kiesewetter im Streifenwagen auf der Theresienwiese in Heilbronn saßen. Martin A. hatte Glück im Unglück, die Kugel prallte an einem Schädelknochen ab. Er konnte nach sechs Wochen von der Kriminalpolizei bereits nach seinen Wahrnehmungen befragt werden und war vier Monate nach seinem Kopfschuß wieder im Dienst.
Die 14 Phantombilder wurden von den Ermittlern bis heute nicht veröffentlicht. Drei wollte die Sonderkommission (SoKo) Parkplatz zur Fahndung herausgeben, was aber am Veto des zuständigen Staatsanwaltes von Heilbronn scheiterte. Gleichwohl wurden sämtliche Phantombilder allen Polizeibeamten, die im Laufe der Ermittlungen zu der Tat befragt wurden, vorgelegt – im Wesentlichen Kollegen der getöteten Polizistin Kiesewetter aus Böblingen und von der Polizeidirektion Heilbronn.
Der Mord wird von der Bundesanwaltschaft heute den Mitgliedern der NSU-Terrorgruppe Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt zugeschrieben. In ihrer Habe fanden sich nach ihrem Tod am 4. November 2011 die Tatwaffen von Heilbronn sowie die Pistolen, die den Beamten abgenommen worden waren. Allerdings ähnelt kein einziges der Phantombilder nur im Geringsten Böhnhardt oder Mundlos, deren Gesichter inzwischen allgemein bekannt sind.
Im Sommer 2013 veröffentlichten drei Medien, die Kontext-Wochenzeitung, die Bildzeitung und die Heilbronner Stimme, die 14 Phantombilder. Die Stuttgarter Zeitung druckte jenes Bild, das der angeschossene Polizist Martin A. erstellen ließ. Mitte Januar 2014 wurden mehrere der Bilder in einem ZDF-Beitrag gezeigt. Das Bild des Polizisten Martin A. wurde im Januar erstmals auch im Prozeß in München öffentlich vorgestellt.
Im September 2013, nachdem die Phantombilder erstmals durch Zeitungen veröffentlicht worden waren, meldete sich ein früherer Beamter des Landesamtes für Verfassungsschutz (LfV) von Baden-Württemberg beim Innenministerium in Stuttgart mit der aufregenden Nachricht, daß es sich bei einem der Phantombilder von Heilbronn um einen früheren Informanten handeln könne. Dieser Informant habe ihm im Jahre 2003 von einer rechtsterroristischen Gruppierung namens „NSU“ erzählt und mehrere Namen genannt, u.a. Mundlos. Der Informant nannte sich „Staufenberg“, sein bürgerlicher Name ist Torsten O. Das Amt ging den Hinweisen seines Mitarbeiters damals – 2003 – nicht nach. Er mußte die entsprechenden Vermerke sogar vernichten. Im April 2013 wurde bekannt, daß Torsten O. einmal V-Mann des LfV Baden-Württemberg war, Deckname „Erbse“. Das sagte der frühere LfV-Chef Helmut Rannacher bei seiner Befragung vor dem NSU-Untersuchungsausschuß in Berlin aus.
Dieser Mann – ex-V-Mann Erbse/Torsten O. – könnte also am Tattag, dem 25.April 2007, auf der Theresienwiese in Heilbronn gewesen sein. Irritierend ist, daß das Innenministerium im September 2013 nichts unternahm, um herauszufinden, um welches Phantombild genau es sich handele. Der pensionierte LfV-Beamte wurde nicht dazu befragt. In der Kontext-Wochenzeitung wurde dann das Phantombild identifiziert – es ist Bild Nummer acht, das einen Mann zeigt, der zusammen mit drei anderen Männern eine dreiviertel Stunde vor dem Mordanschlag am Rande der Theresienwiese saß und einem Passanten auffiel. Daß es sich um Torsten O., den ex-V-Mann Erbse, gehandelt haben soll, berichtete das Medium damals nicht.
Nach dem Hinweis seines früheren Mitarbeiters im September 2013 will das Landesverfassungsschutzamt überprüft haben, ob Phantombild Nr. 8 eine Ähnlichkeit mit dem früheren V-Mann Torsten O. habe – und komme zu dem Ergebnis: „keine Ähnlichkeit“. Das Landeskriminalamt soll sich dieser Bewertung angeschlossen haben.
“Mir liegen zwei Fotos von Torsten O. vor. Sie stammen aus den Unterlagen des NSU-Untersuchungsausschusses, der die Haftakte von Torsten O. angefordert hatte. Darauf sind die Jahresangaben “1994 – 2009” notiert. Ich zeige die Fotos hiermit zusammen mit Phantombild Nr. 8. Ob “Ähnlichkeit” oder “keine Ähnlichkeit” – das obliegt dem Urteil des Betrachters.”
Da sind nun offensichtlich zwei Fotos zu sehen, zeigen die denn beide Holger O. ? Der hat dann ja offensichtlich zugenommen, ist bekannt von wann die jeweils sind, mit und ohne Brille ?
Zitat von Thomas Moser (e-mail) :
“Die Bilder von T.O. sollen von 1994 und 2009 sein.”
Es muss doch vor Ort, im regionalen Milieu, so was wie ein Gerüchtewissen geben, das man erfragen kann. Offenbar sind eine ganze Reihe von Leuten, die man dort kennt, in die Sache verwickelt. Ich bin selbst in der Provinz geboren. Die Leute dort sind nicht auf den Kopf gefallen.
In Sachsen und Thüringen ist es doch vor allem die Milieugrenze (böse, schmutzige Unterschichtnazis!), die die Aufklärung behindert.
Was ist mit den einfachen Leuten im Umfeld dieser Verdächtigen, aber auch von Kiesewetter und Arnold? Diese Leute haben doch ein klares Bild (siehe Familie Heilig!), aber wir schaffen es nicht, auf ihr Wissen zuzugreifen.
Vielleicht herrscht da jetzt allgemeine Angst vor “Liebeskummer”…