Teil 10) Damaliger sächsischer Landespolizeipräsident Merbitz: Mordwaffe Kiesewetter am 09.11.11 gefunden

In Teil 2 meiner Artikelserie über die Arbeit des zweiten parlamentarischen NSU-Untersuchungsausschusses (PUA) des Bundestages stellte ich die Aussagen verschiedener Polizisten dar, dass die Tatwaffen des Heilbronner Polizistenüberfalls (“Radom” und “Tokarew”) und der Ceska-Mordserie (“Ceska”) erst am 09.11.11 im Brandschutt vor Zschäpes Wohnung in Zwickau gefunden wurden. Inzwischen fand ich eine weitere Aussage, die diese Darstellung stützt.

Bernd Merbitz war im November 2011 der Landespolizeipräsident des Freistaats Sachsen. Dem thüringer PUA sagte er am 1. Juli 2013, dass er über die zwickauer Waffenfunde erst am Abend des 09.11.11 informiert wurde. An dem Tag wurde im Brandschutt eine Ceska mit Schalldämpfer gefunden. Er betont: Gleichzeitig wurde ja dann auch die Waffe gefunden, mit der die Polizeibeamtin Kiesewetter erschossen wurde.” 

Herr Merbitz:
Das war – gehen wir noch mal zurück, 2011 im November, 10.11. Am 9. November rief mich abends in meiner Funktion als Landespolizeipräsident der Leiter der Polizeidirektion Zwickau, der Herr Georgie, an und sagte mir, wir haben jetzt gerade noch eine Pressekonferenz gegeben, dass wir Waffen gefunden haben nach dem gesprengten Haus.

Ich möchte auch voranstellen, ich habe auch davon, dass es in Zwickau eine Explosion in einem Haus gab, auch den Zeitraum vorher zur Kenntnis bekommen. Aber niemand hätte irgendwo geglaubt, dass es dann solche Dimensionen annimmt, denn in der Regel ist es so, dass es entweder Fahrlässigkeit, Suizid oder irgendeinen Arbeitsunfall dort gab.

Aber im Nachhinein nach den Untersuchungen, wo Waffen gefunden wurden, da hatte mich am Abend des 9. der Herr Georgie angerufen und hat gesagt, jetzt haben wir die Pressekonferenz gegeben und wir haben weitere Waffen gefunden. Da habe ich gesagt, es werden wahrscheinlich nicht die letzten sein. Um die Öffentlichkeit auch darüber zu informieren, müsst ihr morgen eine Nachmeldung machen, dass weitere Waffen gefunden wurden, auch an die Presse. Da sagte er zu mir, aber wir haben jetzt eine Waffe gefunden mit Schalldämpfer. Dort habe ich ihm gesagt, lass es bitte nicht wahr sein. Er sagte, ja, es ist eine Ceska. Nun war es aber auch nicht …

Die ganzen Ermittlungen zu den Tötungsdelikten, wo die gleiche Waffe immer verwendet wurde, das war in der Polizei bekannt, aber diese Ermittlungsrichtung war eine ganz andere. Ich habe darauf zu ihm gesagt: Ich werde mich jetzt ans Bundeskriminalamt wenden, habe an dem Abend auch noch den BKA-Präsidenten Jörg Ziercke angerufen und habe ihm gesagt, wir schaffen es nicht mehr mit der Untersuchung, ihr müsst uns bei der Untersuchung der Waffen helfen. Und ich sagte, wir haben auch eine Waffe gefunden mit Schalldämpfer, eine Ceska. Er hat analog das Gleiche zu mir gesagt, das BKA hat auch die ganze Nacht durchgearbeitet.

