Von interessierten Kreisen werden die Sozialkosten Deutschlands angeführt: Es gäbe eine “Explosion der Sozialkosten” (pro-sarrazin), Betrügereien, Sozialschmarotzer (focus). Steuerliche Mehreinnahmen würden “aufgefressen” werden, Schuld tragen “Kosten für die Unterkünfte von Langzeitarbeitslosen und andere Soziallasten.”(SPD) “Hartz-IV-Rechnung türmt sich auf 356 Milliarden.” (manager-magazin) Daher wird es einmal Zeit, diese Angaben zu überprüfen und zu vergleichen mit den Zinseinnahmen, die ja in erster Linie den Vermögenden zufließen.
Sozialkosten Dimension
Die Sozialkosten betrugen Anfang der 1960er Jahre 32 Milliarden (Mrd.), 2010 waren es 791 Mrd. Euro. Es muss jedoch die Geldentwertung mit-einbezogen werden. Daher werden diese Kosten zum Verhältnis zum Bruttoinlandsprodukt gesetzt.
“Demnach stieg der Anteil der Sozialausgaben am BIP von 1970 bis 1975 deutlich von 23 auf 29 Prozent und sank anschließend bis 1990 wieder in Etappen auf 26 Prozent. Die Wiedervereinigung brachte dann einen erneuten Anstieg und im Jahr 2010 wurde fast jeder dritte in Deutschland erwirtschaftete Euro für Sozialausgaben verwendet.”
Quelle: statistiker-blog
Finanzierung
Die Sozialkosten werden in erster Linie durch die gesetzliche Sozialversicherung bezahlt: Im Jahr 2010 betrugen die Sozialausgaben 790 Mrd. Euro (statistiker-blog). Jedoch wurden 494 Mrd. direkt durch die Sozialversicherung (Renten-, Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung) finanziert. Es kommen nochmal 145 Mrd. Sozialleistungen dazu, die ebenfalls auf einer vorherigen Einzahlung basieren: Etwa 24 Mrd. durch private Absicherungen, 58 Mrd. Pensionszahlungen an ehemalige Beamte, 58 Mrd. Sozialleistungen von Unternehmen, 63 Mrd. (destatis)
Mindestens 639 Mrd. von 790 Mrd Sozialkosten gründen daher auf einer vorherigen Arbeitsleistung des späteren Zahlungsempfängers! Das sind 80%. Dagegen betrugen die eindeutig zuordbaren “leistungslosen” Einkommen, Sozialhilfe und Wohngeld, 27 Mrd Euro. Das sind nur 3,5 % der Sozialkosten.
Ergebnis
Das Sozialsystem wird größtenteils aus sich selbst finanziert, sprich die Menschen erarbeiten sich selbst ihre Sozialleistungen.
Zinsen
Die Zinsgutschriften der Banken belaufen sich von den 60-Jahren bis heute auf fast 6 Billionen Euro, ungefähr die heutigen Bankeinlagen! Ein Teil der heutigen Geldvermögen resultiert daher aus vorherigen Zinsgutschriften und nicht aus einer vorherigen Unternehmer- oder Arbeitnehmertätigkeit. Daher spricht die Deutsche Bundesbank auch von einer “Selbstalimentation” der Geldvermögen; Geld vermehrt sich aus sich selbst.
Folgende Abbildung verdeutlicht, dass …
” (…) die Einlagen- und Kreditgeschäfte von 1950 bis Ende 2010 von rund 40 Prozent auf 245 bzw. 210 Prozent des BIP angestiegen und damit rund sechs Mal schneller als die Wirtschaftsleistung! Diese erheblichen Zunahmen sind das Ergebnis ständig steigender Ersparnisbildungen, die wiederum vor allem aus den laufenden Zinsgutschriften resultieren. Dabei ist die Bundesbank bereits im Oktober 1993 davon ausgegangen, dass diese zinsbedingte „Selbstalimentation der Geldvermögensbildung“ bei 80% der Neuersparnisse gelegen hat! –
Addiert man diese Zinsgutschriften der Banken an die Sparer, die seit 1968 von der Bundesbank ausgewiesen werden, dann kommt man bis 2010 auf eine Gesamtsumme von 5.940 Milliarden Euro, ein Betrag, der etwa den gesamten Bankeinlagen entspricht!”
Grafik: Helmut Creutz, aus Buch “das Geld-Syndrom”, Neuauflage 2012
Finanzierung der Zinsen
Jeder zahlt Zinsen – auch die, die keine privaten Schulden haben. Die Zinszahlungen des Staates stecken in den Steuern und Abgaben, die Zinszahlungen der Unternehmen in den Preisen und Privatleute zahlen ihre Zinsen sowieso direkt an die Bank.
Nach Berechnungen von Helmut Creutz zahlten die deutschen Privat-Haushalte im Jahr 2000 durchschnittlich 28 % ihrer Einkommen nur Zinsen. Er teilte dazu die Haushaltsausgaben mit den Bankzinserträge.
“Diese Belastung ergibt sich, wenn man die Bankzinserträge, die in etwa der Schuldenzinsbelastung unserer Volkswirtschaft entsprechen und im Jahr 2001 bei 382 Mrd Euro lagen, an den Haushaltsausgaben in Höhe von 1.232 Mrd misst. Der sich daraus ergebende Durchschnittssatz von 31% muss für die Verzinsung des schuldenfreien Sachkapitals jedoch noch erhöht werden.” (Helmut Creutz)
Grafik: Helmut Creutz, aus Buch “das Geld-Syndrom”, Neuauflage 2012
Seit 2000 stieg jedoch die Verschuldung der Unternehmen, Privatleute und des Staates weiter. Der Zinsanteil in den Preisen beträgt inzwischen 40 % [Stand 2011] (humane-wirtschaft). Folgende Grafik verdeutlicht, dass nur 20% der Bevölkerung vom Zins profitiert. Von den 20% profitieren lediglich 50% massiv!
Grafik: Helmut Creutz, aus Buch “das Geld-Syndrom”, Neuauflage 2012, (Nr. 060)
Ergebnis
Das Zinssystem ist ein riesiger Umverteilungs-Mechanismus von unten nach oben; Georg Schramm fragt:
“Wer kriegt denn dieses schöne Geld? Dieses große Stück Kuchen. Das kriegen natürlich die Kreditgeber und da ist der kleine Mann tendenziell durchaus in der Minderzahl.”