Der zweite Untersuchungsausschuss des Bundestages stellt sich parteiübergreifend hinter die Beweismittel-Sicherung und Tatortarbeit der Polizei. Ein Beispiel sind die Ermittlungen, wie es zu den Explosionen und dem Feuer in Beate Zschäpes Wohnung in der Frühlingsstraße in Zwickau kam.
Es gibt zwei große Ungereimtheiten, die der Ausschuss nicht klärte: Warum stellte die Feuerwehr nach der Löschung und der Tatortbesichtigung kein Benzin in der Wohnung fest? Warum galt noch am 05.11.11 die Ursache des Feuers als ungeklärt? Wie konnte Zschäpe das Benzin anzünden, ohne Verbrennungen durch die Verpuffung zu erleiden, nicht einmal nach Benzin stinken?
Heinrich Günnel war Chef des Zwickauer Feuerwehramtes und Einsatzleiter. Seine Truppe löschte den Brand ab 15:30. Bei der Begehung der gelöschten Wohnung gegen 16:30 nahm er jedoch kein Benzin bzw. Benzingeruch wahr!
„Ich habe kein Benzingeruch wahrgenommen, es war zu verraucht.“
Es gibt dementsprechend am 04.11.11 keinerlei Berichte in den lokalen Medien, die auf Benzin aus Auslöser des Feuers hindeuten würden. Dabei soll sogar im Treppenhaus Benzin verschüttet gewesen sein, aus dem Anwohner eine ältere Nachbarin aus der Wohnung retteten. Wie kann es sein, dass auch diese Zeugen kein Benzingestank bemerkten? Sogar eine Nachbarin, die mit Zschäpe auf der Straße sprach und Katzenkörbe entgegennahm, bemerkte an ihr kein Benzingestank.
Eine andere Zeugin, Antje H. Sie sprach etwa eine halbe Minute mit einer Frau mit Katzenkörben, die vom Tatort kam. Sie nahm keinen Benzingeruch wahr.
„Frage: Konnten sie an Frau ZSCHÄPE Benzingeruch oder andere Gerüche wahrnehmen?
Antwort: Nein.“
Heer fragt zur Distanz zwischen H. und der Frau mit den Katzenkörben. H. sagt, es seien vielleicht ein bis zwei Meter gewesen. Das Gespräch sei sehr kurz gewesen, sagt H., es habe keine 30 Sekunden gedauert.“
Diese Ungereimtheit wird vom Ausschuss komplett ignoriert, nicht einmal problematisiert. Im Abschlussbericht finden sich keine Aussagen von Branddirektor Heinrich Günnel, obwohl seine Vernehmung am 18.02.16 beschlossen wurde! Werden seine Aussagen unterschlagen?
Wie konnte Beate Zschäpe das Benzin anzünden, ohne verletzt zu werden? Sie soll das Benzin vom Treppengang aus mit einer offenen Flamme entzündet haben. Von der Verpuffung wurde sie geschützt, weil sie sich hinter der Eingangstüre der Wohnung aufgehalten habe!
“Auf die Frage, ob man nach Entzünden des Kraftstoffes noch die Wohnung verlassen könne, hat der Zeuge erklärt:
„Ich gehe […] davon aus: Wenn jemand in einer Deckung sitzt,
wie eine Tür, die ich dann zumachen kann – links die Wohnungstür zum Beispiel vorn -, dann passiert mir überhaupt nichts, dann bin ich ja außerhalb der Gaswolke.” (Abschlussbericht, zweiter NSU-Ausschuss Bundestag)
Wenn die Eingangstüre geschlossen war, sich Zschäpe also außerhalb der Wohnung aufhielt, wie konnte sie dann das Benzin in der Wohnung anzünden?
Vom Feuer unverbranntes benzingetränktes Papier
“Am 8. November 2011 wurde im Brandobjekt eine Prospekthülle mit Zeitungsartikeln gesichert.
Der Zeuge KHM Lenk hat sich vor dem Untersuchungsausschuss wie folgt erinnert:
„Ich habe […] an dem Tag einen Schnellhefter mit Prospekthüllen gefunden. […] In diesem […] Schnellhefter habe ich verschiedene Zeitungsartikel vorgefunden […] Dieser Prospekthefter stank dermaßen nach Benzin; also, der war richtig getränkt. Ich habe mich dazu entschieden, diesen zu entfernen, den Inhalt der Zeitungsartikel herauszunehmen und nur den Prospekthefter zur Untersuchung der Brandlegungsmittel – – Hier ist nachgewiesen worden Ottokraftstoff; hohe Konzentration an diesem Teil festgestellt.“
Der Ausschuss ist der Frage nachgegangen, warum die aufgefundenen gesammelten Zeitungsartikel zu den Taten nicht verbrannten. Der Zeuge KHM Lenk hat dazu folgendes erklärt:
„Also, ich habe nur 20 Minuten, wo das Feuer einwirken kann auf die abgelegten Gegenstände, Einrichtungsgegenstände – nicht länger. Brennt das jetzt länger, eine Stunde, dann habe ich natürlich ein Brandszenario drin, wo die brennbaren Gegenstände oder Substanzen dann weiter verbrannt werden bis zur Veraschung. Dort finde ich natürlich dann nichts mehr. Umso länger ich dort Brandeinwirkungen habe auf diese Einrichtungsgegenstände oder dieses Kartenmaterial, umso höher ist die Vernichtungsmöglichkeit.