Und jetzt kommen wir zu dem Begriff NSU. Ich habe mich am nächsten Tag nach Zwickau begeben. Dort wurde mir die CD, die gefertigt wurde, die dort vorlag, die gesichert wurde am Tatort, auch vorgespielt. Dort bin ich auch das erste Mal mit dem Begriff NSU konfrontiert worden. Dann war natürlich die Sache klar, wir hatten auch das Ergebnis. Am 11. hat dann der GBA das Verfahren auch übernommen.” (Thüringer Landtag, 42. Sitzung am 1. Juli 2013, Wortprotokoll, S. 23)

“Es war alles schlimm. Es war alles schlimm, was passiert war, hier mit den Banküberfällen, dann das Zusammentreffen mit der Polizei, ich fasse das kurz, mit dem Wohnwagen, die Explosion in Zwickau und das, was wir gefunden hatten. Es passte schon in ein Bild, wo man sagen muss, das ist nicht einfach nur ein Banküberfall, das ist nicht einfach nur, dass ein Haus weggesprengt wurde, sondern dann kam der ernüchternde Moment und das ist ja nun jedem, wenn man über die Ceska, die Waffe Ceska, die uns viel in die Irre auch geführt hat. Gleichzeitig wurde ja dann auch die Waffe gefunden, mit der die Polizeibeamtin Kiesewetter erschossen wurde. 

Dann bekommen Sie dieses, und das ist jetzt das über die Jahre, diese Waffe, einen Schalldämpfer und eine Ceska, die musste geprüft werden, aber das ist im Moment, und das sage ich auch in aller Deutlichkeit, ich saß dann erst mal bestimmt 20 Minuten da und habe gesagt, was, wenn das diese Waffe ist, die noch untersucht werden muss, was ist hier eigentlich passiert, was man rational überhaupt nicht nur in einem gewissen Umfang fassen kann. Es hatte ja nun, weil wir auch hier im Freistaat Sachsen sind, die ganze Bundesrepublik plötzlich ergriffen mit der Feststellung, dass es auch diese Waffe ist. Die Frage, wie es dazu gekommen ist, müssen wir uns nicht nur im Freistaat Sachsen, Freistaat Thüringen stellen, sondern die müssen wir uns generell stellen.” (ebd, S. 38)

Immer mehr deutet darauf hin, dass der Brandsachverständige der zwickauer Polizei Frank Lenk die Unwahrheit sagte. Laut ihm hätte er die Kiesewetter Mordwaffe “Radom” am 05.11.11 gefunden und zwar in der Wohnung!

Im Ermittlungsordner “Bd 11 Ass W01 bis W11” (Link auf  fdik.org, S. 282 ff.) ist ein Foto der Auffindesituation der Mordwaffe “Radom” zu sehen. Auch das Foto vermag nicht die Darstellung von Frank Lenk zu belegen, eher zu schwächen. Obwohl er die Waffe in der Wohnung gefunden hätte, ist unterhalb der Waffe lediglich Brandschutt zu sehen, kein Fussbodenbelag. Das gleiche bei der Waffe “Walther”, die im hinteren Bereich der Wohnung gefunden worden wäre. Darüber hinaus ist deutlich zu sehen, dass beide Waffen von der Sonne angestrahlt werden. Auf der anderen Seite war die Wohnung durch die Baggerarbeiten verwüstet und teilweise das Dach abgedeckt gewesen. Deshalb beweisen diese beiden Fotos gar nichts.

Auf der anderen Seite die Schusswaffe “ERMA-WERKE” tatsächlich innerhalb der Wohnung fotografiert worden, da sie im Foto vor einen Wandtresor gehalten wird.  

2 Gedanken zu „Teil 10) Damaliger sächsischer Landespolizeipräsident Merbitz: Mordwaffe Kiesewetter am 09.11.11 gefunden“

  1. Lenk sagte vor dem UA in Sachsen, Zitat:

    “Carsten Hütter, AfD:
    Vielen Dank, Herr Vorsitzender! Vielen Dank, Herr Lenk, dass Sie uns zur Verfügung stehen! Ich habe folgende Frage: Der Abtransport der Schusswaffen am 09.11. – durch wen wurde das veranlasst?
    Zeuge Frank Lenk:
    Wo meinen Sie, wohin? Der Abtransport? Nach Wiesbaden?
    Carsten Hütter, AfD:
    Ja,
    Zeuge Frank Lenk:
    Vom Lagezentrum.” Zitat Ende
    (Quelle Wortprotokoll NSU-UA Sachsen, 6. Sitzung am 16.11.2016, Seite 55)