In dem Bereich war es für die Berufsfeuerwehr ein schneller Einsatz, weil die Wände herausgesprengt gewesen sind. Sie mussten in keinen größeren Innenangriff, sondern konnten schon von außen mit ihrem C-Strahlrohr den Brand bekämpfen – und dann im Anschluss erst den Innenangriff gemacht. Die Feuerwehr konnte hier schnell den Brand unter Kontrolle bringen.
[…] Ich finde eigentlich […] alles; aber ich finde noch Gegenstände, die sehen manchmal anders aus. Es kommt darauf an, wo sie in dem Raum liegen. Und in dem Bereich, wie ich schon sagte, waren diese Zeitungsartikel, diese Kartenmaterialien, diese Bekleidungsgegenstände noch mal verpackt, also noch mal in Folie verpackt. Und dieses Kartenmaterial stand da auf einem Stapel, also fein säuberlich archiviert, will ich mal sagen.[…] Das heißt also, diese abgestellten Zeitungsartikel oder dieses abgestellte Kartenmaterial brennen von außen an und innen verkrustet das, also archiviert mir das, und das Schicht für Schicht.“ (ebd)
Dagegen vernichtete das Feuer alle DNA am kaum beschädigten Benzinkanister, der in der Wohnung gefunden wurde.
“In sämtlichen Räumen konnte Benzin festgestellt werden; Teelichter standen am Boden; ein 10-Liter-Benzinkanister wurde aufgefunden. Weder auf ihm noch auf der Ausgusstülle waren DNA-Spuren auffindbar, was sich jedoch durch die Wirkung des Brandes auf DNA erklären lässt.” (ebd)
Lächerliche Aussage der Abgeordneten
“Aus Sicht des Ausschusses waren nicht nur sämtliche Taten in ihrer Ausführung akribisch geplant, sondern auch – dafür spricht insbesondere die Verfügbarkeit eines 10-Liter-Benzinkanisters in der Wohnung der Terrorgruppe NSU – ein Plan vorbereitet, im Falle der Enttarnung jedenfalls Spuren zu vernichten und die versandfertigen Bekenner-DVDs zu versenden.”
Na ja, da brauchen wir nicht über die Tür orakeln.
Zschäpe hat ja erklärt wie sie es gemacht haben will:
“Ich nahm mein Feuerzeug, entzündete dies und hielt die Flamme an das Benzin, das sich auf dem Boden verbreitet hatte. Das Benzin fing sofort Feuer, und dieses schoss geradezu durch den gesamten Raum.”
Das ist wissenschaftlich ausgeschlossen.
Zschäpe hätte sofort gebrannt.
Als Lenk noch nichts vom kommenden Geständnis wusste, hat er diese Möglichkeit vor Gericht schon mal grundsätzlich verworfen.
Wer sucht findet im Untersuchungsausschuss BW auch ein Beispiel, was passiert, macht man es so. Ein Zeuge, Brandexperte, hatte so einen Fall.
Feuerzeug an heißt, sofort in Flammen stehen.
Warum, erklärt der Feuersachverständige an seinem Beispiel auch.
Bei “Telepolis” wies der Kommentator “systemverwalter” auf einen ähnlichen Fall hin, wo der Brandstifter oberflächliche Verbrennungen davontrug, sich mit Benzin besudelte etc. In dem Fall wurde das Feuer außerhalb der Wohnung im Freien entzündet. Bei Zschäpe soll es innerhalb der Wohnung, aber hinter der Eingangstüre gewesen sein.
“Fall Jochen K. – Wohnhaus mit Benzin gesprengt
Die Sache mit der Wohnung erinnert mich an den Fall des Kirchen-Mitarbeiters Jochen K., der nach Ärger mit seinem Vermieter über Zahlungen für Mietschäden in das ehemalige
Bochumer Wohnhaus der Vermieter einbrach, dort Benzin verschüttete, wobei die gesamte Frondwand weggesprengt wurde. Das war im Jahr 2010. Nach der Tat flüchtete K. und sprang in Selbstmordabsicht von einer Autobahnbrücke der A45.”
EDIT: Aus dem WAZ-Artikel “Der Tote hatte Benzinspuren und Verschmorungen an der Kleidung und den Schuhen. Und oberflächliche Verbrennungen am Leib.”
Siehe:
https://www.waz.de/staedte/bochum/hausexplosion-in-bochum-war-ein-racheakt-id3636065.html