    Es ist ziemlich offensichtlich, dass die Polizei derartig wichtige Asservate nicht 4 Tage ohne Untersuchung “rumliegen” lässt. Allerdings lässt Lenk durchblicken, dass er damit nichts zu tun hatte. Die mutmaßlichen Tatwaffen im Fall Kiesewetter gingen auch erstmal nach Dresden ans LKA zur molekulargenetischen Untersuchung. Erst danach wurden die ans BKA nach Wiesbaden gesandt. Wobei es in Thüringen auch nicht anders lief. Alle Waffen gingen zuerst ans LKA und von dort ans BKA.

    Das Lenk Merbitz persönlich in die Lage einwies sagt er auch vor dem UA in Dresden, Zitat:

    Sabine Friedel, SPD:
    Dann würde ich gern wissen: Haben Sie in den Tagen, wo Sie am Tatort waren oder überhaupt damit beschäftigt waren, Kontakt mit Kollegen vom LKA Thüringen gehabt? Oder haben Sie mit dem Ermittier, dem Herrn Menzel, der in Eisenach ja den anderen Tatort zu untersuchen hatte, Kontakt gehabt? Also kam eine andere Behörde auf Sie zu?
    Zeuge Frank Lenk:
    Nur die zwei Kollegen von Baden-Württemberg. Ist mir jetzt noch in Erinnerung. Also, es waren viele Leute draußen, auch die Chefs von uns, der Leiter der Kriminalpolizei war draußen, selbstverständlich, der Polizeipräsident war draußen. Die haben sich von der Lage ein Bild gemacht, selbstverständlich. Ob da jemand dabei. war aus anderen Dienststellen, kann ich nicht sagen, weil ich einfach mit der Brandursachenermittlung so beschäftigt war, dass es mich nicht so berührt hat. Da müssten Sie im Lagezentrum nachfragen, wer dort war. Ich weiß aber, dass Leute dort waren, wie gesagt,. die Chefs von mir, KLeiter, Polizeipräsident. Die haben von mir auch persönlich die Einweisung bekommen, was ich gesehen habe, was passiert ist.” Zitat Ende
    (Quelle Wortprotokoll NSU-UA Sachsen, 6. Sitzung am 16.11.2016, Seite 53)

  2. Dort wurde mir die CD, „die gefertigt wurde, die dort vorlag, die gesichert wurde“ am Tatort, auch vorgespielt.
    / Zitat-Ende

    Da windet sich jemand in ganz schön vielen Worten, der doch eigentlich nur sagen will: „Ich bekam die Fund-CD vorgespielt“.
    Als fürchte er bohrende Fragen zum Behörden-Werk:
    CD gefertigt, CD hin-/vorgelegt, CD gesichert (kopiert)?

    „Dort bin ich auch das erste Mal mit dem Begriff NSU konfrontiert worden.“
    … sagt der zuständige Landespolizeipräsident. Aber warum soll es ihm besser gehen als den Uwes, die vor lauter spurenlosem Morden die ganzen 10 Jahre nicht dazu gekommen waren, sich einen ordentlichen Banden-Namen zuzulegen und Bekennerbriefe mit politischen Forderungen zu veröffentlichen?

    „dann kam der ernüchternde Moment und das ist ja nun jedem, wenn man über die Ceska, die Waffe Ceska, die uns viel in die Irre auch geführt hat.“
    Das haben Kleinserien von Waffen, die (ab Fabrik) überwiegend in Geheimdienstler-Hände gekommen waren, wohl so an sich: „in die Irre auch geführt“. Den Uwes wirft man jedenfalls zwar das Morden mit der Ceska vor, bisher aber nicht das Irreführen per Ceska.
    Die beiden haben – gemäß Narrativ – mit den unterlassenen Bekennerbriefen ja schon mehr irregeführt als ihnen selbst recht sein konnte.

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